Düsseldorf. Mit fürchterlicher Rohheit sollen zwei Essener Roma die Hand eines Mannes malträtiert haben, der für sie ein Verräter ist. Sie stehen vor Gericht
Daniel G. lässt sich mit einem Attest von einem Nervenarzt beim Prozess entschuldigen. In Saal 126 des Düsseldorfer Landgerichts müsste er an diesem Morgen gegen zwei Männer aus Essen aussagen, die ihn vor zwei Jahren in einem Düsseldorfer Club mit einer zerbrochenen Flasche schwer verletzt haben, weil er für sie ein Verräter ist.
Daniel G. hat vor einigen Jahren in einem großen Prozess um Enkeltrick-Betrügereien als Zeuge mit dafür gesorgt, dass ein Roma-Ehepaar in Tübingen zu acht und neun Jahren Haft verurteilt wurde. „Seither ist mein Mandant Anfeindungen ausgesetzt“ erzählt sein Anwalt Bernd Schultheis auf Nachfrage. Daniel G., selbst Roma, gelte seither als Verräter unter den Seinen. Ein Verteidiger will gar wissen, dass Daniel G. „ausgeschlossen“ wurde aus der Gemeinschaft.
Er sollte seine Hand nie wieder gebrauchen können
Die beiden Männer, die wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung auf der Anklagebank sitzen, wollen sich zu den Vorwürfen nicht äußern: David B. (28), ein bulliger Mann mit Glatze, Vollbart und mächtigem Bauch, arbeitslos, Vater einer siebenjährigen Tochter, der noch bei den Eltern lebt, und Valiero S. (27), ein sportlich kräftiger Mann, der ebenfalls Vater ist, sonst aber sogar zu seiner Person kein Wort verlieren will.
Laut Anklage sollen die beiden Männer Daniel G. morgens um halb fünf in einem bei Roma beliebten Club in der Düsseldorfer Innenstadt zu sich gerufen haben, um ihn wegen seiner Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden zu bestrafen. Ihr Ziel, so Staatsanwalt Julius Sterzel, sei es gewesen, ihn so schwer zu verletzen, dass er seine rechte Hand dauerhaft nicht mehr würde gebrauchen können.
Mit der abgebrochenen Flasche die Hand malträtiert
David B. soll den Mann mit der Faust geschlagen haben, dieser den Angriff erwidert haben, indem er dem Angreifer ein Glas über den Kopf schlug. Der wiederum soll Daniel G. eine Flasche so heftig auf den Kopf geschlagen haben, dass diese teilweise zerbrach.
Im Verlauf des Kampfes soll einer der Angeklagten geschrien haben: „Mach seine Hand kaputt, mach seine Hand kaputt“, während der andere mit der Glasflasche dem Opfer mehrere Sehnen und Arterien der Hand durchtrennte. „Diese Hand ist deine Unterschrift, Verräter!“ habe einer der beiden gerufen.
Weit kommt das Schöffengericht am ersten Verhandlungstag nicht. Denn nicht nur das Opfer bleibt fern. Auch ein Augenzeuge fehlt wenig später unentschuldigt. Ob er allerdings überhaupt etwas aussagen wird – daran haben beteiligte Anwälte Zweifel.