Mailand. Nach dem Papst-Besuch ist vor dem Video-Schiedsrichter. Beim Italien-Spiel der deutschen Mannschaft wird ein wenig Fußball-Geschichte geschrieben.

Höhere Mächte sind wichtig. Fußballer, auch Nationalspieler, wissen das. Darum versuchen manche mit zum Teil irrwitzigen Ritualen vor dem Anpfiff die kosmischen Kräfte milde zu stimmen. Die übergeordneten Instanzen, um die es einen Tag vor dem letzten deutschen Länderspiel des Jahres gegen Italien am Dienstag (20.45 Uhr / ARD) ging, waren jedoch andere, unbestechliche.

Auch der Papst ist Weltmeister

Am Mittag erreichte die Reisegruppe Nationalmannschaft den Spielort Mailand - noch immer schwer beeindruckt von der Begegnung, die sie am Morgen gehabt hatte, jener nämlich mit Papst Franziskus bei einer Privataudienz in Rom. "Das war ein Besuch, den niemand von uns in seinem Leben vergessen wird. Papst Franziskus hat uns diese Begegnung sehr leicht gemacht", meinte Reinhard Grindel, als Präsident des nationalen Verbandes höchste Fußball-Instanz, "wir haben ihn so erlebt, wie die Welt ihn erlebt: Als einen natürlichen, offenen, in seiner Art vermittelnden Menschenfreund." Die Spieler überreichten dem Heiligen Vater ein aktuelles Nationalmannschaftstrikot mit den Autogrammen der Spieler.

Papst Franziskus ist großer Fußball-Fan - und Argentinier. Gegen die Südamerikaner hatte die deutsche Elf das WM-Finale 2014 gewonnen. "Ich habe darauf hingewiesen, dass das das Trikot des Weltmeisters ist", sagt Grindel, linderte den Schmerz des Beschenkten aber nach eigener Aussage dadurch, dass er den Papst zum Weltmeister erklärte. Denn der ist Ehrenmitglied bei 1860 München - und damit Mitglied des DFB.

Italien vs. Deutschland geht in Fußball-Geschichte ein

Dass es so viel um übergeordnete Instanzen ging, lag aber auch daran, dass bei der Neuauflage des zurückliegenden EM-Viertelfinals eher im Verborgenen ein wenig Fußball-Geschichte geschrieben wird. Erst zum zweiten Mal (erstmals mit deutscher Beteiligung) kommt in einem Länderspiel ein Video-Schiedsrichter zum Einsatz. Eine regulierende Kraft also, die eingreift, wenn die Dinge da unten auf dem Rasen aus dem Ruder laufen. Dadurch sollen in Zukunft gravierende Fehlentscheidungen vermieden werden.

Das Projekt des Weltverbandes FIFA ist noch sehr frisch und befindet sich derzeit noch in der Probephase. Es sieht vor, dass ein ausgebildeter Schiedsrichter die Partie in einem speziellen Raum auf Monitoren schaut und via Funkverbindung möglichst sofort Einfluss nehmen kann. Entweder aktiv, wenn ihm eine potenziell spielentscheidende Szene (Elfmeter, Rote Karte, Fouls vor Toren) auffällt, die der Hauptschiedsrichter übersehen hat. Oder passiv, wenn er vom Hauptschiedsrichter zu Rate gezogen wird. Beides ist möglich, beides soll möglichst schnell gehen. "Aber mit 15 bis 20 Sekunden Verzug sind wir fast schon am Limit", sagt Ex-Schiedsrichter Hellmut Krug, der das Projekt in Deutschland begleitet. Dort werden an jedem Bundesliga-Wochenende die Unparteiischen in einer Art nicht-öffentlichem Test geschult, ihre Entscheidungen schnell und richtig zu treffen. "Sicherheit geht vor Schnelligkeit", sagt Krug.

Zur Saison 2017/18 soll die Technologie in der Bundesliga Testweise eingeführt werden - zumindest wenn alles ganz irdisch zugeht.