Essen. . Die Sportlerin des Jahres, Maria Höfl-Riesch, übt Kritik daran, dass bei den Männern kein Wintersportler gewann. Ein Kommentar.
Muss sich jemand dafür entschuldigen, dass er gewonnen hat? Eine rhetorische Frage, versteht sich. Robert Harting, Deutschlands Sportler des Jahres 2014, hat sie jedoch diesmal für sich mit „Ja“ beantwortet. Weil er sich offenbar unwohl dabei fühlte, in einem Olympiajahr den Wintersportlern die Show gestohlen zu haben. Wobei dies, will man bei diesem Bild bleiben, ja die Journalisten getan haben, die Harting wählten.
Es ehrt den Diskuswerfer, der nicht immer so sensibel reagiert hat, dass er bei der Ehrung an die hinter ihm gelandeten Olympiasieger dachte. Diese hatte auch die Sportlerin des Jahres, Maria Riesch, im Sinn, als sie von einem „Armutszeugnis“ für den Wintersport sprach, aber wohl eher auf das Verhalten der Wähler zielte.
Über Entscheidung lässt sich streiten
Mit ihrer harschen Reaktion ist Riesch zu weit gegangen. Lässt sich doch über solche Wahlen prinzipiell ebenso wenig streiten wie über Geschmacksfragen. Was sich schon daran erkennen lässt, dass in jedem Land andere Maßstäbe angelegt werden. So ist keiner der Eisschnellläufer, die in Sotschi Gold sammelten, Sportler des Jahres in den Niederlanden geworden. Sondern: Arjen Robben. Wie hätte Riesch erst reagiert, wäre Manuel Neuer in Deutschland gewählt worden?
Nebenbei: Mag die Kompetenz mancher Sportjournalisten aus guten Gründen angezweifelt werden – dass sie Wintersportler prinzipiell benachteiligen, geben die Sportler-Wahlen nicht her. Zur Erinnerung: 1960 gewann Armin Hary, der als erster Mensch die 100 Meter in 10,0 Sekunden gelaufen war, Olympia-Gold in Rom. Sportler des Jahres wurde aber Georg Thoma, der als erster Mitteleueropäer Gold in der Nordischen Kombination gewonnen hatte. Auch eine Wahl, die umstritten war. Wie viele Abstimmungen vorher und nachher. Nur: Ein „Armutszeugnis“ war keine.