Essen. Unser Autor Felix Laurenz lebt nun schon seit fast zwei Wochen vegan. Mittlerweile hat er sich einigermaßen an die fleischlose Ernährung gewöhnt. Doch dann beginnt mit den ersten Sonnenstrahlen am Wochenende auch die Grillsaison. Und die vegane Kost für den Rost kann ihn so gar nicht überzeugen.

Am Samstag ist es passiert. Dabei war das Wetter toll, meine Laune bestens. Am Morgen hatte ich in einem Essener Café vegan gefrühstückt. Außerdem war der Kühlschrank voll und ich hatte mich in den letzten Tagen immer besser auf die vegane Ernährung eingestellt. Doch dann kam Fleisch auf den Grill.

Es ist das Schlimmste, was einem ausgeprägten Fleischesser wie mir passieren kann. Ein Grillabend ist schließlich so etwas, wie das Hochamt der Fleischesser. Hähnchenkeulen, Bauchfleisch, Würstchen und Koteletts. Endlich muss sich der begeisterte Fleischesser nicht mehr entscheiden, welche Art Fleisch auf den Tisch kommt - es gibt einfach alle.

"Wie Fleisch" ist eben doch nicht wie Fleisch

Nur dieses Mal nicht. Dieses Mal sitze ich ängstlich bei Freunden auf dem Balkon und hoffe nur, dass mein Grillgut nicht allzu fürchterlich schmeckt. Schließlich lebe ich immer noch vegan. Also habe ich mir zwei Hacksteak-Imitate, drei Würstchen-Imitate und ein in Gewürz ertunktes Steak-Imitat gekauft. Besonders appetitlich sieht allerdings keins dieser "Wie Fleisch"-Produkte aus.

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Ein Freund von mir, wie ich ein eingefleischter Fleisch-Esser, unterzieht mein Grillgut ebenfalls einem kritischen Blick. Seine Freundin ist Vegetarierin, deshalb kennt er sich mit fleischlosem Grillen aus. Doch als er mein Essen sieht, schlägt er die Rhetorik eines geschockten Kriegsveteranen an, der dachte, dass ihn eigentlich nichts mehr überraschen könne: "Verrücktes Zeug. Und ich dachte, ich hätte schon alles gesehen." Meine jämmerliche Bitte, den Fleischersatz wenigstens nah an das richtige Fleisch zu legen, wird abgelehnt.

Essbar, aber nicht lecker

Wenigstens muss ich mir keine blöden Sprüche anhören. Eher bekomme ich Mitleid. "Hier, ich habe versucht dir wenigstens Grillstreifen drauf zu machen", erklärt mir der Grillmeister mit traurigem Blick, als er mein Hacksteak-Imitat vom Grill holt. Das Stück "Hacksteak" besteht hauptsächlich aus Weizeneiweiß, Sojaeiweiß und Tofu. Doch allein der stark gewöhnungsbedürftige Geruch nach erhitztem Weizen verrät das freche Hacksteak-Plagiat. Ein Fälscher-Meister wie Konrad Kujau war hier definitv nicht am Werk.

Veganer behaupten oft, Fleisch bekomme seinen Geschmack eigentlich nur von Gewürzen. Deshalb könne man genauso gut gewürztes Tofu oder andere Ersatzprodukte essen. Aber wer so etwas behauptet, hat nie wirklich Fleisch gemocht. Die Ersatz-Hacksteaks sind zwar essbar, haben mit Fleisch aber nicht viel zu tun. Und wirklich Freude macht mir das Essen auch nicht. Die Ersatz-Würstchen und das Steak-Imitat hebe ich mir deshalb lieber für ein anderes Mal auf.

Besser richtige Pflanzen

War das vegane Grillen also ein voller Reinfall? Jein. Fleischersatz funktioniert nicht. Diese Lektion habe ich in meinen beinahe zwei Wochen als Veganer nun endgültig gelernt. Ob vegane Mortadella, Salami oder Steaks. Wer das Original wirklich mag, sollte einen großen Bogen um die Fälschungen machen.

Meine selbst gemachte vegane Kräuterbutter hingegen (auf Alsan-Basis mit Knoblauch und Schnittlauch) war köstlich. Und auch der vegane Kartoffel-Salat und der gegrillte Maiskolben waren lecker. Pflanzen schmecken eben besser, wenn sie nicht versuchen, wie Fleisch auszusehen. Und mit genügend Sauce habe ich sogar die Hacksteaks essen können.

Ich grille demnächst bestimmt wieder. Haben Sie Tipps, was ich beim nächsten Mal auf den Rost werfen könnte? Dann schreiben Sie mir eine E-Mail an vegan@derwesten.de oder melden Sie sich über Twitter bei @laurenzvegan.