An Rhein und Ruhr.. Im Revier-Bergbau wurde womöglich viel mehr giftiges Hydrauliköl eingesetzt als angenommen. Das meiste lagert noch unter Tage und kommt mit Grubenwasser in Kontakt.

Möglicherweise befinden sich in den Bergwerksschächten des Ruhrgebietes noch viel mehr Rückstände des hochgiftigen PCB als angenommen. Bislang war davon ausgegangen worden, dass zwischen 1969 und 1986 rund 10.000 Tonnen PCB im Revier-Bergbau eingesetzt wurden, von denen der weitaus meiste Teil (95 Prozent) wohl noch unter Tage lagert. Tatsächlich aber können die von der Landesregierung beauftragten Gutachter den gesamter PCB-Einsatz während dieser Zeit gar nicht überblicken, weil für die ersten Jahre – von 1969 bis 1974 – alle Dokumentationen fehlen. Das sei bekannt geworden auf der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises „Bruchhohlraumverfüllung/PCB“, berichtet der Umweltverband BUND Nordrhein-Westfalen.

„Statt der 10.000 könnten im schlimmsten Fall bis zu 15.000 Tonnen PCB eingesetzt worden sein“, so BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen im Gespräch mit der NRZ. Die Ruhrkohle AG hatte die Chemikalie seinerzeit als Hydraulikflüssigkeit eingesetzt, nicht wissend um die erst später bekannt gewordenen Umwelt- und Gesundheitsgefahren. PCB ist nicht brennbar, deshalb galt dessen Einsatz zunächst als enormer Fortschritt für die Arbeitssicherheit unter Tage.

Vielfach bestanden die Öle zu 100 Prozent aus PCB

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Tatsächlich, so BUND-Mann Jansen, seien in den Bergwerksmaschinen keineswegs nur „PCB-haltige Öle“ zum Einsatz gekommen. Bei vielen Anwendungen hätten die Öle zu 100 Prozent aus PCB bestanden, so der Bericht der Gutachter unter Führung der Aachener Gesellschaft Ahu. Der Bedarf sei auch sehr groß gewesen. Ein Walzenlader etwa – von denen es unter Tage viele gab – habe pro Jahr sieben Tonnen PCB verbraucht.

Fest steht: Große Mengen des Giftes sind in den Zechen ins Erdreich versickert, teils achtlos abgelassen worden. Zum großen Umweltproblem werden diese Rückstände insbesondere nach Ende des Bergbaus, weil in stillgelegten Schächten Pumpen nach und nach abgeschaltet werden und das Grubenwasser steigt.

"PCB ist ein Ultra-Gift"

Das für die Bergbauaufsicht zuständige Wirtschaftsministerium vermag diesen Grundwasseranstieg nach eigenen Angaben nur zu verhindern, wenn neue Genehmigungen nötig sind. Auch das ist nach BUND-Angaben auf der Sitzung bekannt geworden – zur großen Verblüffung des Umweltministeriums. Im Rahmen bestehender Genehmigungen steige das Grubenwasser auch in PCB-belasteten Bereichen weiter an. Umwelt- und Wirtschaftsministerium wollten dies noch mal gemeinsam erörtern.

Aus BUND-Sicht führt kein Weg daran vorbei, dass Grubenwasser in Zukunft nur noch geklärt in Flüsse geleitet werden kann. „PCB ist ein Ultragift, das hat in der Umwelt nichts zu suchen“, sagt BUND-Mann Jansen. Er verweist auch darauf, dass sich PCB in der Nahrungskette anreichere. Was bislang fehlt, ist die geeignete Technik zur Klärung des Grubenwassers von PCB: „Das ist technisch nicht so einfach“, sagt Jansen. Das NRW-Umweltministerium habe dazu ein Gutachten ausgeschrieben.