Fürth. . Frauenfußball-Bundestrainerin Silvia Neid setzt vor der Weltmeisterschaft im Juni in Kanada auf Eigenverantwortung ihrer Spielerinnen.

Aus ihrem Faible für Vierbeiner hat Simone Laudehr noch nie einen Hehl gemacht. Aber selten hat ihr Hund mit dem eigenwilligen Namen „Merlin, der Zauberer“ so viel zusätzlichen Auslauf bekommen wie in den vergangenen Wochen. Die in Liederbach vor den Toren Frankfurts beheimatete Welt- und Europameisterin schnappt sich schließlich ihren Jack Russell, um in umliegenden Wiesen und Feldern die Hausaufgaben einer Nationalspielerin abzuarbeiten. Meist wird am Tag nach einem Spiel die zusätzliche Laufeinheit eingelegt. Die 28 Jahre alte Laudehr: „Nur mein Hund ist meist nach einer halben Stunde kaputt.“

Wie „Merlin“ im Frankfurter Grüngürtel erging es am Mittwochabend auch der brasilianischen Ballzauberin Marta am Fürther Laubenweg: Müde gespielt von einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft, die bei der 4:0-Gala gegen den Mitfavoriten Brasilien nicht nur ein erstaunlich gutes Umschaltspiel zeigte, sondern auch eine körperliche Konstitution offenbarte, die so niemand erwartet hatte. Selbst die überragende Antreiberin des 1. FFC Frankfurt nicht. „Viele von uns tanzen auf fünf Hochzeiten, aber wir haben uns gesagt, wir ziehen das jetzt durch.“

Deutsche Nationalspielerinnen machen „Zusatzschichten in Eigenregie“

Offenbar haben die Kandidatinnen den schon vor Monaten von Bundestrainerin Silvia Neid öffentlich gemachten Appell an die Eigenverantwortung vor der WM in Kanada (6. Juni bis 5. Juli) verstanden. Eine wie die 87-fache Auswahlspielerin Laudehr, 2012 von einem langwierigen Knorpelschaden im Knie geplagt, hat Erfahrung darin: Ohne ihren Kampfgeist hätte es die Allrounderin nicht zur EM 2013 nach Schweden geschafft. Seitdem geht die gebürtige Regensburgerin regelmäßig noch in den Kraftraum.

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Andere machen in diesem Umfang aber erstmals „Zusatzschichten in Eigenregie“, wie die 20-Jährige Offensivspielerin Melanie Leupolz vom FC Bayern erklärte. „Eigenmotivation ist ein Thema, sonst gewinnen wir keinen Blumentopf“, ergänzte die 35 Jahre alte Torhüterin Nadine Angerer, deren Saison bei den Portland Thorns am Samstag startet. Und wenn die Kapitänin am 12. Mai nach Deutschland zurückkehrt, wird sie sich mit ihrer Fitnessmethode „Crossfit“ in Form halten.

Die Nationalspielerinnen befolgen in enger Absprache mit den Vereinstrainern die per Email versandten Vorgaben, die ein bisschen an jene Fitnessprogramme erinnern, die Jürgen Klinsmann vor einem Jahrzehnt seinen Männern im Vorfeld der WM 2006 mit auf den Weg gab. „Die Werte sind gut“, verriet die Bundestrainerin. Nicht nur Simone Laudehr befindet sich bereits in einer fast weltmeisterlichen Verfassung.