Ruhrgebiet. Hätte es im Juli an der Emscher so geregnet wie an der Ahr, wären gewaltige Schäden entstanden. Der Hochwasser-Schutz soll nun ausgebaut werden.

Der Schutz vor Hochwasser soll an Emscher und Lippe deutlich ausgebaut werden. Denn eine Simulation ergab: Wäre bei dem Juli-Hochwasser an der Emscher so viel Regen gefallen wie an der Ahr, hätte das Gebäudeschäden von mehr als 600 Millionen Euro angerichtet, allein zwischen Holzwickede und Herne.

„Wir hatten ganz schön viel Glück. Ganz schön viel Glück kann uns nicht reichen“, sagt am Mittwoch Frank Dudda (SPD), Oberbürgermeister von Herne und Vorsitzender des Genossenschaftsrats der Emschergenossenschaft. Ein derartiges Hochwasser an der Emscher würde sich so schnell aufbauen, dass „wir zwei Stunden hätten, um Leute zu evakuieren - und zunächst zu erreichen“. An der Lippe wäre deutlich mehr Zeit, weil die Ablaufflächen deutlich größer sind und weniger Menschen dort leben.

Umbau der Deiche kann frühestens 2023 oder 2024 beginnen

In Arbeit: die Baustelle eines Regenrückhaltebeckens in Gelsenkirchen.
In Arbeit: die Baustelle eines Regenrückhaltebeckens in Gelsenkirchen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Emschergenossenschaft und Lippeverband wollen deshalb Deiche teilweise erhöhen und dagegen absichern, dass sie brechen. Auch einige neue Deiche könnten nötig werden, „vor allem an den Zuflüssen“, so Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzende.

Gesetzlich sei man verpflichtet, ein Hochwasser problemlos abzuleiten, wie es einmal in 100 Jahren vorkomme. Freiwillig sei man auf der Höhe, ein 200-Jahre-Hochwasser im Griff zu behalten. Bei den anstehenden Umbauten sei es vergleichbar einfach, auf ein 500-Jahre-Hoch zu kommen. „Das ist ein Höhenunterschied von 30 bis 40 Zentimetern“, sagt Emanuel Grün, Vorstand für Technik, auf der Pressekonferenz in Marl. Das Problem: Der Umbau der Deiche erfordere ein langwieriges Planfeststellungsverfahren und könne frühestens 2023 oder 2024 beginnen.

Die Afrikawelt des Gelsenkirchener Zoos wäre fast geflutet worden

Andere Ansätze griffen schneller: So sollen die Intervalle der Hochwasser-Vorhersage verringert und teilweise in Zuflüssen, die sehr schnell überschießen können, mehr Pegel eingerichtet werden. Auch Verträge mit Landwirten längs der Emscher, ihr Land als Überflutungsfläche bereitzustellen, könnten innerhalb von Wochen geschlossen werden.

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Es gebe aber „keine technische Maßnahme, die jedwedes Hochwasser abwehren kann“, sagt Paetzel. Im Juli-Hochwasser seien die Regenrückhaltebecken der Emscher mit fünf Millionen Kubikmeter Wasser randvoll gewesen. Man habe kurz davor gestanden, die Afrikawelt des Gelsenkirchener Zoos „Zoom“ als Regenrückhaltebecken nutzen zu müssen.

Im Lauf des Winters soll es eine Reihe mit Konferenzen geben, um anderem Beteiligten das Hochwasser-Problem nahezubringen: mit Kommunen, Industrie, Wohnungswirtschaft und Stadträten. Und speziell: städtischen Krisenstäben.