Krefeld. Der Verein „Partnerschaft für Afrika“ unterstützt Waisenkinder in Tansania. Initiatorin Friederike Heidenhof erhält nun das Bundesverdienstkreuz.
Der Brief vom Bundespräsidenten kam überraschend. Frank-Walter Steinmeier zeichnet sie, Friederike Heidenhof, für ihr ehrenamtliches Engagement im Verein „Partnerschaft für Afrika“ mit dem Bundesverdienstkreuz aus! „Das ist natürlich ein sensationelles Gefühl“, sagt die 57-Jährige und lächelt. „Weil es eine so tolle Auszeichnung nicht nur für mich, sondern für die gesamte Vereinsarbeit ist.“ Und die begann vor 17 Jahren, als sich die Agraringenieurin aus Krefeld unentgeltlich beurlauben ließ, um drei Monate lang als Beraterin in Tansania zu arbeiten. Was sie dort erlebt hat, kann sie seitdem nicht mehr vergessen. Nein, verliebt hat sie sich nicht in das Land. „Das ist ein Klischee!“ Ganz im Gegenteil. „Wenn man diese Not sieht, kann man nicht einfach wieder nach Hause fahren.“ Doch von vorne.
Wieso ausgerechnet Tansania? Ein bisschen Zufall war das schon, gibt Friederike Heidenhof zu. Durch die Arbeit ihres Mannes lernten die beiden einige afrikanische Länder sowie viele der dort herrschenden Probleme kennen. Inmitten von Krisengebieten liegt Tansania, „ein relativ stabiles Land“, sagt sie. „Und es ist wichtig, dass es stabil bleibt, sonst haben wir bald den nächsten Krisenherd.“ Doch Tansania selbst ist geprägt von der HIV-Epidemie, ein Problem, das noch immer viele afrikanische Länder nicht im Griff haben. Die schlimme Krankheit ist das eine, die gesellschaftlichen Folgen sind das andere. „Viele Kinder und Jugendliche stehen ohne Eltern da“, erzählt sie. „Und sie haben alleine meist keine Chance.“ Was das konkret bedeutet, hat sie bei ihrem ersten Besuch gesehen.
Waisenkinder haben in Tansania kaum eine Chance
Eine junge Frau liegt auf dem nassen Bett in ihrer Wellblechhütte, durchs löchrige Dach tropft der Regen. Sie ist krank, hat Aids. Wann sie das letzte Mal etwas gegessen hat? Weiß sie nicht. Manchmal geht sie bei den Nachbarn betteln, bekommt dann schon mal ein paar Blätter Spinat. Kinder hat sie, ja, aber die sind längst weggelaufen, weil der Hunger zu groß war. Wie alt die Kinder sind? Drei und fünf Jahre. Wenn Friederike Heidenhof von dieser Begegnung erzählt, muss sie immer wieder den Kopf schütteln. „Grauenhaft“, sagt sie. Denn mittlerweile weiß sie, was mit Kindern wie ihnen passiert. Zu den Verwandten können sie nicht, meist haben sie selbst Nachwuchs, den sie satt bekommen müssen. „Deshalb leben sie dann auf der Straße, bekiffen sich mit Klebstoff, damit sie nicht mehr den Hunger spüren müssen.“
Die Krefelderin wollte etwas tun, wollte den Menschen vor Ort helfen – den Erwachsenen, die krank alleine gelassen werden, aber vor allem auch den Kindern, die ohne ihre Eltern kaum eine Chance haben. Sie knüpfte erste Kontakte vor Ort, arbeitete beispielsweise mit einer Familie zusammen, die bereits privat Waisenkinder aufnimmt. Doch das große Problem: „Es fehlten die finanziellen Mittel.“ Zurück in Deutschland schaffte sie es, mit ihren Ideen auch Familie und Freunde zu überzeugen. Im Jahr 2011 gründete sie mit fünf anderen Leuten, darunter auch ihr Ehemann Günter, den Verein „Partnerschaft für Afrika e.V.“. Ihre Arbeit ist dabei zweigeteilt: Zum einen wollen sie Menschen aus akuten Notsituationen schnell herausholen, zum anderen gesamtgesellschaftlich etwas bewirken.
Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben
Das bedeutet konkret: Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben. Der Verein hat bereits mehrere Waisenhäuser und Schulen mithilfe von Spenden bauen können, denn, das betont Friederike Heidenhof: „Viele Kinder haben ein riesiges Päckchen zu tragen, man kann sie nicht einfach so in eine staatliche Schule schicken.“ Der Verein finanziert Waisenkindern oder auch kranken und behinderten Kindern aber nicht nur die Schulbildung, sondern auch den Lebensunterhalt und die medizinische Versorgung. Doch was nützt ein Schulabschluss, wenn die Jugendlichen danach allein gelassen werden? Die Hilfe muss noch weiter gehen. Deshalb hat der Verein sogenannte „Safe-Houses“ gebaut, damit sie nicht in die Slums müssen, gleichzeitig können sie sich dort in Kursen auf die Arbeitswelt vorbereiten.
Besonders begabte Schülerinnen und Schüler erhalten außerdem Ausbildungs- und Studien-Stipendien. An ein junges Mädchen kann sich Friederike Heidenhof dabei besonders gut erinnern: „Ein Massai-Mädchen sollte zwangsverheiratet und beschnitten werden, konnte aber fliehen, nur um dann im neuen Job als Hausmädchen vergewaltigt zu werden.“ Unvorstellbar. Und wer weiß, wie ihr Leben weiter verlaufen wäre… Doch durch die Partner vor Ort, mit denen der Verein eng zusammenarbeitet, erhielt sie Hilfe. Mithilfe der Spendengelder konnte sie studieren gehen, konnte sich ein unabhängiges Leben aufbauen. Und heute? „Ist sie selbst Professorin.“ Geschichten wie diese sind „unheimlich beglückend“, sagt die Krefelderin. Und auch der Grund, weshalb sie mittlerweile in Vollzeit für den Verein arbeitet.
Von Krefeld nach Tansania – zwei Mal im Jahr
Zwei Mal im Jahr fliegt Friederike Heidenhof nach Tansania, bleibt dort für mehrere Wochen und bespricht mit den Partnern die nächsten Schritte. Denn zu tun gibt es immer etwas. Aktuell bauen sie Werkstätten auf, in denen die Jugendlichen in der Zeit zwischen Schule und Ausbildung etwas Sinnvolles tun können. Geplant ist als nächstes eine Farm mit Gemüseanbau und Hühnern, damit sich die Waisenhäuser eines Tages nicht nur selbst versorgen können, sondern den Überschuss auch verkaufen können. „Wir wollen, dass die Menschen langfristig ohne unsere Hilfe auskommen“, erklärt sie. „Aber um das Ziel zu erreichen, sind wir aktuell eben noch auf Spenden angewiesen.“ Deshalb werden sie und die anderen vom Verein „Partnerschaft für Afrika“ weiter arbeiten. Im Oktober geht’s für sie das nächste Mal nach Tansania.
>>> Spenden für „Partnerschaft für Afrika“
Alle Spenden fließen komplett an die afrikanischen Partnerorganisationen. Sämtliche Kosten, etwa für die Flüge oder Werbung, tragen die Mitglieder selbst.
Spenden sind möglich an Partnerschaft für Afrika e.V., IBAN: DE12 3601 0043 0998 2554 38, beim Verwendungszweck die Anschrift für eine Spendenquittung angeben.
Weitere Informationen zum Verein sind im Internet zu finden unter www.partnerschaft-fuer-afrika.de