Essen. Das einäugige Pylon-Männchen “Levi“ ist jetzt das Maskottchen der künftigen Großbaustelle am Autobahnkreuz Leverkusen und an der Rheinbrücke (A1 und A3). Es ist Teil einer 130.000 Euro teuren Kampagne von Straßen NRW. Werbung fürs Projekt und Information für die Bürger. Baubeginn ist 2017 geplant.
Der Landesbetrieb Straßenbau (Straßen NRW) führt für eine künftige Großbaustelle in Leverkusen ein Maskottchen ein: Levi heißt das einäugige Pylon-Männchen mit gelben Bauarbeiterhelm. Das Autobahnkreuz Leverkusen (A1 und A3) soll erneuert und die dortige Rheinbrücke neugebaut werden. Staugeplagte Pendler informiert das Maskottchen ab sofort über Fortschritte. Es ist Teil einer zweijährigen Kampagne, für die sich Straßen NRW eine Agentur aus Essen nach einer Ausschreibung eingekauft hat.
130.000 Euro lässt sich der Betrieb diese Hilfe bei der Kommunikation kosten; auch Levi hat die Agentur entworfen. Medienberichte kritisierten diese Ausgabe als Steuerverschwendung, insbesondere angesichts der NRW-Haushaltssperre. Sie fragen etwa, warum man sich solch eine Info-Kampagne leistet, wenn die Landesregierung jeden Cent zusammenkratzt, Gäste mit Leistungswasser bewirtet und Förderprojekte streicht.
Bundesgelder für Informationskampagne
"In die Diskussion ist ein völlig falscher Zungenschlag gekommen", sagt Bernd Löchter, Sprecher von Straßen NRW. Denn bezahlt werde das Kommunikationspaket vom Bund. "Das hat mit dem Landeshaushalt nichts zu tun."
Für das Geld bekommt der Landesbetrieb aber nicht nur das Pylon-Männchen Levi; die Essener Agentur bringt auch sechs Zeitungen namens "Dialog - Die Bürgerzeitung zum Autobahnausbau" heraus, kümmert sich um deren Redaktion, Druck und Vertrieb und betreut zudem den Online-Auftritt. Die erste achtseitige Ausgabe ist am Wochenende nun an 20.000 Haushalte in Leverkusen, rund um die Autobahn-Trassenführung, verteilt worden. Darin richten sich Straßen NRW sowie die Verkehrsministerien von Land und Bund an die Anwohner, bewerben das Bauprojekt und sprechen sich gegen die Alternativlösung eines Tunnelbaus aus.
Straßen NRW will Bürgerbeteiligung
"Man muss die Bürger heutzutage breiter und früher informieren und sie beteiligen, soweit es geht", kommentiert Löchter das Kommunikationspaket. In Zeiten von Wutbürgern oder nach Stuttgart 21 sei solch eine Kampagne sogar notwendig. Zwar würden Levi und "Dialog" vornehmlich informieren wollen, doch Straßen NRW hoffe außerdem, möglichst viele Bürger aktivieren zu können und zahlreiche Rückmeldungen zu dem Bauprojekt zu bekommen, insbesondere zum Neubau der Rheinbrücke an der A1. Im Idealfall würde die neue Brücke sogar identitätsstiftend für die Leverkusener werden.
Ob Levi, der lächelnde Zyklop, dazu beitragen kann, ist zweifelhaft. Dass das Maskottchen längst nicht allen gefällt, weiß man im Landesbetrieb. Dennoch wird Levi "ein grafisches Element sein, um unsere Kommunikation zu begleiten". Als Symbolfigur und Logo soll er künftig alle Informationen rund um das Großbauprojekt auszeichnen - ähnlich dem Maulwurf der Deutschen Bahn. Geplant ist, Levi langfristig zu nutzen. Bis der gesamte Umbau des Autobahnkreuzes beendet ist, vergehen laut Straßen NRW immerhin rund 20 Jahre. Knapp eine Milliarde Euro soll das Großbauprojekt kosten. Derzeit erkunden Mitarbeiter mit Bohrungen das Gelände östlich des Rheins. 2017 soll mit dem Brückenbau der erste von drei Bauabschnitten beginnen. Dessen Ende ist für 2023 vorgesehen.
Bund der Steuerzahler prüft die Kampagne
Ob die Kosten in Höhe von 130.000 Euro für die Kommunikationskampagne angemessen sind, prüft derzeit Bund der Steuerzahler in NRW. Zwar steht eine abschließende Bewertung noch aus, aber "wenn die Kampagne am Bürger orientiert ist, und er tatsächlich davon etwas hat, ist es bestimmt keine Steuerverschwendung", sagte Sprecherin Andrea Defeld. Nur dürfe es nicht in einer Werbekampagne münden.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch der ADAC: "Aufklären und informieren ist absolut notwendig. Gerade bei so einem zentralen Bauprojekt wie der Rheinbrücke", so eine Sprecherin. Umfang und Kosten der Kampagne seien angemessen.
Beschwerden habe es bislang auch bei Straßen NRW nicht gegeben, sagt Bernd Löchter: "Uns haben vereinzelte positive Rückmeldungen erreicht." In den Lob-Mails an sein Unternehmen seien allerdings Rechtschreibfehler in der Zeitung "Dialog" moniert worden.