Bochum.. Vor dem Abriss im ehemaligen Opel-Autowerk sind die Schadstoffsanierer gefragt. Die Funde seien typisch, sagen sie, die Menge schon etwas besonderes.

Die ersten Bagger sind schon da. „Sie werden bald sehen, dass die Hallen fallen und sich eine Riesenfläche auftut“, kündigt Andreas Roth vom Projektsteuerer CDM Smith an. 3,7 Millionen Kubikmeter umbauter Raum werden bis zum Jahresende auf dem Gewerbegebiet Mark 51-7 in Laer fallen – und damit ein beträchtlicher Teil des ehemaligen Opel-Autowerks. Beton, Stahl, Steine. Insgesamt eine Million Tonnen mineralische Bausubstanz, die den Abbruch zu einer gigantischen Aufgabe machen.

Bevor die Hallen fallen, müssen allerdings erst die Schadstoffe entfernt werden: Insgesamt 3000 Tonnen Asbest, enthalten in Zement, in Wellplatten und in Dichtungsbändern an den Glasscheiben, müssen ausgebaut und entsorgt werden – 500 bis 600 Tonnen Mineralwolle, 7800 Tonnen Dachpappe und 1300 Tonnen Bahnschwellen.

Standard für Sanierungsunternehmen

„Was wir hier sehen, das ist Standard für ein Sanierungsunternehmen“, so Becker. Gerade im Ruhrgebiet. Die Schadstoffe seien überall in Verwaltungs- und Schulungsgebäuden, bei Industrieanlagen und in Privatwohnungen verwendet worden. Und sie seien, so versichert ein Vertreter der Bochum Perspektive, die mittlerweile Eigentürmer von Gelände und Hallen sind, auch ungefährlich, so lange sie „verpackt sind“ – entweder im eingebauten Zustand oder nach dem fachmännischen Ausbau, der mit vielen Beteiligten wie dem Amt für Arbeitsschutz und der Berufsgenossenschaft abgestimmt sei. Die Schadstoffe landen auf einer Deponie.

So ist die Industriefläche Mark 51-7 konzipiert. Durchtrennt wird sie von einer breiten Straßen zwischen Opel-Ring und Wittener Straße. Auf der unteren, grauen Fläche wird DHL von Mitte 2017 an sein Mega-Paketzentrum errichten.
So ist die Industriefläche Mark 51-7 konzipiert. Durchtrennt wird sie von einer breiten Straßen zwischen Opel-Ring und Wittener Straße. Auf der unteren, grauen Fläche wird DHL von Mitte 2017 an sein Mega-Paketzentrum errichten. © Ingo Otto / FUNKE Foto Services | Ingo Otto / FUNKE Foto Services

Anders wird es mit dem Boden sein. Gut eine halbe Million Kubikmeter Material und 60 000 Kubikmeter Fundament werden ausgegraben und zum Teil an anderer Stelle wieder eingebaut, da das von Norden nach Süden um 18 Meter fallende Gelände neu modelliert werden muss. Etwa 200 000 Kubikmeter davon, rund 360 000 Tonnen, ist mit PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) verunreinigtes Abraummaterial aus dem Bergbau, das beim Bau des Opel-Werks zum Verfüllen verwendet wurde.

Abraummaterial wird abgedichtet

Die im ersten Bauabschnitt auf Mark 51-7 gemessene PAK-Konzentration von 100 bis 150 Milligramm liegt über dem Grenzwert von 75. „Deswegen sind wir angehalten, diese Auffüllungsmaterialien unter eine Dichtung einzubauen“, so Andreas Roth von CDM Smith. „Wir nehmen es auf und transportieren es in einen Einbaubereich, wo es lagenweise verdichtet eingebaut wird.“ Darüber komme ein Bentonitbahn als Dichtung sowie zwei Meter dickes, „sauberes Material“, wie es heißt. Die auf Bahnen enthalten Ton. Der habe die Eigenschaft zu quillen, wenn es feucht wird. So entstehe eine Abdichtung, die auch das Grundwasser schütze.

Andreas Roth (CDM Smith, l.) und Josef Becker (Wessling, M.) koordinieren die Sanierung, Michael Hey (B. Perspektive) ist für die Liegenschaften zuständig.
Andreas Roth (CDM Smith, l.) und Josef Becker (Wessling, M.) koordinieren die Sanierung, Michael Hey (B. Perspektive) ist für die Liegenschaften zuständig. © Ingo Otto / FUNKE Foto Services | Ingo Otto / FUNKE Foto Services

Über die Kosten der Schadstoff- und Altlastensanierung schweigt sich die Bochum Perspektive aus. In einem noch von Opel 2013 in Auftrag gegebenen ersten Gutachten hat der Bau- und Umweltsanierer URS kalkuliert, dass allein im Autowerk in Laer die Bodensanierung 5,6 Millionen Euro, der Werkrückbau 10 Millionen Euro und die Bergschadensicherung 12 Millionen Euro kosten könnten. Die Sanierung und Baureifmachung des ersten Bauabschnitts wird vom Land NRW mit gut 32 Millionen Euro gefördert.