Mittersill. Der neue Schalker Rechstverteidiger Coke ist ein Führungsspieler. Den Weg zu den Königsblauen fand er unter anderem wegen seines spanischen Vorgängers Raul.

Kontaktscheu ist Jorge Andujar Moreno, der sich der Einfachheit halber nur Coke nennt, augenscheinlich nicht. Kaum war der Spanier im Schalker Trainingslager in Mittersill angekommen, zog es ihn mit seinen neuen Teamkollegen hinauf in die österreichischen Berge. Dort mussten die Spieler ein Floß bauen und sich herausfordernd auf das Wasser eines Bergsees begeben. Nach einer Stunde, hieß es, habe sich Coke bereits so verhalten, als sei er schon viel länger ein Teil des Ganzen.

Coke war das Herz des FC Sevilla

Coke, dessen Künstlername mit der Betonung auf dem „e“ ausgesprochen wird, ist ein integrativer Typ. Bei seinem vorherigen Verein, dem spanischen Europa-League-Sieger FC Sevilla, trug er die Kapitänsbinde. Er war dort nicht nur als großartiger Verteidiger geschätzt, sondern auch als das „Herz der Mannschaft“. Dies sagte Sevillas Sportdirektor Ramon Rodriguez, Künstlername Monchi, nachdem er den 29-Jährigen an Schalke verloren hatte.

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Coke war der Abschied schwer gefallen. „Ich habe zwei Tage geweint“, gestand er nun, nachdem er mit Verspätung in Mittersill eingetroffen war. Schalke hatte ihm die Zeit gelassen, um sich gebührend verabschieden zu können: „Ich hatte fünf wundervolle Jahre in Sevilla”, sagte der Abwehrspieler, der auch offensiv agiert, „jetzt hoffe ich, dass ich vier, fünf, sechs schöne Jahre bei Schalke haben werde.“

Heidels Hartnäckigkeit

Natürlich hätte Coke in Sevilla bleiben können. Niemand hatte ihn gezwungen zu gehen. Und Senor Monchi hat es sogar bereits bereut, dass er dem verdienstvollen Spieler einst das Versprechen gegeben hatte, einem Wechsel ins Ausland nicht im Wege zu stehen. Doch Coke fand, jetzt, mit 29 Jahren, sei der richtige Moment, um in der Karriere noch einmal etwas Neues anzufangen. Dass die Wahl auf Schalke fiel, hat mit der Hartnäckigkeit von Manager Christian Heidel zu tun. Und damit, dass der Name Schalke in Spanien einen besonders guten Klang hat. „Viele Leute in Spanien kennen Schalke wegen Raúl“, berichtet Coke, „auch ich bin ein Fan von Raúl und habe Schalke deswegen verfolgt.“ Zwei Jahre spielte der Senor auf Schalke, von 2010 bis 2012. Nun ist jemand gefunden, der das Erbe weitertragen möchte.

Nur vier Millionen Euro Ablöse

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Schalke empfindet diese Verbindung im Moment wie einen Sechser im Lotto, und dies nicht nur, weil Sevilla den Spieler vergleichsweise günstig ziehen ließ: Die Ablösesumme soll nur etwas mehr als vier Millionen Euro betragen. Denn Coke bringt Qualitäten mit, die die neue sportliche Leitung im bisherigen Kader als defizitär ausgemacht hat: Offensivstärke aus der Abwehr heraus, die Leidenschaft zur Ball-Eroberung und eine ausgeprägte Führungsqualität, die sich auch in kritischen Situationen zeigt – im Europa-League-Finale des FC Sevilla gegen Jürgen Klopps FC Liverpool trat Coke nach einem 0:1-Rückstand herausragend in Erscheinung und erzielte zwei Tore zum 3:1-Sieg.

Coke hat einen Vertrag über drei Jahre unterzeichnet und sich fest vorgenommen, rasch Deutsch zu lernen. Eines aber kann er Schalke schon jetzt verraten: Das Geheimnis des FC Sevilla, der mit Coke dreimal in Folge die Europa League gewonnen hat. Ausschlaggebend sei der Wille aller gewesen, von Fans, Spielern und Klub-Verantwortlichen, sich dem Ziel mit Haut und Haaren zu verschreiben: „Alle wollten diesen Wettbewerb.“

Mit Schalke spielt er nun erneut in der Europa League, gegen einen vierten Titel würde er sich nicht wehren: „Okay, kein Problem.“