Aachen. Die meisten Vereine seien zur Inklusion bereit, oft hake es daran, dass die Übungsleiter nicht passend ausgebildet - Workshops sollen helfen.

Auch Menschen mit motorischer Beeinträchtigung können Bauer, Springer und Dame jetzt sicher zum Schachmatt führen. Denn ein magnetisches Schachbrett sorgt dafür, dass die Figuren nicht so leicht kippen, wenn das Greifen schwerfällt. „Manchmal sind es solche Kleinigkeiten, die Inklusion im Sport ermöglichen“, sagt Sina Eghbalpour.

Nach ihrem Master-Studium Soziale Arbeit ist sie seit Anfang 2017 als Sport-Inklusionsmanagerin beim Stadtsportbund Aachen und hat dort schon einiges bewegt: So organisierte sie in drei integrativen Kitas ein Mini-Sportabzeichen. Dabei wechselten Kinder ohne Behinderung die Perspektive, fuhren auch im Rollstuhl einen Parcours ab und übten sich im Werfen mit verbundenen Augen. Und für die Kinder mit und ohne Behinderung sei es ein Erfolgserlebnis gewesen, berichtet die 25-Jährige: „Denn sie merkten: So eine Medaille, das schaffen wir alle gemeinsam.“ Als nächstes wird sie Mitarbeitende in Werkstätten für Menschen mit Behinderung zur Teilnahme am Deutschen Sportabzeichen motivieren. Hier gibt es bereits ein Regelwerk für Menschen mit verschiedenen Behinderungen.

Workshops informieren über Behinderungen

Eine Befragung der 225 Mitgliedsvereine des Stadtsportbunds Aachen zum Thema Inklusion stand am Anfang ihrer Arbeit in dem Projekt des Deutschen Olympischen Sportbundes. Dass beim brasilianischen Kampfsport Capoeira auch Menschen mit geistiger Behinderung mittrainieren, zählt für sie dabei zu den Leuchtturmprojekten der Vereine in der Region Aachen. „Wir brauchen viele solche Vorbilder“, sagt Sina Eghbalpour. Die meisten Vereine seien zur Inklusion bereit, doch oft hake es noch daran, dass die Übungsleiterinnen und Übungsleiter nicht entsprechend ausgebildet sind. Deshalb bietet sie Workshops an, in denen sie über verschiedene Behinderungen informiert, aber auch praktische Tipps verrät. „Oft gibt es einfache Tricks, zum Beispiel um vom Rollstuhl aus einen Ball aufzuheben“, sagt die Sport-Inklusionsmanagerin und ergänzt: „Gedankenkonstrukte sind manchmal die größten Barrieren. Deshalb will ich mit meinem Seminar vor allem die Angst nehmen.“

Mit ihrer Arbeitsassistenz schafft Sina Eghbalpour auch längere Dienstreisen, doch um ihre Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, waren zahllose Anträge zu stellen und bürokratische Hürden zu überwinden, etwa für elektrische Türöffner an ihrem Arbeitsplatz oder für eine Liege, auf der sie sich in den Pausen ausruhen kann. Wenn es um den Ausgleich der Behinderung und um mehr Barrierefreiheit am Arbeitsplatz geht, gibt es sowohl für Arbeitgeber als auch für Beschäftigte mit Behinderungen zahlreiche Unterstützungsangebote. Informieren können sie sich darüber unter anderem beim Integrationsamt. „Ich musste mich durchkämpfen, aber jetzt bin ich in meinem Beruf so richtig angekommen“, sagt Sina Eghbalpour: „Inklusion braucht eben viel Kraft und Geduld.“

>>> Förderung des Projekts

Das DOSB-Projekt „Qualifiziert für die Praxis: Inklusionsmanager/innen für den gemeinnützigen Sport“ wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichfonds gefördert und finanziert 23 Stellen für schwerbehinderte Menschen im gemeinnützigen Sport. Der Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) profitiert auch durch das Lotto-Prinzip.