Mönchengladbach. . Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hat wieder ein Talent aus dem Hut gezaubert. Der Transfer von Mickael Cuisance rief aber auch Kritik hervor.

Selbstvertrauen hat Mickael Cuisance im Überfluss. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl brachte das beim 2:1 (0:0)-Heimsieg über Hannover 96 am Samstagnachmittag „fast einen Herzinfarkt“ ein. Gladbachs Franzose, mit 18 Jahren und 45 Tagen zweitjüngster Starter einer Bundesliga-Mannschaft Borussias hinter Ex-Nationalspieler Marko Marin, zeigte einen feisten Hackentrick. Unter Bedrängnis. Im eigenen Strafraum. Die Geschichte wäre eine andere geworden, hätten die Gäste den Absatzkick zum Führungstor ausgenutzt.

Cheftrainer Dieter Hecking wird seinen Sommerzugang aus der Jugendakademie des AS Nancy sicher auf derlei gefährliche Tricksereien aufmerksam machen. Immerhin war Hecking, treuer Befürworter einer fest gezimmerten Startelf, mit dem Debüt seines jüngsten Fohlens im Stall schon Risiko gegangen. Doch Cuisance enttäuschte seinen Chef mit Ideen und Energie nicht. Empfahl sich auch wegen seiner Torvorlage auf Matthias Ginters Außenrist für weitere Aufgaben im defensiven Mittelfeld.

Ähnlicher Stil wie Rakitic

Schnäppchenhafte 200 000 Euro kostete der Mittelfeldspieler im Sommer. Große technische Qualitäten und eine hohe Spielintelligenz bringt der gebürtige Straßburger mit, dem ein ähnlicher Stil nachgesagt wird wie dem Kroatien-Schweizer Ivan Rakitic. Der fand nach vier Schalke-Jahre über Sevilla den Weg zum FC Barcelona.

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Barca war an Cuisance ebenso interessiert wie Manchester City. Wie der Neu-Dortmunder Dan-Axel Zagadou ließ sich Cuisance Anfang des Jahres die Vorteile eines Wechsels nach England vor Ort erklären. Von City-Cheftrainer Pep Guardiola persönlich. Auch Juventus Turin hatte ein Auge auf Cuisance geworfen. Auf die Arbeitsbiene, wie die italienische Fußball-Plattform Footbola titelte.

Wette auf eine Explosion

Doch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl machte das Rennen. Wegen seines guten Rufes, Talenten ein prächtiges Feld für die Reife-Entwicklung zu bereiten. Eberl fischte mit Cuisance auch ein starkes Temperament. Dies traut man dem schmächtigen Blondschopf, der seine Haare gern unter dem Kapuzenpulli versteckt, nicht zu.

In Nancy jedenfalls waren sie alles andere als begeistert darüber, dass ihr größtes Akademie-Talent für eine bessere Aufwandsentschädigung im Mai bei Gladbach zusagte. Und den angebotenen Vertrag bei AS eiskalt ablehnte. „Wir fühlen uns verraten, wenn ein Talent so früh ins Ausland geht“, erklärte Jean-Robert Faucher, der französische Verbandstrainer für die Ostregion, zu der auch das 100 000 Einwohner fassende Nancy gehört, im Gespräch mit der Fußball-Fachzeitschrift So Foot. Gladbach würde eine preiswerte Wette auf die Leistungsexplosion eingehen.

Bis das Geschäft wirklich dahin driftet, ist es allerdings noch ein weiter Weg für einen blutjungen Spieler, der französischen Rap auf seine Kopfhörer unter der Kapuze jagt und am liebsten Tagliatelle mit Fleischsoße auf die Gabel dreht.

Cuisance’ Vorbild heißt Zinedine Zidane. Der hatte auf dem Rasen bekanntlich auch einen Hang zu Soli. Und einen Dickkopf. Geschadet hat’s ihm nicht nachhaltig. Und wer weiß? Vielleicht holt Zidane irgendwann den Franzosen zu Real Madrid. Bis dahin sind noch jede Menge überragende Einsätze für Gladbach nötig. Nicht nur Talente-Jäger Eberl hofft darauf.