Köln. Deutschlands “Superstar“ 2013 ist eine Frau, erstmals seit Staffel 2 - so viel steht nach dem DSDS-Halbfinale fest. Während Favorit Ricardo Bielecki gefasst auf seine Abwahl reagierte, konnte Lisa Wohlgemuth ihr Glück kaum fassen. Trotz eher schwacher Stimme wählten die DSDS-Zuschauer sie ins Finale. Dort tritt sie gegen Beatrice Egli an.

Es ist mitten in der Nacht, als Ricardo Bielecki ein letztes Mal im Mittelpunkt steht. Um kurz vor eins betritt der gefallene Favorit einen schmucklosen Büroraum in Köln-Ossendorf, in einem Nebengebäude des DSDS-Studios. Er setzt sich auf ein Sofa, um ihn scharen sich die Reporter – sie wollen wissen, wie sich einer fühlt, der bereits Superstar, zumindest „Deutschland sucht den Superstar“-Staffelsieger zu sein schien. Nein, sagt er, enttäuscht sei er nicht: „Das ist das falsche Wort.“ Er wirkt gefasst.

Im Flur nebenan ist Lisa Wohlgemuth in einem dieser Sitzsäcke versunken. Was sie nächste Woche mache, fragt eine Frau mit RTL-Mikrofon. Lisa lächelt, zum Vorschein kommt die charakteristische Lücke zwischen ihren Schneidezähnen. Sie sagt nur: „Singen!“

Nach Elli Erl wird wieder eine Frau DSDS gewinnen

Man kann von DSDS halten, was man will, doch die Sendung hat zweifellos ihre eigenen Gesetze. Wieder einmal hat es ein vielgelobter Favorit nicht ins Ziel geschafft. Stattdessen gerät die finale Show zum ersten Mal seit neun Jahren nun zum Mädelsabend: Lisa Wohlgemuth (21), die flippige Sächsin, tritt gegen Beatrice Egli (24) an, die schöne Schlager-Schweizerin. Wie konnte es dazu kommen?

Am Gesang kann Ricardos Abwahl nicht gelegen haben. Die – wie man bei DSDS sagt – „Performance“ war professionell, die Jury lobte den 21-Jährigen überschwänglich, zudem hatte er den Vorteil, „der letzte Schniedelträger von DSDS“ (Dieter Bohlen) gewesen zu sein. Der Oberjuror schien mit der Zuschauerentscheidung denn auch nicht glücklich: Nach der gewohnt langatmigen und jede Spannung erstickenden Verkündung durch das Moderationsduo Nazan Eckes/Raul Richter verschwand Bohlen schnurstracks hinter der Bühne.

Beatrice Egli oder Lisa Wohlgemuth - wer setzt sich im RTL-Finale durch?

Vielleicht hat das Ricardo-Aus mit einer Eigenart dieser Sendung zu tun: Seit der ersten Staffel 2002 mimten viele Kandidaten einen soliden „Superstar“, langweilten das Publikum aber auf Dauer mit ihren Coolness-Kopien.

Auch interessant

Die meisten DSDS-Teilnehmer, deren Halbwertszeit länger dauerte als ein paar Wochen, waren eher originell als cool: Daniel Küblböck, Anna-Maria Zimmermann, der „Checker“ Thomas Karaoglan.

Die Fans fragen sich nun, wer im DSDS-Finale die besseren Chancen haben wird: Beatrice, die immer mehr zum Helene-Fischer-Double wird? Oder Lisa, die ihre manchmal schiefen Töne auch Samstag wieder durch ihre clownhafte, aber sympathiebringende Auftritte wett machte?

Ricardo Bielecki will nach DSDS weiter Musik machen

Sie könnten sich etwas bei Heino abschauen. Im Herbst seines Lebens erlebt die Karriere des 74-Jährigen einen zweiten Frühling. Samstag war er als Gastjuror angekündigt. Wie dieser aus der Zeit gefallene Mann mit starker Stimme „Junge“ von den Ärzten sang, das gefiel sogar dem großteils minderjährigen DSDS-Publikum im Studio. Leider war Heino bis auf seinen Auftritt nach Mitternacht kaum in die Sendung eingebunden – anders als Andrea Berg eine Woche zuvor.

Im Ossendorfer Büroraum nippt Ricardo an einem Fläschchen Cranberrysaft. Er wolle mal sehen, wie es weitergeht mit seiner Musikkarriere, sagt er zu den Reportern. Um kurz vor halb zwei sind die Interviews beendet. Ricardo Bieleckis Traum vom Superstar-Leben, er endet in dieser Samstagnacht. Ab jetzt ist er wieder: ein ganz normaler Realschüler aus Wattenscheid.