Mülheim. 180.000 Kinder werden bald in NRW eingeschult. Eins von ihnen ist Emma (6). Wie sie sich fühlt und welche Wünsche ihre Mutter an die Schule hat.

Und plötzlich wirkt sie so selbstständig. Sarah Jansen beobachtet ihre Tochter Emma, wie sie in ihrem gelben Sommerkleid im Garten steht und mit der Sonne um die Wette strahlt. In der Hand hält Emma die alte Schultüte ihrer Mutter mit den vielen bunten Herzchen und Bärchen drauf. Sie ist von 1997.

Als Sarah Jansen ihre Tochter dort stehen sieht, gehen ihr noch einmal die vergangenen Wochen durch den Kopf – der letzte Kita-Tag, an dem die Sechsjährige zu Nenas „99 Luftballons“ zum Abschied aus dem Gebäude tanzte. Der Badeurlaub auf Juist, in dem Emma gerade erst das Seepferdchen gemacht hat. Und der Moment, als sie ihrer Tochter half, das erste Mal den rosa Tornister aufzusetzen, der fast so groß wirkt wie sie selbst. „Es ist schön zu sehen, dass sie bereit für den neuen Lebensabschnitt ist“, sagt Sarah Jansen. Ihre Augen glänzen. In wenigen Tagen beginnt für die Familie ein neuer Alltag: Emma kommt in die Schule.

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Mit ihr werden dieses Jahr rund 180.000 Kinder an Rhein und Ruhr eingeschult, schätzt das NRW-Schulministerium. Die Jungen und Mädchen verteilen sich auf 2796 Grundschulen und 29.390 Klassen.

Emma (6): „Ich habe etwas Angst, dass ich mich in der Schule verlaufe“

Emma kommt in die Hölterschule in Mülheim, wie schon ihre Oma und ihr Papa -- nur heißt es heute nicht mehr Klasse a), sondern Pinguin-Klasse. „Ich bin schon gaaanz aufgeregt“, sagt sie und breitet ihre Arme aus. „Ich habe etwas Angst, dass ich mich in der Schule verlaufe, weil die so riesig ist. Aber ich freue mich schon, wenn ich endlich meine Lehrerin und meine Klassenkameraden kennenlerne.“

Erster Schultag von Emmas Mama: Sarah Jansen aus dem Jahr 1997.
Erster Schultag von Emmas Mama: Sarah Jansen aus dem Jahr 1997. © privat | Privat

Auch Sarah Jansen macht sich Gedanken darüber, wie es ihrer Tochter im Schulalltag ergehen wird. Sie erinnert sich an ihren ersten Schultag, ein heißer Sommertag im August 1997: „Ich kannte niemanden und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Bis zum Schluss wusste ich nicht, wer von den drei Frauen, die da vor uns standen, meine Lehrerin wird.“ An ihre Schulzeit denkt Sarah Jansen aber gern zurück. Ihre Lehrerinnen waren ihr Vorbilder.

Beziehungsarbeit steht heute im Fokus der Schulen

Heute arbeitet sie selbst als Lehrerin. Daher weiß sie, wie sehr sich die Schule im Laufe der Zeit verändert hat. Beziehungsarbeit stehe heute stärker im Fokus als etwa noch vor 20 Jahren, sagt Sarah Jansen. In ihrer Schulzeit gab es zum Beispiel keinen Kennenlerntag, und die Schülerinnen und Schüler wussten nicht vorab, in welchen Räumen sie einmal lernen würden.

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Aber sie sieht auch die Herausforderungen, vor denen Kinder und Jugendliche heute stehen. Kriege, Krisen und Klimawandel – „ich finde es wichtig, dass Schulen die Probleme dieser Generation aufgreifen. Dass die Kinder zum Beispiel lernen, wie sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können oder wie sie mit Niederlagen umgehen können.“

Mutter aus Mülheim: „Schule soll vor allem Spaß machen“

Zudem lebe man heute in einer Leistungsgesellschaft und es sei wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Noten nicht alles sind. „Ich hoffe, dass meine Tochter neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen noch ganz viele andere Dinge aus ihrer Grundschulzeit mitnehmen wird. Und vor allem, dass sie dabei viel Spaß hat.“ Ihren eigenen Schulkindern gibt sie mit, dass Fehler gemacht werden dürfen. Denn schaut man sich das Wort einmal genauer an, sagt Sarah Jansen, dann steckt da noch ein anderes Wort drin: Helfer.

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Emma freut sich in der Schule am meisten darauf, endlich lesen zu lernen. Ihrer Mama möchte sie ihr Lieblingsbuch „Die Schule der magischen Tiere“ vorlesen. Damit die Wartezeit bis zum Schulstart schneller vergeht, malt sie jeden Tag einen Pinguin-Fußstapfen aus, der zu einer aufgezeichneten Schule führt. Wenn alle Fußstapfen bunt sind, dann ist es soweit. Heute entscheidet sich Emma für gelb.

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