Essen/Osnabrück. Deutsch-niederländische Ermittler haben eine Bande Automatensprenger festgenommen. Auch in mehreren Ruhrgebietsstädten gab es Durchsuchungen.
Ein internationales Ermittlerteam ist in mehreren Bundesländern und den Niederlanden gegen Geldautomaten-Sprenger vorgegangen. 13 mutmaßliche Täter seien über einen längeren Zeitraum festgenommen worden, teilte die Polizei Osnabrück jetzt mit, die den Einsatz koordiniert hat.
Die vorerst letzte Festnahme gab es demnach am Dienstag in der Nähe von Helmond in den Niederlanden. Zeitgleich durchsuchten rund 100 Beamte 16 Objekte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Nachbarland. Auch in mehreren Ruhrgebietsstädten war die Polizei unterwegs. Den Festnahmen sind monatelange verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Seit Januar 2022 waren Polizei und Staatsanwaltschaften in den vier beteiligten Bundesländern den Tätern auf der Spur.
Bande soll auch drei Geldautomaten in NRW gesprengt haben
Nach derzeitigen Erkenntnissen stehen die 17 Mitglieder einer niederländischen Tätergruppe im dringenden Verdacht, in unterschiedlicher Zusammensetzung insgesamt zwölf Geldautomaten-Sprengungen in Deutschland verübt zu haben. Es geht um sechs Fälle in Rheinland-Pfalz, drei in Nordrhein-Westfalen, zwei in Niedersachsen und einen Fall in Hessen. In NRW sollen Sprengungen im Januar und Februar 2022 in Rommerskirchen, Kürten und Borchen auf das Konto der Bande gehen.
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Für die Sprengungen der Automaten verwendeten die Täter in den meisten Fällen Festsprengstoff. Ein Trend, den auch das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätigt. Den Schaden beziffern die Ermittler auf mehr als vier Million Euro. Weitere Details zu den Ermittlungen will die Polizei Osnabrück am Freitag in einer Pressekonferenz bekanntgeben.
Durchsuchungen auch in NRW-Städten - Polizei stellt Audi und Motorrad sicher
Bei der Aktion am Dienstag fanden die Beamten unter anderem mutmaßliche Täterkleidung, gestohlene oder falsche Autokennzeichen, über 80 Mobiltelefone, mehrere PC und Tablets wie auch zahlreiche elektronische Datenträger und einen Jammer, mit dem Mobilfunksignale gestört werden können. In den Niederlanden zogen die Einsatzkräfte zudem einen Audi S5 und ein BMW-Motorrad im Wert von etwa 40.000 Euro ein.
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Alleine in einem der Objekte in Recklinghausen befanden sich laut Polizei 35 Handys. Es war nicht die einzige Durchsuchung im Ballungsraum an der Ruhr. Hier berichtet Polizeisprecher Marco Ellermann von Einsätzen in Gelsenkirchen, Bochum, Mülheim und Essen.
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Während die eigentliche Tätergruppe in den Niederlanden beheimatet ist und auch dort festgenommen wurde, ging es den Ermittlern bei den Durchsuchungen in Deutschland vor allem um das Netzwerk dahinter. Im Fokus standen unter anderem Firmen, die Fahrzeuge verleihen. Über Strohleute sollen die Verdächtigen etwa Autos für ihre Raubzüge angemietet haben.
Die Zahl der Geldautomatensprengungen in NRW war in den vergangenen Monaten wieder angestiegen. Das Landeskriminalamt macht vor allem Banden aus den Niederlanden dafür verantwortlich. Hintergrund ist, dass es in den Niederlanden nur noch wenige Geldautomaten gibt, da die meisten Menschen mit Kreditkarte bezahlen. Die übrigen Automaten sind meist gut gesichert. Die deutschen Ermittler sehen daher einen „Verdrängungseffekt“. (mawo mit dpa)