Essen. Für die Randale zwischen Syrern und Libanesen im Essener Hörsterfeld bekam einer der Hauptakteure fast vier Jahren Haft.

Die Straßenschlacht am Mittag des 1. Mai 2020 im Essener Hörsterfeld ist mit einem Urteil geahndet worden. Mahmoud H. (31), einer der Hauptakteure, der mit einer Machete zugeschlagen hatte, bekam am Dienstag drei Jahre und neun Monate Gefängnis. Noch während der Urteilsbegründung fiel er Karin Maiberg, Vorsitzende der VII. Strafkammer, ins Wort, schlug lautstark auf seinen Tisch.

An zwei Tagen war es im vergangenen Jahr zu Gewalttätigkeiten zwischen der syrischen Familie A. und den libanesisch-palästinensischen Familien H./C. gekommen. Hintergrund sind Beziehungsprobleme zwischen den Gruppen.

Mit einer Machete zugeschlagen

Mahmoud H. hatte sich am 27. April noch nicht beteiligt, kam aber am 1. Mai hinzu. Auch nach eigenem Geständnis hatte er mit einer Machete auf seine Kontrahenten eingeschlagen. Richterin Maiberg rügte ausdrücklich, dass er auch einen am Boden sitzenden Mann getroffen hatte, der offenbar nicht mehr kämpfen wollte: "Der war schon fertig."

Bei ihrer Beweisführung griff die Kammer auch auf das Bildmaterial zurück, das Familienmitglieder und Anwohner mit ihren Handys von der Schlägerei aufgenommen hatten. Mahmoud H. ist darauf gut zu erkennen.

Elfjährigem Sohn Kokain zugesteckt

Videomaterial der Bodycams, die Polizisten am Körper tragen, überführten ihn auch im zweiten Fall der Verurteilung. Da hatte er in Steele bei einer drohenden Polizeikontrolle am 2. Mai versucht, seinem elf Jahre alten Sohn ein Tütchen in die Hose zu stecken. Er soll dann eine Durchsuchung seines Sohnes verhindert und lautstark anwohnende Familienmitglieder zu Hilfe gerufen haben.

Das alles ist auf den Videos der Polizei laut Richterin Maiberg gut dokumentiert. Etwa der Versuch der Beamten, die Situation zu beruhigen, indem sie Mahmoud H. angeboten hatten, mit der Durchsuchung bis zum Eintreffen seines Rechtsanwaltes zu warten. Aber auch die Rufe des Angeklagten: "Die Familie hält zusammen!"

Wild fuchtelnd auf Polizei zugelaufen

Dem Aufruf seien zwar viele Familienmitglieder gefolgt, zusätzliche Polizisten hätten aber dafür gesorgt, dass nichts weiter passiert sei. Erst als die Polizisten zur Durchsuchung des Sohnes ansetzten, sei Mahmoud H. wild fuchtelnd auf sie zugelaufen. Er sei aber schnell zu Boden gebracht worden und hätte sich dann widerstandslos festnehmen lassen. Das Tütchen mit vier Gramm Kokain fand die Polizei später unter einem Auto an der Stelle, neben der zuvor der Elfjährige gestanden hatte.

Für die verhängte Strafe spielte die Aktion vom 2. Mai keine große Rolle. Es war vor allem die Gewalt im Hörsterfeld, die aus Sicht der Kammer mit dem Strafmaß in dieser Höhe zu ahnden war. Und natürlich die einschlägigen Vorstrafen des Familienvaters. Er war erst 2018 aus der Haft entlassen worden, nachdem ein Teil der vier Jahre Haft zur Bewährung erlassen wurden.

Angeklagter schimpft über Polizei und Syrer

Immerhin hatte die Kammer seine Kokainsucht jetzt strafmildernd gewertet und ihn in die Therapie eingewiesen. "Vielleicht will ich gar nicht in die Therapie", brüllte er und regte sich auf über Polizisten, die "alle rechtsradikal" seien, und über die Mitglieder der syrischen Familie.

Da hatte er aus seiner Sicht nicht ganz Unrecht. Denn die Brüder A., Anführer der Gegenseite, hatten am Amtsgericht Essen Bewährungsstrafen erhalten, sind also auf freiem Fuß. Gegen den Hauptakteur der Syrer hat allerdings die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.