Bei einem Stadtfest in Solingen hat ein bislang unbekannter Mann mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen. Der Angreifer tötete zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau. Der Mann soll plötzlich ein Messer gezogen und damit gezielt auf den Hals der Opfer eingestochen haben, berichteten Zeugen der Polizei.
Messerattacke in Solingen: Die Bilder vom Tatort
1/36
Wo ist es passiert?
Das „Festival der Vielfalt“, mit dem die Stadt Solingen ihren 650. Geburtstag feiern wollte, begann bereits am Freitagmittag mit Aktionen für Schüler und Schülerinnen. Ab dem Nachmittag traten dann unter anderem auf dem Fronhof, einem Marktplatz in der Innenstadt, Musiker und Musikerinnen aus Solingen auf. Unmittelbar vor dieser Bühne schlug der Täter zu. Auf einer weiteren Bühne in der Nähe legte gerade der bekannte Solinger DJ Topic auf.
Wann ist es passiert?
Zum Zeitpunkt der Tat spielte eine Solinger Band auf der Bühne auf dem Fronhof. Zeugen berichteten, dass es sehr voll auf dem Platz wae. Die ersten Anrufe bei der Leitstelle gingen um 21.37 Uhr ein.
Was wissen wir über den mutmaßlichen Täter?
Ein 26-Jähriger stellte sich am Samstagabend der Polizei und wurde festgenommen. Der Mann gab einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft und der Polizei Düsseldorf zufolge an, „für den Anschlag verantwortlich zu sein“. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte in der ARD: „Derjenige, den wir den ganzen Tag in Wirklichkeit gesucht haben, der ist seit kurzer Zeit in Gewahrsam.“ Bei dem Mann soll es sich um einen 26-jährigen Syrer handeln, der seit 2022 mit Flüchtlingsstatus in Deutschland lebt. Den Sicherheitsbehörden war er nach Information der Deutschen-Presse-Agentur bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Die Polizei geht noch davon aus, dass der Mann alleine gehandelt hat.
Da die Morde von Solingen als Terroranschlag gewertet werden, hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Verdächtigen übernommen. Der mutmaßliche Täter wurde am Sonntag mit einem Hubschrauber nach Karlsruhe zum Bundesgerichtshof (BGH) geflogen, um dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt zu werden. Er entschied: Der 26-jährige Syrer muss in Untersuchungshaft.
Der mutmaßliche Täter sollte eigentlich im vergangenen Jahr nach Bulgarien abgeschoben werden. Zuvor war demnach sein Asylantrag abgelehnt worden. Warum scheiterte im vergangenen Jahr der Versuch, den syrischen Tatverdächtigen abzuschieben? NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte in der ARD-Sendung „Caren Miosga“, der mutmaßliche Attentäter sei im rechtlichen Sinne nicht untergetaucht. Er sei an dem Tag, an dem er abgeholt werden sollte, schlicht nicht dagewesen. „Ansonsten war er immer und häufig in dieser Einrichtung.“
Wurden weitere Menschen festgenommen?
In einer Solinger Asylunterkunft wurde ein weiterer Mann festgenommen. Er soll in einer engen Verbindung zum Tatverdächtigen stehen. „Die beiden kennen sich gut. Die haben viel zusammen gemacht. Er wusste auf jeden Fall irgendetwas über den Flüchtigen. Er war nicht unwissend“, so NRW-Innenminister Reul.
In welcher Verbindung ein am Samstagmorgen festgenommener 15-Jähriger konkret zum Tatverdächtigen stehe, könne er noch nicht sagen. „Der hat womöglich etwas von der Tat gewusst“, so Reul. Jemand habe gehört, wie er weit vor der Messertat darüber gesprochen habe.
Welches Motiv steckt hinter der Tat?
Die Staatsanwaltschaft hatte am Samstagnachmittag bereits einen terroristischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. „Eine Motivlage konnten wir bisher auch nicht erkennen, wir gehen aber nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann,“ so der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers.
Am Samstagabend beanspruchte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dann den Messerangriff für sich. Der Angreifer habe dem IS angehört und die Attacke, die einer „Gruppe von Christen“ gegolten habe, aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt, hieß es in einer über das IS-Sprachrohr Amak verbreiteten Mitteilung. Die Polizei Düsseldorf hat nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben der Terrormiliz erhalten. Ob es echt ist, müsse noch geprüft werden. Aus Ermittlerkreisen wurde auch darauf hingewiesen, dass der IS in der Vergangenheit öfter Taten für sich reklamiert habe, ohne dass es für eine wirkliche Zusammenarbeit mit dem Täter belastbare Hinweise gegeben habe.
Am Sonntagabend hat der IS ein Video veröffentlicht, das den Täter zeigen soll. In dem etwa einminütigen Video ist ein vermummter, jung wirkender Mann zu sehen, der ein langes Messer in die Kamera hält. Er leistet dem Anführer des IS darin auf Arabisch einen Treueeid und bezeichnet diesen mit dem Ehrentitel „Emir“.
Wann das Video aufgenommen wurde und ob es sich beim darin gezeigten Mann um den Täter handelt, konnte zunächst nicht überprüft werden.
Gab es bei dem Stadtfest eine Waffenverbotszone?
Nein, gab es nicht. Es habe im Vorfeld keinen Hinweis auf einen möglichen Angriff gegeben, deshalb habe kein Anlass bestanden, eine Waffenverbotszone einzurichten. Auch eine polizeiliche Videobeobachtung habe nicht stattgefunden.
Bestand eine Gefahr für die Bevölkerung?
Das Fest wurde am Freitag um 22.15 Uhr offiziell abgebrochen und auch nicht fortgesetzt. Eigentlich sollte es drei Tage dauern. Am Samstagmorgen mahnt die Polizei die Bevölkerung der Stadt weiter zur Vorsicht. „Menschen im Innenstadtbereich sollen vorsichtig sein“, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei mit Blick auf den noch flüchtigen Täter. „Wer eine verdächtige Person sieht, soll sofort den Notruf 110 wählen und diese nicht ansprechen.“
Wo lebten die Todesopfer?
Bei den Toten handelt es sich nach Behördenangaben um eine Frau und zwei Männer. Nach Informationen des WDR sollen zwei der Todesopfer aus Solingen stammen, eines aus Düsseldorf.
Wie geht es den Verletzten?
Am Samstagnachmittag informierten die Ermittler darüber, dass vier Menschen lebensgefährlich verletzt wurden, zwei schwer und zwei leicht. Am Sonntag dann die Mitteilung, dass inzwischen alle außer Lebensgefahr seien.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.