Der Saal war voll, als Januar 2018 die Behindertensportvereine des Jahres 2017 vom BRSNW und der Staatskanzlei NRW ausgezeichnet wurden.
Franziska Liebhardt hat schon so einiges in ihrer sportlichen Laufbahn erlebt. 2016 gewann sie unter anderem Gold im Kugelstoßen bei den Paralympics 2016 in Brasilien. In dieser Woche wurde ihr aber eine besondere Aufgabe zu teil. Sie moderierte die von WestLotto unterstützte Veranstaltung zum „Behindertensportverein des Jahres 2017“. Und eine Premiere gab es auch.
Der Saal im LVR-Industriemuseum in Oberhausen war voll, als am 25. Januar 2018 die Behindertensportvereine des Jahres 2017 vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) und der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet wurden.
Titelträger wurden in folgenden Kategorien:
- Sportangebote für Seniorinnen und Senioren: TSV Bösingfeld
- Sportangebote für Kinder und Jugendliche: RBG Dortmund 51
- Inklusion im Sportverein: TV Ratingen 1865
- Sportangebote für Flüchtlinge: BS Oberhausen
Neben der Ehrung der Behindertensportvereine des Jahres wurde auf der Veranstaltung auch ein neuer Film von BRSNW und WestLotto vorgestellt, in dem Behindertensportler und -sportlerinnen, Trainer und Mitarbeiter des BRSNW über ihre Wünsche, Träume und ihre Vorstellung von Glück sprechen. Der emotionale Film zeigt, wie individuell unsere Träume sind und wie sie uns doch verbinden, ob mit Handicap oder ohne.
Im Interview stellte sich die Moderatorin des Abends unseren Fragen und erzählt, was sie am Behindertensport und ehrenamtlichen Engagement fasziniert:
Was verbinden Sie persönlich mit dem Sport für Menschen mit Behinderung? Welche Begegnungen oder Erlebnisse sind Ihnen in besonderer Erinnerung?
Franziska Liebhardt: Sport bedeutet für jeden Menschen Bewegung, Spaß und soziale Kontakte. Für Menschen mit Behinderung kann Sport zusätzlich auch eine Art Therapie sein, um Selbstvertrauen zu gewinnen, fit fürs alltägliche Leben zu werden und Kontakte zu Menschen auch ohne Behinderung zu bekommen. In besonderer Erinnerung ist mir die Eröffnungsfeier der Paralympics in Rio: Sechs Kinder mit cerebralen Lähmungen trugen – befestigt am Körper von gesunden Helfern – die paralympische Flagge ins vollbesetzte Maracana-Stadion. Die Augen der Kinder leuchteten vor Stolz und Freude, das ging mir richtig ans Herz!
Warum unterstützen Sie den Sport für Menschen mit Behinderung?
Liebhardt: Ich bin selbst behindert und habe lange leistungsorientierten Behindertensport gemacht. Mittlerweile bin ich im Freizeitsport und treibe Sport zusammen mit überwiegend Nichtbehinderten. Ich habe dabei erlebt, welche vielseitig positiven Effekte der Sport für alle Menschen, insbesondere aber für Menschen mit Behinderung hat.
Wie können gemeinsame Sportangebote für Menschen mit und ohne Behinderung gelingen?
Liebhardt: Indem alle ohne Vorurteile und ohne Ängste aufeinander zugehen und zunächst auch gegenseitig keine großen Ansprüche aneinander stellen. Für gemeinsamen Sport genügt es erstmal neugierig auf den Anderen und kreativ zu sein.
Was gefällt Ihnen an den ausgezeichneten Vereinen besonders?
Liebhardt: Da hat jeder der Preisträger seine besondere Note im Behindertensport. Ich war von den vielen innovativen und kreativen Angeboten in den verschiedenen Vereinen sehr positiv überrascht. Behindertensport ist längst heraus aus der Ecke des reinen Rehasports, das früher noch etwas angestaubte Image hat sich durch die vielen tollen Angebote in den Vereinen mittlerweile sehr positiv verändert. Behinderte Menschen können heute nahezu jeden Sport ausüben wie nichtbehinderte Menschen auch, weil kreative Menschen in den Vereinen sich durch zunächst unüberwindbar scheinende Barrieren nicht mehr so leicht abschrecken lassen. Es wird einfach angepackt, getüftelt und ausprobiert, viele Probleme werden ganz pragmatisch gelöst. Genau das braucht der Behindertensport. Es geht dabei nicht mehr primär um Rehabilitation, sondern um den Spaß an der Bewegung, die sozialen Kontakte, den fröhlichen Zeitvertreib mit behinderten und nichtbehinderten Freunden. Aber es sind nicht nur die jetzt ausgezeichneten Vereine, die tolle Arbeit leisten. Mehr oder weniger in allen Vereinen finden sich engagierte Mitglieder, die sich für Menschen mit und ohne Behinderung einsetzen. Die ausgezeichneten Vereine stehen somit in Vertretung für den gesamten Behindertensport in Nordrhein-Westfalen.