Dakar/Niederrhein. Eine Reise mit vielen Eindrücken - schönen und nicht schönen – unterwegs mit dem Bundespräsidenten in Dakar, im westafrikanischen Senegal.
Ich bin pünktlich in die Luft gegangen – am Sonntag schon, staatstragend, mit der A 340 der Deutschen Luftwaffe, der deutschen Air Force One gewissermaßen – was man unter anderem daran merkt, dass selbst kleine Snacks auf fein gestärkten und gebügelten weißen Deckchen serviert werden.
Einmal über den roten Teppich laufen
Und, das mal ebkes vorneweg, ich bin auch über den roten Teppich gelaufen, heimlich, als keiner geguckt hat und die wichtigen Menschen schon alle weg waren. Was das für ein Gefühl war? Nunja…
Ich gehöre zur Presse-Delegation, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in den Senegal begleitet. Der Niederrhein auf Staatsreise, gewissermaßen. Alles ist ein bisschen anders – alles ist vor allem sehr streng durchorganisiert. Es lebe das Protokoll!
Die Senegalesen haben alles an Deutschland-Fähnchen aufgekauft, was zu bekommen war. Am Flughafen wehen die, entlang der großartig ausgebauten und asphaltierten Straße vom Flughafen in die Innenstadt sind sie nicht zu übersehen. Vor 60 Jahren war schon einmal ein deutscher Bundespräsident im Senegals Lübke hieß er – und nun Frank-Walter Steinmeier.
Frank-Walter Steinmeier – das fünfte Mal Afrika
Es ist seine fünfte Afrika-Reise und die erste große Auslandsreise seit seiner Wiederwahl. Ein Zeichen wolle er damit setzen, sagt er, ein Zeichen für die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit dem Senegal, dem „Stabilitätsanker Westafrikas“.
Senegal hat gerade den Afrika-Cup im Fußball gewonnen – das aber nur am Rande bemerkt.
Republik Senegal
Senegal liegt an der westlichen Spitze Afrikas. Mehr als die Hälfte der 17 Millionen zählenden Bevölkerung ist unter 24 Jahre alt – das Durchschnittsalter liegt bei 19 Jahren. Senegal ist ein demokratisch verfasstes Land, das sich seit der Unabhängigkeit 1960 durch seine innenpolitische Stabilität von den Nachbarländern unterscheidet. Trotz konstanten Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren reichen Ausbildungs- und Arbeitsplätze nicht, um der jungen Bevölkerung nachhaltig Arbeit und Perspektiven zu bieten. Bis 2025 will Präsident Sall sein Land komplett mit Strom versorgt wissen – deutsche Technik soll dabei helfen.
Staatsbesuch in Somalia - Frank-Walter Steinmeier (und ein ganz kleines bisschen auch ich….) wird mit klingendem Blasmusikkonzert empfangen. Der rote Teppich am Flughafen ist ein bisschen zu kurz geraten – macht nix, es kommt auf die Geste an. Und die ist total lieb, als bei 30 Grad schmissig auch noch „Ja, mir san mit’m Radl da“ uns zu Ehren musiziert wird, vor den Hymnen noch.
Ja, mir san mit’m Radl da
Die Republik Senegal hat den Vorsitz in der Afrikanischen Union inne, hat bei drei demokratischen Wahlen bewiesen, dass sie Demokratie kann – jedes Mal gab’s einen neuen Präsidenten, kein Mal wurde der weggepusht von einem Militär, das es besser wissen will. Senegal hat eine beachtliche Balance gefunden zwischen westlicher Orientierung und traditionellem Leben. Kein Wunder, dass der Senegal auch als Standort für die Produktion von Impfstoffen (Corona, Malaria...) mehr als nur im Gespräch ist. Im nächsten Jahr wird das deutsche Unternehmen Biontech damit beginnen, die Impfstoffproduktion hier aufzubauen. In Afrika für Afrika. Ein wegweisender Schritt.
Dass die Sicherheit Afrikas auch für uns in Europa – bis in die Niederungen des Niederrhein hinein, von Bedeutung sein dürfte, wissen wir immer dann, wenn der Erzbischof aus dem Niger, Laurent Lompo in Kevelaer zu Gast ist – und von schrecklichen Attacken gewaltbereiter Banden berichtet, die die Menschen im eigenen Land vertreiben. In den ersten Gesprächen mit Senegals Präsidenten Macky Sall ging es immer wieder um den Frieden in der Welt…
Friedensgespräche - die einen unerwartet aktuellen Anlass finden
In Afrika gibt es in der Sahelzone unruhige Ecken mit viel Gewaltbereitschaft – nun, und dann holten uns immer wieder neue Nachrichten aus dem Kreml ein – Krieg an den Grenzen Europas? Unfassbar. „Ich bete, dass es nicht dazu kommt“, sagte Macky Sall. Die Welt habe Probleme genug -- was solle da ein neuer Krieg.
„Wir hätten gern fröhlicher unser Treffen gefeiert“, so Steinmeier sehr nachdenklich am Montagabend beim Empfang in der Deutschen Botschaft in Dakar. Viele sind gekommen, Deutsche und Senegalesen, Wissenschaftler, Unternehmer, Kunstschaffende. Und irgendwie haben alle das Gefühl, dass die Reise früher zu Ende gehen könnte als geplant.
AKTUELL: In der Naćht zu Mittwoch ist Frank-Walter Steinmeier mit seiner Delegation wieder in Berlin gelandet – die Reise wurde um einen Tag verkürzt.