Essen. Bauchschmerzen, schlechte Laune, Fleischentzug. Unser Autor Felix Laurenz leidet mehr denn je unter seinem veganen Selbstversuch und kommt dabei auf komische Gedanken. Er fühlt sich schon wie Alex der Löwe aus dem Animationsfilm “Madagascar“. Doch dann wendet sich das Blatt.
Kennen Sie Alex den Löwen? Die eitle aber weitgehend domestizierte Großkatze aus dem Animationsfilm "Madagascar"? Im Film verschlägt es Alex und seine tierischen Freunde aus dem New Yorker Zoo in die Wildnis Madagaskars. Dort angekommen vermisst Alex vor allem seine tägliches Steak. Bald wird er so hungrig, dass er sogar seinen besten Freund, das Zebra Marty, fressen will. Am Wochenende fühlte ich mich genau wie Alex der Löwe.
Okay, meine Freunde wollte ich nicht essen. Aber wenn mir eine gebratene Taube in den Mund geflogen wäre, hätte ich mich sicher nicht gewehrt.
Bereit zur Jagd
Denn meine radikale Ernährungsumstellung machte sich langsam bemerkbar. Ich fühlte mich unwohl, schwach, war schlecht gelaunt und hungrig. Auf meine vegane Kost mochte ich mich nicht so recht freuen. Zu sehr dachte ich an Dinge, die ich nicht essen darf: Rühreier, Steaks, Gummibärchen, Schinken.
Ich hätte wahrscheinlich sogar selber ein Tier gejagt, wenn ich es dafür hätte essen dürfen. Stattdessen habe ich mich lieber schnell schlafen gelegt. Wer weiß, was sonst mit meinen beiden Kaninchen passiert wäre.
Komplizierter Einkauf
Beim Frühstück am Samstag mochte ich zunächst nichts essen, zu sehr quälte mich der Gedanke an den miesen veganen Käse über den ich hier schon gejammert habe. Doch dann der erste Lichtblick: der pflanzliche Brotaufstrich, den ich mir gekauft habe, ist ziemlich passabel. Das Frühstück ist vorerst gerettet, der hungrige Löwe in mir etwas ruhiger geworden.
Auch der anschließende Einkauf beruhigt mich. Denn bei meinem ersten veganen Großeinkauf bemerke ich, dass auch große Supermarkt- und Drogerieketten eine ordentliche Produktpalette für Veganer haben. Einige Dinge sind dann aber doch zu speziell. "Soja-Schnetzel", Hefeflocken und vegane Pizza gibt es meistens nicht. Insgesamt klappere ich vier Läden in Essen ab um alles zu bekommen. Die fleischliche Verführung lauert dabei an jeder Ecke. Drei Mal muss ich kostenlose Probeexemplare einer Mini-Salami ablehnen - obwohl ich nur allzu gern zugreifen würde.
30 Tage veganMissratene Bratlinge sorgen für abstruse Gedanken
Meine Laune fiel weiter, nachdem die ersten Gemüsebratlinge meines Lebens in einem breiartigen Fehlschlag endeten. Mies gelaunt löffelte ich mein Abendessen und spielte völlig abstruse Gedankenspiele durch. Zum Beispiel erinnerte ich mich an den Labor-Burger, den Wissenschaftler vor einiger Zeit gezüchtet hatten und überlegte, ob es für mich als Veganer ethisch akzeptabel wäre, ihn zu essen. Schließlich wurde kein Tier für die Herstellung des Burgers geschlachtet.
Also sah ich schnell im Internet nach und stellte fest, dass der Burger auf Basis tierischer Stammzellen hergestellt wurde und somit eindeutig und in keinster Weise vegan ist. Mein letzter Strohhalm war abgesoffen. Ich fühlte mich wieder wie ein übel gelaunter, verzweifelter und hungriger Löwe. Ich fühlte mich wie Alex aus "Madagascar".
Soja ist die Rettung
Der hat seine Freunde in "Madagascar" am Ende übrigens nicht gefressen, was nicht nur daran lag, dass der Film ab 0 Jahren freigegeben war. Denn Alex bekam statt saftiger Steaks leckeren (aber natürlich nicht veganen) Fisch. Und auch für mich gab es eine Lösung: Soja.
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Denn das vegane Chili mit Soja-Schnetzel, das ich mir am Sonntag gekocht habe, war wirklich lecker: Ich habe kaum gemerkt, dass ich anstatt Hackfleisch Soja benutzt habe. Und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mein Selbstversuch "30 Tage vegan" nicht bedeutet, 30 Tage leiden zu müssen.
Sie haben Fragen oder Anmerkungen zum Selbstversuch "30 Tage vegan"? Schreiben Sie mir eine E-Mail an vegan@derwesten.de oder melden Sie sich via Twitter bei @laurenzvegan.