Baden-Baden. Ein “Armutszeugnis“. Ex-Skifahrerin Maria Höfl-Riesch findet harte Worte für die Wahl von Diskusstar Robert Harting zum “Sportler des Jahres“.

Robert Harting war seine dritte Auszeichnung zum "Sportler des Jahres" selbst unangenehm, und von der ebenfalls gekürten Maria Höfl-Riesch gab es gar deutliche Kritik. Ungeachtet des festlichen Ambientes im Kurhaus von Baden-Baden wurde die Sportlergala am Sonntagabend von unüberhörbaren Misstönen begleitet.

"Wenn man bei den Herren schaut, finde ich es eher bedenklich, dass ein Europameister aus dem Sommer anscheinend mehr wert ist als ein Olympiasieger aus dem Winter. Vor allem, weil er es ja jetzt zum dritten Mal in Folge war", monierte die Alpin-Ikone. Man müsse die Wahl akzeptieren. "Aber für den Wintersport eigentlich sehr traurig, und ein bisschen ein Armutszeugnis", ergänzte die frühere Skirennfahrerin, die ihre Karriere nach vergangener Saison beendet hatte.

Doppel-Olympiasieger geht leer aus

Diskusstar Harting war bei der Wahl der Journalisten noch vor dem Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und dem Rodler Felix Loch - zwei Goldmedaillengewinnern von Sotschi - gelandet. Loch hatte in Russland sogar zweimal triumphiert. "Umso schlimmer ist es, dass ich da vorne stehe", teilte sogar der momentan verletzte Harting sein Unverständnis mit. Der 30-Jährige schaute selbst ziemlich verdutzt, als er als Sieger proklamiert wurde.

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Auch Stabhochspringer Raphael Holzdeppe schloss sich der Kritik an. "Bei aller Liebe zur eigenen Sportart, hätte meiner Meinung nach ein Olympiasieger gewinnen sollen", schrieb er auf Twitter.

Hartings Wahl hatte auch unter den Gästen an den Tischen des Kurhauses mitunter für Unverständnis gesorgt. Dagegen fiel die Wahl Höfl-Rieschs, die zum zweiten Mal nach 2010 "Sportlerin des Jahres" ist, und der Fußball-Weltmeister von Brasilien als "Mannschaft des Jahres" erwartungsgemäß aus.

Harting war die Wahl unangenehm

"Ich habe mich gleich bei den Wintersportlern entschuldigt", sagte Harting, der nach einem Kreuzbandriss noch auf sein Comeback warten muss. Die Wahl sei ihm unangenehm. Der 30-Jährige war bereits 2012 nach seinem Olympiasieg und 2013 nach seinem dritten WM-Titel ausgezeichnet worden, im zurückliegenden Sommer holte er zum zweiten Mal den Europameister-Titel.

Er selbst und manch anderer vermutete, dass nicht nur die Leistung für seine Kür ausschlaggebend gewesen sein konnte - auch sein kritischer Geist spielte wohl eine Rolle. Vielleicht auch sein Engagement für eine Sportlotterie, die mit ihren Erlösen Athleten unterstützen und Ende Januar starten soll.

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"Ich fühle mich wie in der Grundschule"

Dennoch meinte Harting: "Ich fühle mich wie in der Grundschule, als ich so mit acht oder neun Jahren einen Wettbewerb gewonnen hatte und am nächsten Tag haben mich die Klassenkameraden nicht mehr gemocht." Doch gerade für solche Aussagen flogen ihm in Baden-Baden die Sympathien zu.

Die erhielt auch die Fußball-Nationalmannschaft. Doch es kam nicht bei jedem Festgast gut an, dass neben Bundestrainer Joachim Löw nur DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Christoph Kramer als einer von 23 Nationalspielern des WM-Kaders von Brasilien ins Kurhaus gekommen waren.

Höfl-Riesch widmet ihren Preis Udo Jürgens

Für Höfl-Riesch, die in der Super-Kombination von Sotschi den dritten Olympiasieg ihrer Karriere gefeiert hatte, war ihre Auszeichnung zur "Sportlerin des Jahres" eine "ganz tolle Wertschätzung zum Abschluss des Jahres".

Dennoch war ihre Freude getrübt, nachdem sie auf der Anfahrt nach Baden-Baden vom Tod des Sängers Udo Jürgens erfahren hatte, mit dem sie befreundet war. "Ich möchte den Preis Udo Jürgens widmen", erklärte sie. (dpa)

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