Rom. . Der Besuch bei Papst Franziskus hinterlässt bei Mats Hummels tiefen Eindruck. Dienstag trifft der Weltmeister in Mailand auf einen besseren Bekannten.
Im ersten Moment war Mats Hummels gar nicht so sehr zufrieden. Er überlegte einige Augenblicke, ob er nicht doch noch ein anderes Wort finden würde, das dieses Erlebnis besser beschreiben könnte. Das angemessener wäre, für das, was er als Teil der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Montagmorgen hatte erleben dürfen: eine Privat-Audienz bei Papst Franziskus in Rom. Das Wort, das er suchte, sollte vom spontanen Gefühl her noch besonderer sein, noch mehr die außergewöhnliche Dimension der Begegnung klar machen.
Hummels: "Das war sehr beeindruckend"
Aber dann landete er wieder bei jenem, das er schon benutzt hatte, weil er sicher war, dass es die Sache perfekt beschrieb. Einfach, aber perfekt. „Das war sehr beeindruckend. Beeindruckend ist das passende Wort. Das werde ich in meinem Leben nicht vergessen“, sagte der Verteidiger nach der Ankunft in Mailand, wo die deutsche Elf am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD) auf Italien trifft.
Stunden zuvor in Rom stand Hummels an der Seite von Reinhard Grindel und überreichte dem Heiligen Vater ein von allen Spielern signiertes Deutschland-Trikot. Gerahmt, hinter Glas. „Papst Franziskus hat uns diese Begegnung sehr leicht gemacht“, meinte Grindel, als Präsident des nationalen Verbandes höchste Fußball-Instanz, „wir haben ihn so erlebt, wie die Welt ihn erlebt: als einen natürlichen, offenen, in seiner Art vermittelnden Menschenfreund.“
WM-Trikot für den Argentinier
Papst Franziskus ist großer Fußball-Fan – und Argentinier. Gegen die Südamerikaner hatte die deutsche Elf das WM-Finale 2014 gewonnen. „Ich habe darauf hingewiesen, dass es das Trikot des Weltmeisters ist“, sagt Grindel, linderte den Schmerz des Beschenkten aber nach eigener Aussage dadurch, dass er den Papst zum Weltmeister erklärte. Denn der ist Ehrenmitglied bei Zweitligist 1860 München – und damit Mitglied im DFB. Offenbar blieb an heiliger Stelle sogar Zeit für Späße. „Das war eine unwirkliche Begegnung“, sagte Hummels noch, „das ist ja jemand, den ich nur aus dem Fernsehen kenne.“
Ein bisschen konnte in der Aufregung in Vergessenheit geraten, dass die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw das Land eigentlich einmal bereist hatte, um Fußball zu spielen. Immerhin kommt es in Mailand zu einem prominenten Aufeinandertreffen, bei der sich der schwarz-rot-goldenen Delegation die Möglichkeit bietet, den einst gefürchteten Gegner zum dritten Mal binnen eines Jahres zu schlagen. Im Frühjahr hatte es 4:1 geheißen, im Viertelfinale der EM triumphierte Deutschland nach Elfmeterschießen. Hummels wird laut Löw in der deutschen Startelf stehen, an seiner Seite wird Benedikt Höwedes verteidigen, hinter ihnen Bernd Leno das Tor hüten. Zumindest auf deutscher Seite ist damit alles vorbereitet für das Wiedersehen, das diese Partie ebenfalls bereit halten könnte: nämlich das des früheren Dortmunders Mats Hummels mit dem früheren Dortmunder Ciro Immobile.
Immobile hat etwas gut zu machen
Der Stürmer war 2015 mit einigem Getöse aus Dortmund verschwunden, nachdem er ein Jahr lang eine recht unglückliche Figur in einer damals sportlich taumelnden Mannschaft abgegeben hatte. Noch heute gilt der 26-Jährige mit seinen knapp 20 Millionen Euro Ablösesumme als einer der verheerendsten Fehleinkäufe des BVB. Ein Bild in Deutschland, das er gern zum Guten verändern wollen würde. Die Chance dazu besteht am Dienstag, wenn ihn Nationaltrainer Giampiero Ventura denn aufstellt. Und Hummels ihn lässt.
„Ich interessiere mich für alle meine ehemaligen Mitspieler, auch wenn wir keine lange Zeit zusammen hatten“, sagt der Neu-Münchner Hummels, der sofort die erstaunlichen Zahlen des Ciro Immobile parat hat: Neun Tore in bisher zwölf Ligaspielen bei seinem neuen Verein Lazio Rom, bei dem er Nachfolger von Miroslav Klose geworden ist. Zum Vergleich: In Dortmund waren es drei Tore in 24 Ligapartien. In der Nationalelf traf Immobile am vergangenen Freitag gegen Liechtenstein (4:0). „Jetzt hat er eine beeindruckende Quote“, sagt Hummels, „er trifft, wie er will.“ Kurzum: beeindruckend.