Düsseldorf. Zwei Angeklagte sollen einem “Verräter“ fast die Hand abgeschnitten haben. Aber plötzlich bezichtigt sich das angebliche Opfer selbst.
Der Prozess um die angebliche blutige Rache eines Essener Familienclans endete am Mittwoch nach einer spektakulären Wende mit einem Freispruch für die Angeklagten: Nach dem Prozessauftakt vergangene Woche ist nämlich nun ganz plötzlich ein Video aufgetaucht, auf dem das angebliche Opfer Daniel G. mit verbundenem Arm in einem Krankenbett liegend zu sehen ist, und er sagt: „Ich habe mich verletzt, als ich dir ein Glas auf den Kopf geschlagen und dir das Gesicht zerschnitten habe. Ihr habt mir nichts getan, ich habe mich selbst verletzt.“ Mit dem zerschnittenen Gesicht ist wohl einer der beiden Angeklagten gemeint, der eine große Wunde auf der Stirn samt heute noch sichtbarer Narbe davontrug, wie sein Verteidiger sagte. Beide 27 und 28 Jahre alten Männer sollen einer Roma-Großfamilie aus Essen angehören.
Hauptbelastungszeuge zieht Aussage zurück
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Das Gericht erteilte daraufhin den Hinweis, dass dem 36-jährigen vermeintlichen Opfer ein Aussageverweigerungsrecht zustehe, weil es sich wegen Falschverdächtigung selbst belasten könnte. Das gleiche gelte für einen Zeugen, der ebenfalls von einem Sinneswandel heimgesucht wurde und nun aussagte, er habe von der Tat selbst nichts mitbekommen. Zuvor hieß es noch, der Zeuge habe im Verlauf des Kampfes zwischen den Kontrahenten einen der Angeklagten schreien hören: „Mach seine Hand kaputt, mach seine Hand kaputt“, während der andere mit der Glasflasche dem Opfer mehrere Sehnen und Arterien der Hand durchtrennte. „Diese Hand ist deine Unterschrift, Verräter!“ habe einer der beiden gerufen.
Doch bereits am ersten Prozesstag kristallisierte sich heraus, dass der Tathergang wohl nicht ans Licht kommen wird. Denn nicht nur das Opfer blieb dem Prozess fern. Auch ein anderer Augenzeuge fehlte wenig später unentschuldigt. Sowohl die Zeugen als auch das nun angebliche Opfer gehören ebenfalls Roma-Familien an.
Mutmaßliches Opfer galt als Verräter
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Laut Anklage war Daniel G. als Verräter ins Visier des Clans geraten. Demnach hatte der 36-Jährige zuvor zwei andere Mitglieder der Familie bei der Polizei belastet. Diese sollen mit der Enkeltrick-Masche Senioren betrogen haben. Das Pärchen war daraufhin vor drei Jahren festgenommen worden und ist bereits wegen Betrugs vom Landgericht Tübingen zu Haftstrafen von acht und neun Jahren verurteilt worden. Der "Verräter" sei nun in einen Düsseldorfer Nachtclub gelockt worden mit dem Vorsatz, ihn zu bestrafen. Laut Anklage sollen die Angeklagten ihm mit einer abgebrochenen Glasflasche aus Rache mehrere Sehnen und Arterien der rechten Hand durchschnitten haben. (dpa)