Gelsenkirchen. . Zwei Schalker machen sich an diesem Donnerstag auf den Weg zu den Olympischen Spielen. Das Problem: Rio erleben Leon Goretzka und Max Meyer erst ab dem Halbfinale.
- Leon Goretzka und Max Meyer stehen im deutschen Olympia--Team
- Am Donnerstag beginnt die Vorbereitung
- Beide freuen sich auf die Olympia-Atmosphäre
Nein, man muss das nicht ganz wörtlich nehmen, wenn Leon Goretzka sagt: „Wir fahren erstmal ohne Sachen dahin.“ Das extravagante Outfit der deutschen Olympia-Fahrer, mit Anzügen und Hüten und was sonst noch so alles dazugehört, haben die beiden Schalker Fußballer Leon Goretzka (21) und Max Meyer (20) bisher noch nicht bekommen. Geplant war vorab eine Einkleidung des deutschen Fußball-Teams, aber die musste ausfallen. Und so machen sich die beiden Schalker an diesem Donnerstag in Zivil auf den Weg nach Frankfurt, wo für sie das Abenteuer Olympia beginnt.
Schalkes Max Meyer freut sich riesig auf den Trip nach Brasilien
Am Samstag geht der Flieger nach Brasilien, doch es wird ein Weilchen dauern, bis sie tatsächlich am Ziel ihrer olympischen Träume angekommen sind: Denn ins Olympische Dorf, wo die meisten Athleten wohnen, darf die deutsche Fußball-Mannschaft erst einziehen, wenn sie das Halbfinale erreicht hat. Das liegt daran, dass die drei Vorrunden-Spiele nicht in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro ausgetragen werden. Doch die beiden Schalker wollen unbedingt ins Dorf – Max Meyer sagt: „Deutschlands Fußballer haben bei Olympischen Spielen noch nie Gold geholt – es ist unser Anreiz, das zu schaffen.“
Der olympische Kompromiss
Erinnern Sie sich noch, was im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking auf Schalke los war? Der damalige Manager Andreas Müller wollte den brasilianischen Verteidiger Rafinha partout nicht freigeben, weil Schalke wichtige Spiele hatte – unter anderem die Play-offs zur Champions League gegen Atletico Madrid, die später verloren wurden. Rafinha ging auf die Barrikaden, es gab ein riesiges Theater, der Spieler fuhr trotzdem zu Olympia, und Schalke brummte ihm eine Geldstrafe auf.
Acht Jahre später ist das alles besser geregelt – musste alles besser geregelt werden, weil diesmal eine deutsche Fußball-Mannschaft bei Olympia am Start ist und deswegen die meisten Vereine mit der Abstellungsproblematik konfrontiert sind. Alle Seiten mussten da Zugeständnisse machen: Der DFB verzichtete auf einige Spieler, damit kein Verein mehr als zwei Profis abstellen muss. Die Vereine stellten sich nicht quer, obwohl eigentlich keine Abstellungspflicht für Olympia besteht. Der wichtigste Teil des Kompromisses allerdings: Die Bundesliga beginnt in diesem Jahr erst am 26. August – später als sonst.
So lange müssen auch die Fans Verzicht auf die Bundesliga üben – bis dahin gibt’s ja Olympia.
Max Meyer freut sich riesig auf den Trip nach Brasilien: Für ihn war es klar, dass er die Einladung annimmt, nachdem er nicht für die Europameisterschaft in Frankreich nominiert worden war. „Ich finde es gut, dass der Verein mir keine Steine in den Weg gelegt hat und von Anfang an gesagt wurde, dass es meine Entscheidung ist, ob ich fahre oder nicht.“ Leon Goretzka ist es etwas schwerer gefallen, jetzt die heiße Phase der Saisonvorbereitung mit Schalke zu verpassen. „Aber ich glaube, dass ich es später bereuen würde, wenn ich nicht gefahren wäre“, sagt der Kapitän des Olympia-Teams: „Und es ist ja auch nicht so, dass wir da Urlaub machen. Wir werden topfit sein, wenn wir wiederkommen.“ Und das ist rechtzeitig zum Bundesliga-Start – nur das DFB-Pokalspiel der ersten Runde in Villingen würden sie verpassen, wenn sie bis zum Ende in Brasilien dabei sind – und ins Dorf dürfen.
Zunächst wohnen die beiden Schalker mit der deutschen Mannschaft in Salvador im Nordosten des Landes – rund 1700 Kilometer von Rio entfernt. In der Vorrunde geht es gegen Titelverteidiger Mexiko, Südkorea und Fidschi – klingt exotisch, ist olympisch. Meyer ist ein bisschen enttäuscht, dass er bis zu einem möglichen Halbfinale auf das Erlebnis Rio warten muss: „Eigentlich haben wir gedacht, dass wir von vornherein dort sind und auch, dass wir in Rio spielen.“
Doch umso mehr wollen es die beiden Schalker Kumpel dann genießen, wenn sie wirklich da sind. „Ich glaube schon, dass es ein besonderes Erlebnis ist, wenn man im Olympischen Dorf ist“, sagt Goretzka: „Und unser Plan ist, soweit zu kommen, dass wir das erleben.“
Meyer und Goretzka möchten sich auch andere Sportarten ansehen
Dort möchten sie sich dann auch andere Sportarten ansehen – „Leichtathletik, Schwimmen und das, was typisch für Olympia steht“, erwartet Meyer. Goretzka hat sich in früheren Jahren die Olympischen Spiele auch immer im Fernsehen angeschaut: „Ich bin ein großer Fan davon – ich freue mich auf viele Sportarten, die man selbst in der Schule gemacht hat.“
Bis dahin werden sie dann ganz sicher auch ihr olympisches Outfit haben, das die Athleten etwa zum Einmarsch bei der Eröffnungsfeier tragen. Ob sie daran teilnehmen können? Goretzka zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung.“
Dürfte aber wohl zu weit sein.