Dortmund.(Mülheim. Sie lebten laut Anklage in Mülheim und zogen von dort aus los, um in Wohnungen im Ruhrgebiet einzubrechen. In Dortmund begann nun der Prozess.

Freundlich lächelnd nehmen sie Platz im Dortmunder Gerichtssaal, lassen sich vorher die Handschellen von den Justizwachtmeistern abnehmen. Freundlich grüßen die drei Männer - 19, 20 und 37 Jahre alt - auch den Zuhörern zu, Verwandte sind es, Freunde. Der durchaus angenehme Eindruck, den das Trio auf der Anklagebank vermittelt, passt nicht so recht zu der Anklageschrift. Denn die Männer sollen Teil einer aus dem Ausland eingereisten Bande sein, die im großen Stil in nordrhein-westfälische Wohnungen und Einfamilienhäuser einbrach. 20 Fälle werden ihnen am Montag zur Last gelegt.

Der Schwerpunkt der Anklage umfasst Tatorte im Ruhrgebiet. Die Schaltzentrale der drei Angeklagten, zwei von ihnen Brüder, soll Mülheim gewesen sein. Im Stadtteil Styrum hätten sie in einer "Unterschlupfwohnung" gelebt. Dort seien ihre Taten geplant und organisiert worden, von dem Haus an der Oberhausener Straße seien sie jeweils aufgebrochen.

In einem Monat Beute im Wert von 55.000 Euro

Die 20 Taten sind nur ein Ausschnitt der Aktivitäten, für die sie tatsächlich verantwortlich sein sollen. Die Anklage umfasst nämlich lediglich den Zeitraum von Anfang Dezember 2019 bis Ende Januar 2020, in dem die Ermittler die Angeklagten gezielt beobachtet hatten. Aber allein in dieser Zeit sollen laut Anklage Bargeld, Schmuck und andere Gegenstände im Wert von rund 55.000 Euro erbeutet worden sein.

Ein V-Mann der Polizei, also ein Tippgeber, der anonym bleiben soll, hatte die Ermittler auf Straftaten einer größeren Gruppe aufmerksam gemacht. Diese sei vom Ausland aus nach Deutschland eingereist und konzentriere sich auf den Einbruch in Wohnungen und Geschäftsräume.

"Unterschlupfwohnung" ermittelt

So langfristig, wie eine professionell agierende Bande Einbrüche organisiert, so langfristig baute auch die Polizei ihre Ermittlungsstrategie auf. Im Fall des in Dortmund angeklagten Trios ermittelten die Fahnder die "Unterschlupfwohnung" in Mülheim und die Fahrzeuge, die genutzt wurden.

Mit richterlicher Genehmigung, so ist es jedenfalls Vorschrift, rückten sie dem Trio unbemerkt auf die Pelle. Gegenüber dem Wohnhaus in Styrum installierten die Beamten eine Kamera. Sie zeichnete auf, wer wann das Haus verließ oder betrat.

GPS-Sender am Auto installiert

Außerdem brachten sie am Auto einen GPS-Sender an, der Fahrtroute und Parkzeiten dokumentierte. Mit diesen in einem Monat gesammelten Daten sind zumindest die Fahnder sicher, dass sie den Angeklagten die in unterschiedlicher Beteiligung begangenen Einbrüche nachweisen können.

Die 20 Fälle der Anklage dokumentieren zügiges und konzentriertes Arbeiten der Täter. An manchen Tagen und Nächten schafften sie sogar drei Einbrüche, teils sogar in unterschiedlichen Städten. Auf Fenster als Schwachstelle hatten die Einbrecher sich spezialisiert. Sie setzten ihre Werkzeuge am Rahmen an, hebelten die Fenster so auf. In einigen Fällen waren es auch Balkon- oder Terrassentüren, die dem Einsatz der Täter nicht lange standhielten. Tatorte waren Dortmund, Bochum, Duisburg, Mülheim, Dinslaken, Witten und Essen.

Mancher Einbruch blieb erfolglos

Den Lohn ihrer Arbeit ernteten sie nicht immer. Mal hatten sie übersehen, dass der Wohnungsinhaber im Hause war. Dann suchten sie schnell das Weite. Dann gab es Fälle, in denen sie zwar Zeit hatten, die Wohnung zu durchsuchen. Sie fanden aber keine wertvollen Gegenstände, deren Diebstahl sich gelohnt hätte.

Aber meistens wurden sie fündig. Bargeld packten sie natürlich ein, auch Schmuck und teure elektronische Geräte, die sich leicht abtransportieren ließen. Selbst eine Lederjacke fand Gnade vor ihren Augen.

Weitere Mitglieder vor anderen Gerichten

Die drei Angeklagten sind serbische Staatsbürger, andere Mitglieder der mutmaßlichen Bande sind aktuell vor anderen Gerichten in Deutschland angeklagt. Verbindungen außerhalb von Serbien muss es aber schon länger geben. So ist der 20-Jährige in Frankfurt am Main geboren, sein jüngerer Bruder in Italien. Nur der älteste Angeklagte ist auf dem Balkan zur Welt gekommen.

Sie alle schweigen zu den Vorwürfen der Anklage. Der erste Prozesstag ist deshalb schnell beendet. Richter Alexander Donschen, Vorsitzender der 36. Dortmunder Strafkammer gewährt ihnen noch einen persönlichen Abschied von ihren Angehörigen. Dann werden die Angeklagten zurück ins Gefängnis gebracht. Ein langwieriges Verfahren könnte allen bevorstehen.