Essen. Personeller Komplettaustausch, vier Sportdirektoren, drei Präsidenten - ein Bundestrainer. Jogi Löw ist seit Amtsantritt die Konstante im DFB. Ein Kommentar

Entspannt wie immer saß Joachim Löw da. „Besondere Spieler haben eben besondere Abschiede“, sagte der Bundestrainer an jenem Abend, der Lukas Podolski gehört hatte. Dem letzten Spieler vom Sommermärchen 2006. Und Löws aufrichtige Freude darüber, dass sich alles so wunderbar zusammengefügt hatte, war zu spüren.

Vermutlich liegt es auch an dieser Art, dass Löw noch da ist. Denn im Rahmen der Poldi-Arien wird einem plötzlich noch einmal bewusst, wie unsagbar lang dieser Mann schon im Amt ist: 2006 rückte er vom Platz des Co-Trainers auf den Chefsessel. Seitdem ist das gesamte kickende Personal der Nationalmannschaft ausgetauscht worden, seitdem hat es vier DFB-Sportdirektoren gegeben, ist der dritte DFB-Präsident ins Amt gewählt worden. Mehr Konstanz auf prominenten Positionen gibt es nur beim Nationalmannschaftsmanager (Oliver Bierhoff) und beim Torwarttrainer (Andreas Köpke). Beide sind seit 2004 dabei.

Gegen den Trend

Löw trotzt damit einer Gesetzmäßigkeit der Branche, die lautet, dass der Trainer das schwächste Glied in der Kette ist. Läuft’s nicht, ist er schneller weg, als er Ergebniskrise sagen kann. Im Bundesliga-Alltag ist dieser Trend gerade mal wieder in seiner ganzen Perfidie zu beobachten. Als Nationaltrainer hat man es allein schon wegen der deutlich geringeren Anzahl an Spielen etwas weniger ungemütlich, aber das ändert grundsätzlich nichts. England verschliss seit 2006 sechs Trainer, Italien und Holland jeweils fünf. Joachim Löw ist noch da. Das spricht eindeutig für ihn. Er ist unter Berücksichtigung aller Fähigkeiten der perfekte Bundestrainer.