Leverkusen. Speerwerferin Steffi Nerius setzte beim 15. Bayer-Meeting in Leverkusen das Ausrufezeichen. Im Manforter Stadion schleuderte die 37-Jährige ihr Wurfgerät auf 66,82 Meter. Ein Ergebnis, das auf die Weltmeisterschaften in Berlin hoffen lässt.
Das Gute hatten sich die Ausrichter bis zum Schluss aufgespart. Als die Sonne schon untergegangen war, ließ Steffi Nerius ihren Speer richtig weit fliegen. Es war das letzte Mal, dass die amtierende Europameisterin vor eigenem Publikum antrat. Und das verlieh auch ihrem Speer Flügel. Die Wurfserie konnte sich sehen lassen, der beste Versuch landete bei 66,82 Metern.
Es ist der Beginn der Abschiedstour, bei den Weltmeisterschaften in Berlin (15.-23. August) will Steffi Nerius ihre Karriere noch einmal mit einer Medaille krönen: „Ein superschöner Abschied, genau so, wie ich es mir vorgestellt habe“, rief sie dem Publikum zu, das sie lautstark mit Ovationen verabschiedete. Doch das soll es dann auch nach diesem Jahr gewesen sein: „Definitiv höre ich auf. Egal, was in Berlin passiert.“ Die Europarekordhalterin Christina Obergföll (LG Offenburg) hatte Steffi Nerius nichts entgegenzusetzen: Sie wurde mit 63,11 Metern sogar nur Dritte.
Silke Spiegelburg in Top-Form
Zuvor hatte Stabhochspringerin Silke Spiegelburg für den weiteren Höhepunkt des Abends gesorgt. Die Leverkusenerin übersprang 4,70 Meter, stellte damit einen neuen Meeting-Rekord auf und scheiterte zwei Mal nur ganz knapp an einem neuen deutschen Rekord (4,78 Meter).
Damit stellte sie unter Beweis, dass sie eine heiße Kandidatin für den WM-Endkampf und möglicherweise auch für eine Medaille in Berlin ist. Diesem Höhepunkt ihrer noch jungen Karriere will sie sich ganz bewusst nähern und nichts dem Zufall überlassen: „Ab sofort gebe ich keine Interviews mehr“, sagte die 23-Jährige, nachdem sie den Fragemarathon im Stadionrund hinter sich gebracht hatte.
Anna Battke ohne gültigen Versuch
Nicht so gut sah es hingegen bei der ebenfalls für die WM nominierten Anna Battke (USC Mainz) aus: Ihr gelang kein gültiger Versuch, sie schied direkt bei ihrer Anfangshöhe (4,35 m) sang- und klanglos aus. Doch die Psychologie-Studentin will das gar nicht als schlechtes Omen für Berlin verstanden wissen: „Bei mir muss die Generalprobe daneben gehen“, sagte sie und zuckte nur mit den Schultern und nannte einen zu weichen Stab sowie Stress als Gründe für ihr Malheur: „Ich bin nicht der Typ, der sich nur auf den Sport konzentriert.“ Doch die Ziele für die WM hat sie dann doch etwas runtergeschraubt: „Bloß keinen Salto Nullo produzieren.“
Auch bei den Stabhochspringern lief es weniger rund: Der für die WM nominierte Leverkusener Malte Mohr musste sich mit Platz zwei und 5,50 Meter zufrieden geben.
Nicht mit seiner Weite zufrieden war WM-Starter Markus Esser. Sein Hammer landete bei 76,66 Metern. Da hatte sich der Leverkusener etwas mehr erhofft: „Das Training war hart. Ich hoffe, dass es in Berlin 80 Meter werden.“
Robin Schembera verpasst die Norm
Pech hatte auch Robin Schembera. Der 800-Meter-Läufer hatte noch auf den WM-Zug aufspringen wollen und die Norm für die Weltmeisterschaften (1:45,40 min) unterbieten wollen. Doch er verpasste die Norm als Vierter in 1:46.49 Minuten um eine gute Sekunde: „Die Hoffnung habe ich aber noch nicht aufgegeben“, sagte der Deutsche 800-Meter-Meister. Denn der Deutsche Leichtathletik-Verband könnte ein Auge zudrücken und das junge Talent möglicherweise auch ohne Norm mitnehmen.
Im Weitsprung erbrachten Bianca Kapper (LC Asics Rehlingen) mit 6,62 Metern und Beatrice Marschek (LAZ Gießen) mit 6,56 Metern den geforderten Leistungsnachweis für die WM. Nun blickt die deutsche Leichtathletik-Gemeinde auf Wattenscheid: Dort findet am Sonntag, 2. August, die Leichtathletik-Gala statt. Danach wird das endgültige Team für die Weltmeisterschaft nominiert.