Essen. Als sie die Kosten fürs Pflegeheim sieht, bleibt der Familie die Spucke weg. Sie zahlt - und fragt nach der Gerechtigkeit des Systems.

Das Leben im Heim der Mutter zahlt eine Familie aus dem westlichen Ruhrgebiet aus eigener Tasche. Das geht, weil die Eltern ausreichend vorsorgen konnte. Ein Haus, das als Altersvorsorge gebaut wurde, ist inzwischen verkauft. Die Familie hat sich ausgerechnet, wann das Vermögen aufgebraucht ist - und zweifelt daran, wie gerecht das ist.

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„Wir haben immer gedacht, das kriegen wir hin. Meine Eltern lebten direkt neben uns, sie sind beide über 80 und erst in den letzten Jahren pflegebedürftig geworden. Morgens und abends kam ein Pflegedienst, ein paar Stunden im Monat war eine Haushaltshilfe da. Mein Mann und ich haben am Wochenende und nach Feierabend den Haushalt gemacht, eingekauft, gewaschen, geputzt, den Garten gemacht. Das ging lange gut. Aber meine Mutter hat Parkinson. Etwa ein Jahr ist das her, dass es schlimmer wurde.

In einer Nacht wollte sie auf Toilette. Mein Vater half ihr, da war sie plötzlich wie festgeklebt, konnte keinen Schritt mehr tun. Sie wollten mich nicht wecken, weil ich am nächsten Morgen zur Arbeit musste. Also haben sie drei Stunden lang zusammen versucht, meine Mutter zum Gehen zu bewegen. Sie kam danach ins Krankenhaus und lebt nun mit Pflegegrad 3 im Heim.

„Als ich den Eigenanteil sah, ist mir die Spucke weggeblieben“

Wir haben uns nie um so etwas wie ein Pflegeheim und die Kosten Gedanken gemacht. Als ich den Eigenanteil von 3800 Euro sah, ist mir die Spucke weggeblieben. Für uns ist wichtig, dass meine Mutter einen Pflegeplatz in der Nähe hat, mein Vater sie besuchen kann, und wir sind zufrieden so weit. Aber wieso ist das so teuer?

Meine Eltern haben ein Haus verkauft, in dem früher jemand aus der Familie wohnte. Der Erlös wird wohl drei Jahre ausreichen, um den Eigenanteil zu decken. Dann ist die Altersvorsorge meiner Mutter weg. Manchmal denke ich: Wofür haben meine Eltern das alles gemacht? Sie waren immer fleißig, mein Vater hat immer gearbeitet, sie haben vorgesorgt, Werte geschaffen, ein Haus gebaut und langen nie jemandem auf der Tasche. Und dann sind da andere im Heim, die Sozialhilfe bekommen, und die bekommen die gleiche Pflege. War man bescheuert?

Ich merke, dass ich manchmal das gesamte System anzweifle. Wieso bekommen manche Menschen Bürgergeld ohne eine Gegenleistung und andere müssen alles, was sie erarbeitet und angespart haben, in die Pflege stecken, zu der sie ja nichts können? Ist das gerecht?“