Düsseldorf. Schul-iPads und Lern-Apps: Mit dem Digitalpakt 2.0 sollen NRW-Schulen fit für die Zukunft gemacht werden. Warum schon der erste Pakt enttäuschte.

Der Digitalpakt 2.0 soll digitale Klassenzimmer fördern. Nun liegt ein Einigungsentwurf vor: In den kommenden sechs Jahren könnten die Schulen in NRW rund 600 Millionen Euro für die Digitalisierung erhalten - vorausgesetzt, eine neue Bundestagsmehrheit stimmt einer entsprechenden gesetzlichen Regelung zu. Anne Deimel, Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), macht deutlich: Das reicht nicht. 

Viele Schulen in NRW haben keine Tablets, die vorhandenen Geräte sind ungleich verteilt. Und obwohl die Welt immer digitaler wird, kann fast die Hälfte der Achtklässler gerade mal einen Link anklicken. Das zeigt eine internationale Vergleichsstudie. Auch wenn der Digitalpakt 1.0 schon Fortschritte gebracht habe: Die bereits geförderten digitalen Klassenzimmer verursachen laufende Kosten. Seit Mai warten die Schulen nun auf den neuen Pakt. Deimel kritisiert: „Die Summe wird für die Bedarfe in den Schulen nicht ausreichen.“

Bundesweit sollen fünf Milliarden Euro in die Digitalisierung der Schulen fließen. Die Hälfte davon soll der Bund übernehmen, 500 Millionen Euro sollen die Länder beisteuern. Die restlichen zwei Milliarden Euro werden auf bereits laufende Investitionen angerechnet. Frisches Geld fließt also nur in Höhe von drei Milliarden Euro.

Schulministerin: „Eine gute Grundlage, auf der eine neue Bundesregierung aufbauen kann.“

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Monatelang herrschte Unklarheit über die Zukunft des Digitalpakts 2.0, während Bund und Länder in festgefahrenen Verhandlungen steckten. Mit dem „Ampel-Aus“ und dem neuen Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne) scheint der Prozess nun an Fahrt aufgenommen zu haben. Das Land will die Mittel gezielt investieren in Tablets, in Lernplattformen, Cloud-Lösungen sowie in Fortbildungen. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) sagt: „Wir haben damit zwar noch keinen Digitalpakt 2.0, aber eine gute Grundlage, auf der eine neue Bundesregierung aufbauen kann.“

Anne Deimel, Landesvorsitzende des VBE NRW, begrüßt die Einigung zum neuen Digitalpakt, übt jedoch Kritik.

„Es darf nicht sein, dass Schulen in finanzschwachen Kommunen benachteiligt werden.“

Anne Deimel
VBE NRW

Aber: Der neue Digitalpakt wird in dieser Legislaturperiode nicht mehr gesetzlich verankert. Das ist Aufgabe der nächsten Bundesregierung. Anne Deimel warnt, dass er auf unsicheren Füßen stehe: „Wir erwarten von der neu zu wählenden Bundesregierung, zum Digitalpakt 2.0 zu stehen, sodass möglichst schnell die notwendigen Absprachen und Umsetzungen im Land erfolgen können.“

Warum der Digitalpakt 1.0 in NRW auf viel Kritik stößt

Besonders finanzschwache Städte sollen durch die neue Förderung entlastet werden. „Es darf nicht sein, dass Schulen in finanzschwachen Kommunen benachteiligt werden“, betont Deimel. Doch bereits der erste Pakt steht in der Kritik: Eine aktuelle Schulleiterbefragung des VBE zeigt, dass die digitale Ausstattung der Schulen in NRW sogar rückläufig ist.

Ein Grund dafür sind offensichtlich die nach wie vor komplizierten Antragsverfahren für Fördermittel. Trotz einiger Vereinfachungen während der Corona-Pandemie werden diese Verfahren von vielen Schulen immer noch als große Hürde empfunden. Nach Fortschritten in den Vorjahren stagniert die Situation vielerorts oder verschlechtert sich sogar.

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