Ruhrgebiet. Experten befürworten Ausweitung der Früherkennung. Krankenkassen: Interessierte Frauen müssen vorerst aber selbst aktiv werden.
Zum 1. Juli ist die Altersgrenze für das Mammografie-Screening auf 75 Jahre angehoben worden.. „Und das ist gut so“, findet Prof. Sherko Kümmel, Direktor des Brustzentrums der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM). Bislang wurden nur Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zu dieser Vorsorgeuntersuchung eingeladen. „Je älter eine Frau ist, desto höher ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Brustkrebs erkrankt“, erläutert der Mediziner. Frauen, die bereits 70 Jahre alt geworden seien, hätten zudem „eine Lebenserwartung von über 90“, stünden oft noch „mitten im Leben“. Und sie könnten inzwischen sehr schonend („deeskalierend“) operiert, individualisiert therapiert werden: „Mit sehr wenig Aufwand können wir bei Frauen in diesem Alter erreichen, dass der Krebs nie wieder zurückkehrt“, erklärt der Experte.
„Je älter eine Frau ist, desto höher ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Brustkrebs erkrankt.“
Seiner persönlichen Meinung zufolge sollte die Altersgrenze fürs Screening nach oben ganz offen sein, aber er will nicht „meckern“: „Ich bin schon froh, dass wir jetzt wenigstens diese Anhebung erreicht haben.“ Auch grundsätzlich befürwortet Kümmel das Screening, denn: „Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser ist die Prognose, desto leichter lässt er sich behandeln.“
Frauen müssen sich derzeit noch selbst melden
Anspruchsberechtigte Frauen werden alle zwei Jahre zur Mammografie eingeladen, tatsächlich nimmt in Nordrhein-Westfalen aber nur etwa die Hälfte (55 Prozent) von ihnen am freiwilligen Screening teil, das eine Regel-Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung ist. Das geht aus Zahlen und Analysen für die Jahre 2021 und 2022 hervor, die die Barmer Krankenkasse im Juni vorlegte. Den Landesgeschäftsführer der Barmer, João Rodrigues, besorgt diese Zahl, man habe nach der Corona-Pandemie „Nachholeffekte“ erwartet, die in den Daten jedoch nicht zu erkennen seien. Den Zahlen der Krankenkasse zufolge wurde 2022 bei mehr als 311.000 Frauen in NRW 2022 Brustkrebs dokumentiert. Die Krebsvorsorge durch Abtasten der Brust wird ab dem Alter von 30 Jahren von den Krankenkassen bezahlt.
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Frauen zwischen 70 und 75 Jahren müssen sich zunächst noch selbst bei der regional zuständigen Stelle melden. Sie finden sich im Internet unter dem Stichwort „Mammo-Programm“, Ärzte haben die Adressen ebenfalls vorliegen. Die nötige Anpassung des Einladungsverfahrens konnte, so eine Sprecherin der AOK Rheinland/Hamburg, bis 1. Juli noch nicht vollständig umgesetzt werden.
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