München. Der ehemalige Leichtathletik-Bundestrainer Ewald K. ist wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in Hunderten von Fällen zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt worden. Außerdem droht ihm eine anschließende Sicherungsverwahrung.

Der deutsche Leichtathletik-Trainer Ewald K. ist wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Zudem ordnete die 7. Jugendkammer des Landgerichts München II, die das Urteil am Mittwochnachmittag sprach, für den 49-Jährigen aus dem bayerischen Penzberg Sicherungsverwahrung an.

Der ehemalige Disziplintrainer der Hürdensprinter im Deutschen Leichathletik-Verband (DLV) hatte Nachwuchssportler über 18 Jahre in fast 300 Fällen missbraucht - im Privathaus, beim Training, zum Beispiel in der Werner-von-Linde-Halle in München, oder im Trainingslager. "Ich kenne den Fall nicht aus eigener Wahrnehmung. Es ist tragisch und furchtbar für die Betroffenen. Dass es so viele Fälle waren, ist fast unvorstellbar", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop, selbst Amtsgerichtsdirektor in Kelheim, am Rande der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin.

Wiederholungsgefahr ist gegeben

Das Gericht begründete das drastische Strafmaß wie folgt: "Nach Auffassung der Kammer besteht die erhebliche Gefahr, dass der Angeklagte derartige Straftaten wieder begehen wird. Deshalb ist Sicherungsverwahrung anzuordnen."

Neben den Missbrauchsfällen an insgesamt acht Geschädigten wurden Ewald K., der sein Gesicht immer wieder vor den Fotografen zu verstecken versuchte, 15 Fälle von vorsätzlicher Körperverletzung vorgeworfen. Gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil kann der Angeklagte Revision einlegen. Strafmildernd hatte das Gericht "das von Schuldeinsicht und Reue getragene Geständnis" des Angeklagten berücksichtigt: "Hierbei war insbesondere von Bedeutung, dass die Geschädigten nicht geladen und vernommen werden mussten, so dass den Geschädigten die hiermit verbundenen seelischen Belastungen erspart werden konnten. Anderseits hat die Kammer berücksichtigt, dass sich die Taten über einen Zeitraum von 18 Jahren erstreckten."

K. will sich schriftlich entschuldigen

K. wolle sich bei den Opfern auch schriftlich entschuldigen. "Ich habe erst hinterher gemerkt, was ich den Kindern angetan habe. Es tut mir schrecklich leid", hatte der Angeklagte in seinem Geständnis gesagt.' In der Verhandlung hatte die Staatsanwältin Nina Libera erklärt, dass der Mann einen Hang zu Straftaten habe.

Der psychiatrische Gutachter stellte pädophile Neigungen und einen Hang zu sexuellen Straftaten fest. Nach seiner Meinung sei der Trainer voll schuldfähig. Ewald K. hatte die Geschädigten über Jahre mit Geldgeschenken und Drohungen, dass sie aus dem Team fliegen würden, zum Schweigen gebracht. Erst als eines der Opfer den Coach erpressen wollte und ihn anzeigte, flog der jahrelange Missbrauch auf. Am 18. November 2008 hatten Kriminalbeamte Ewald K. in der Münchner Werner-von-Linde-Halle während des Trainings verhaftet.

Der ehemalige Coach des deutschen Sprinters Christian Blum und Jan Schindzielorz ist seit über 25 Jahren Trainer. 18 Jahre lang verdiente er sein Geld in der Gastronomie, als stellvertretender Restaurantleiter im Münchner Luxushotel Bayerischer Hof. Tätig war er als Trainer beim TSV Penzberg, später beim LAC Quelle Fürth, beim DLV und dem Bayerischen Leichathletik-Verband.