Rio de Janeiro/ Hannover. Dass die deutschen Athleten bei Olympia langsam Medaillen holen, ist gut für die Fernsehsender. In den ersten Olympia-Tagen gab es keine Top-Quoten.

Das Ende der medaillenlosen Zeit des deutschen Olympia-Teams hat auch ARD und ZDF erfreut. Die TV-Sender verbuchten an den ersten Rio-Tagen zwar solide, aber keine Top-Quoten mit ihrer Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung. Einmal Gold und zweimal Silber am Dienstag machten Mut und verdrängten den Ärger um den ARD-Pferdesportexperten Carsten Sostmeier, der sich bei der Wortwahl im Vielseitigkeitsreiten mächtig vergaloppiert hatte.

"Wir sind mit der Akzeptanz zufrieden", erklärten ARD-Teamchef Gerd Gottlob und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz übereinstimmend. Tagsüber stiegen die Marktanteile teilweise auf 27 Prozent. Nach 20 Uhr verfolgten zwischen vier und sieben Millionen Olympia-Fans die Wettkämpfe. Um Mitternacht sank das Interesse drastisch unter die Millionenmarke: Die Fans gehen ins Bett.

Auch Leichtathletik-Wettbewerbe bei Nacht

"Die Erfahrung lehrt, dass sich deutsche Medaillengewinne insgesamt positiv auf die Quoten auswirken. Und hier gibt es ja noch die berühmte Luft nach oben", erklärte Gruschwitz am Mittwoch. Er verwies auf das Problem der Zeitverschiebung von fünf Stunden. "Man muss bedenken, dass in vielen attraktiven Sportarten interessante Wettkämpfe und Entscheidungen in der deutschen Nacht liegen. Der Zeitunterschied wirkt sich schon deutlich aus", sagte der ZDF-Mann.

Anders als in London vor vier Jahren finden auch die attraktiven Leichtathletikwettbewerbe in der zweiten Woche in der deutschen Schlafenszeit statt. "Andererseits hat das IOC einige aus deutscher Sicht interessante Wettbewerbe früher als sonst terminiert, zum Beispiel das Diskuswerfen der Männer", erläuterte Gruschwitz. "Wegen der Zeitdifferenz haben ARD und ZDF ja die Zusammenfassung der Nacht zwischen neun und zwölf Uhr im Angebot", ergänzte Gottlob.

Sechs Live-Streams

Bei bis zu 20 Wettkämpfen zur gleichen Zeit stehen die Regisseure vor der Qual der Wahl, was gezeigt werden soll. ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein verwies am Dienstag mehrfach auf die sechs Livestreams, die zusätzlich zum Hauptprogramm angeboten werden. Damit sind nicht alle Olympia-Schauer zufrieden. "Liebes ZDF, warum zeigt ihr eine Aufzeichnung von Ovtcharov anstatt Kerber live? Die zeigt ihr hinterher lieber wieder als Aufzeichnung", kritisierte ein User im Netz die Programmplanung.

Längst nicht alles, was die öffentlich-rechtlichen Sender zeigen, ist live. Vom Aus des deutschen Fahnenträgers Timo Boll erfuhren die TV-Zuschauer erst am frühen Dienstagmorgen nach ein Uhr, zwei Stunden nach dem Match des Tischtennis-Stars.

Die Entscheidung, das Finale im Pistolenschießen live zu zeigen und nicht die Fußballfrauen, erwies sich am Dienstagabend um 21 Uhr als richtig. 6,43 Millionen Zuschauer freuten sich mit Monika Karsch über Silber. Das war Tagesrekord und mehr als beim Olympiasieg von Michael Jung (4,44 Millionen) und dem Teamwettkampf der Vielseitigkeitsreiter (2,92 Millionen), die zuvor zu ungünstigeren Sendezeiten die medaillenlosen deutschen Auftritte beendet hatten. (dpa)