Essen. Wie strikt sind die Verträge, die die DSDS-Kandidaten abschließen müssen? Seit die RTL-Show 2002 erstmals gesendet wurde, ist immer wieder von “Knebelverträgen“ die Rede. Wer den Sender oder aktuelle Teilnehmer wie Ricardo Bielecki mit den Vorwürfen konfrontiert, wird abgewimmelt.
Es sollte sein Geheimnis bleiben, doch daraus wurde nichts: Ricardo Bielecki ist Vater einer kleinen Tochter, zu der er aber keinen Kontakt hat. So stand es zumindest in der "Bild"-Zeitung, und jetzt weiß jeder, der sich für DSDS interessiert, um die Geschichte.
Wie konnte das an die Öffentlichkeit kommen? Im Gespräch mit der WAZ Mediengruppe beteuert der 20-Jährige: "Ich wollte nie darüber reden!" Nun stellt sich die Frage: Hat jemand aus seinem Freundeskreis sein Geheimnis verraten - oder musste Ricardo seine Tochter öffentlich machen, weil ein Vertrag ihn dazu verpflichtet?
Ricardo Bielecki will eigentlich nicht über seine Tochter sprechen
Das war passiert: Mit seiner Ex-Freundin hat Ricardo ein Baby. Die Mutter brach den Kontakt zu ihm jedoch ab, er habe die Tochter erst einmal gesehen. "Ich habe sie in den Arm genommen und das war das schönste Gefühl aller Zeiten", zitiert RTL den jungen Wattenscheider, nachdem die "Bild" bereits darüber berichtet hatte.
Dass die Redaktion des Boulevardblatts offensichtlich eng mit den "Deutschland sucht den Superstar"-Machern kooperiert, die Leser regelmäßig mit Klatsch-Nachrichten von den Kandidaten versorgt und potenziell die Einschaltquoten steigert, ist nicht neu. Ricardo schwört, niemandem von seiner Tochter erzählt zu haben. "Das wussten nur Freunde von mir. Das hat wohl einer verraten. Sehr schade."
Nicht das erste Mal, dass Privates der DSDS-Sänger öffentlich wird. "Man konnte dort niemandem vertrauen. Wenn man sich bei Redakteuren oder anderen Kandidaten ausgeweint hat, war das oft am nächsten Tag im Fernsehen", sagt etwa Ex-Kandidat David Petters (25), der es in der Staffel 2012 bis in den "Recall" schaffte.
Entsprechende Nachfragen wehrt Ricardo ab: Natürlich habe er Vertrauenspersonen, überhaupt verfüge er über genug Menschenkenntnis, um die Charakterfestigkeit seiner Kollegen einzuschätzen. Er beeilt sich, etwas Positives zu sagen: dass seine Ex-Freundin sich gemeldet habe, sie sich ausgesprochen hätten und dass sie eine gute Mutter sei.
Teilnehmer verpflichten sich zu intimen Einblicken in ihr Privatleben
Auch der Musikmanager und einstige DSDS-Juror Thomas Stein verteidigt die Casting-Show gegen Kritik: "Solche Sendungen werden gemacht, um Leute zu unterhalten, und zwar von Leuten, die unterhalten wollen." Dennoch halten sich hartnäckig Berichte über Verträge, die die Kandidaten verpflichten, ihr Privatleben offen zu legen. In der Tat ist die Teilnahme an der Sendung an den Abschluss eines "Künstlerexklusivvertrags" gebunden. Von der RTL-Show "Das Supertalent" ist überliefert, dass die Kandidaten sich vertraglich verpflichten mussten, "den Produzenten intime Einblicke in ihr Privatleben zu gewähren und Auskünfte über Vorstrafen oder über ihre finanzielle Situation zu geben", heißt es in einer wissenschaftlichen Studie der NRW-Landesanstalt für Medien über das Prinzip Casting-Show.
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Ob auch Ricardo einen solchen Vertrag unterschreiben musste? "Definieren Sie Ihre Frage, bitte", sagt er. Dann meint er, es müsse ja keiner unterschreiben, wenn er nicht wolle. Und, mit Blick auf David Petters: Es sei doch kindisch, sich im Nachhinein zu beschweren. Petters solle sich lieber bedanken, dass er dabei sein durfte.
Dann beendet Ricardo das Telefongespräch, er habe keine Zeit mehr. Er reicht den Hörer weiter an einen RTL-Mitarbeiter. Die Teilnahmebedingungen seien öffentlich, sagt der. Man solle lieber mal bei "The Voice of Germany" nachfragen - dort gehe es ganz anders zu.