Essen. . Zwei Brüder nutzten die Gutgläubigkeit eines Spielers aus und reichten erst nach sechs Jahren dessen Lottoschein ein. Jetzt flog der Schwindel in den USA auf – dank einer gezielten Suche der Lotteriegesellschaft.
Erst vor einigen Wochen berichteten wir an dieser Stelle über einen Gewinner einer US-amerikanischen Lotterie, der sich erst nach sechs Jahren gemeldet hatte. Jetzt stellte sich heraus: Der Gewinner ist kein Gewinner, sondern ein dreister Betrüger! Die Geschichte: Nach sechs Jahren machten die Brüder Nayel und Andy Ashkar ihren Lottogewinn von fünf Millionen Dollar geltend - angeblich aus persönlichen Gründen. Die Lotteriegesellschaft aber wurde misstrauisch, Angestellte erzählten die Geschichte einer Zeitung. Nun hat sich der wahre Gewinner gemeldet. Er wurde von den Brüdern übel getäuscht. Den Betrügern droht jetzt eine lange Haftstrafe.
Als im Oktober 2006 ein offenbar irritierter Mann seinen Gemischtwarenladen betrat, sah der Verkäufer Andy Ashkar die Chance seine Lebens - und griff zu. Vor ihm stand der Gewinner von fünf Millionen Dollar, der aber nicht wusste, wieviel sein Lottoschein tatsächlich wert war. „Er dachte nicht klar zu dieser Zeit“, sagte Staatsanwalt William Fitzpatrick jetzt. „Er sagte einem Freund, er habe 5000 Dollar gewonnen. Der Freund sagte: Nein, ich denke, Du hast fünf Millionen gewonnen!“ Der Glückspilz konnte das jedoch nicht glauben.
4000 Dollar für 5 Millionen
Der Lottoscheinverkäufer Andy Ashkar nutzte die Verwirrung des Gewinners aus: Dreist log er den Mann an und behauptete, dass er lediglich 5000 Dollar gewonnen habe. Außerdem bot er ihm an, direkt 4000 Dollar auszuzahlen. Der Gewinner, ein heute 49-jähriger Vater von zwei Kindern, nahm das vermeintlich praktische Angebot an und kassierte das Geld. Über die folgenden Jahre verließ ihn jedoch nie das Gefühl, betrogen worden zu sein. Doch erst als die Geschichte der Brüder in den Nachrichten thematisiert wurde, wusste er, dass sich sein Verdacht bestätigt hatte.
Im März 2012 meldete sich Andy Ashkar bei der Lotteriegesellschaft, um seinen Gewinn einzufordern – elf Tage vor der „Verjährungsfrist“, danach wäre der Schein ungültig geworden. Seine Erklärung dafür, dass er sechs Jahre lange gewartet hatte, machte die Gesellschaft jedoch sofort misstrauisch. Der 34-Jährige gab an, dass er zum Zeitpunkt des Gewinns eine Verlobte hatte und seine Hochzeit nicht gefährden wollte. Andy Ashkar erklärte weiter, den Lottoschein 2006 im Green Ale Market seiner Familie gekauft zu haben, in dem er auch arbeitete. Seltsam kam der Lotteriegesellschaft zudem vor, dass er von sich aus vorschlug, auf einen Teil des Gewinns zu verzichten, wenn er dadurch die übliche Pressekonferenz umgehen könnte. Offenbar wollte er nicht, dass sein Millionengewinn der Öffentlichkeit bekannt würde.
Rechtmäßiger Besitzer meldete sich
Die misstrauische Lotteriegesellschaft veröffentlichte jedoch eine detaillierte Pressemitteilung über Ashkar und seinen Gewinn - eigentlich ein unüblicher Vorgang. Die Idee war jedoch, durch die intensive Medienberichterstattung den wahren Gewinner auf den Fall aufmerksam zu machen. Und tatsächlich: Schließlich meldete sich der rechtmäßige Lottoscheinbesitzer. Wie genau die Gesellschaft diesen ausfindig machen konnte, ist bislang nicht bekannt.
Der Mann habe in den sechs Jahren hart als Gebäudereiniger gearbeitet, sagte Staatsanwalt Fitzpatrick. Da der Gewinn stückweise von 250.000 Dollar über 20 Jahre hinweg ausgezahlt wird, bekomme er nun auf einen Schlag 1,5 Millionen - die Summe aus sechs Jahren. Für die Brüder Ashkar dürfte nun eine weniger erfreuliche Zeit anbrechen: Andy Ashkar drohen wegen Diebstahls und Betrugs bis zu 25 Jahren Haft, sein Bruder Nayel muss mit bis zu 15 Jahren rechnen.