Essen.. Auch zwei Wochen nach Sturm Ela sind die Schäden noch nicht absehbar. Was absehbar ist: Es sind Waldarbeiter gefragt - mehr als es hierzulande gibt. Fachfirmen jedoch haben auch ohne Sturm “Ela“ gut zu tun. Doch im Wald aufzuräumen ist, mit Ausnahmen, für Besitzer keine Pflicht.

Im Hintergrund sind Motorengeräusche zu hören, der Handy-Empfang ist schlecht, Engelhardt Kraas-Rentmeister ist im Wald unterwegs. Der Forstunternehmer aus Arnsberg hat gut zu tun. Wer ihn derzeit anruft, um ihn zu beauftragen, von Sturm "Ela" umgefegte Bäume wegzuräumen, hat Pech: "Es geht im Moment leider nicht", sagt Kraas, "wir haben keine Kapazitäten frei". "Gefahrbaumfällung" ist eines von Kraas' Fachgebieten - etwa 50.000 Festmeter Holz sind durch den Sturm vom späten Abend an Pfingstmontag zerfetzt oder umgeworfen worden. Experten sagen: "Es müssen noch viele Bäume gefällt werden" - selbst wenn sie den Sturm stehend überlebt haben.

Doch dazu sind Fachkräfte und -Firmen nötig, und die müssen jetzt organisiert werden, weil es in NRW nicht genügend gibt. "Es reicht nicht, wenn man nur eine Motorsäge besitzt", erklärt Franz-Josef Pauly, stellvertretender Leiter des Regionalforstamts Ruhrgebiet in Gelsenkirchen. Er ist seit diesem Montag am "Sturmtelefon" für den Landesbetrieb Wald und Holz. Und will privaten Waldbesitzern helfen, die nötigen Fachkräfte zu finden, um die Wälder wieder sicher zu machen.

Motorsäge alleine reicht nicht

Denn das ist auch ein Aspekt: Viele Wälder sind derzeit für Besucher Tabu - es sei denn, es handelt sich um Waldarbeiter. Aber die müssen eine Forstwirtbrief vorweisen oder einen Sachkundenachweis für Motorsägen, sagt Pauly. Und Forstfirmen müssen zertifiziert sein, nach Iso-Norm. Ute Kreienmeier vom Verband der kommunalen Waldbesitzer ergänzt: "Die Arbeit ist gefährlich", der Sturm hat überwiegend Laubbäume zerstört. Deren Stämme stehen unter Spannung und können - falsch angepackt - bersten. "Das ist eine andere Arbeit, als etwa mit umgestürzten Fichten". Auch in punkto Maschineneinsatz: "Vollernter sind hier nicht zu gebrauchen. Handarbeit mit der Motorsäge ist gefordert", sagt Franz-Josef Pauly.

Zwar ist nicht ganz NRW von Sturmschäden betroffen, die Schneise der Verwüstung zieht sich von Südwesten kommend quer über Düsseldorf hinweg ins Ruhrgebiet hinein. Dennoch: Hunderte von Kleinstwaldbesitzern dürften sich nun mit den Schäden herumschlagen. Nicht alle Besitzer sind den Forstbehörden bekannt. Es ist eine Besonderheit von NRW: 67 Prozent des Waldes hierzulande ist in Privatbesitz. Insgesamt gibt es 150.000 private Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen, davon knapp 3000 mit Waldflächen von mehr als zehn Hektar.

4400 private Waldeigentümer im Ruhrgebiet

Das Regionalforstamt im Ruhrgebiet schätzt in seinem Beritt etwa 4400 private Waldeigentümer. Die Statistik zeigt: Manche haben Parzellen, die kaum größer sind als ein etwas ausgedehnterer Garten. Und: "Manche wissen gar nicht, dass sie ein Stück Wald besitzen". Es kann jedenfalls sein, dass sie nach Sturm "Ela" erst davon erfahren, sagt Ute Kreimeier. Weil sie Post vom Revierforstamt bekommen.

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Wo Sturmholz öffentliche Wege gefährdet, müssen Waldbesitzer jetzt handeln - und Bäume oder Geäst wegräumen. Wege sichern. Das gilt vor allem für Waldbereiche an öffentlichen Straßen, Bahnlinien oder Bebauung. "Das kann teuer werden", sagt Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin bei Waldbauernverband NRW. Solche Arbeiten, die der "Verkehrssicherheitsüberprüfung" dienen, "zahlt keine Versicherung".

Kommunen leihen sich Waldarbeiter und -Gerät gegenseitig aus

Unterdessen geht man beim Landesbetrieb Wald und Holz davon aus, dass es Landeshilfen für betroffenen Waldbesitzer geben wird. Auch mit Blick auf die Wiederaufforstung. Doch daran ist noch nicht zu denken, solange noch zig vom Sturm gefällte Bäume kreuz und quer in den Wäldern liegen und so manche Bäume nur noch als Ruine stehen. "Da müssen wahrscheinlich noch sehr viele Bäume gefällt werden", fürchtet Heidrun Buß-Schöne.

Die geschädigten Kommunen versuchen unterdessen seit diesem Montag, eine Art Selbsthilfe zu organisieren: "Wir fragen bei Gemeinden nach, die nicht vom Sturm betroffen sind, und wollen dort kommunale Waldarbeiter, Forstwirte und Forsttechnik organisieren", sagt Ute Kreienmeier. Koordinieren wird dann das NRW-Innenministerium.

Eichen kann man erstmal liegen lassen...

Beim "Sturmtelefon" (Nr.: 02 51 / 917 97 - 495) hat Franz-Josef Pauly mittlerweile Angebote von Forstunternehmen bis hin zum Harz oder aus Brandenburg. Dabei kommt es auch auf die Baumarten an, inwieweit nun Eile geboten ist. "Buchen sollte man schnell aufarbeiten"; umgestürzte Bäume würden sonst schnell "stockig" und von Weißfäule erfasst. "Das wird in Sägewerken nicht mehr angenommen", entsprechend wenig Geld lässt sich mit solchen Bäumen noch erwirtschaften. Eichen hingegen "kann man in aller Ruhe liegen lassen - sofern von dem Baum keine Gefahr ausgeht". Und der Borkenkäfer sei nur eine Gefahr für Fichten, heißt es.

Für Waldbesitzer gilt zudem: "Sie können Bäume liegen lassen, es gibt keinen Zwang dazu, etwa Sturmschäden aufzuräumen" - sofern durch sie keine Gefahr ausgeht. Was man als Spaziergänger zudem wissen sollte: Wälder betritt man grundsätzlich auf eigene Gefahr.