Ruhrgebiet. Das Jahrhundertprojekt Emscher-Umbau erlebt in diesem Jahr seinen Höhepunkt: Kein Abwasser mehr, bald fließt ein sauberer Fluss durchs Revier.

Noch ist alles im Fluss – nur kein Abwasser mehr. 30 Jahre lang hat die Emschergenossenschaft daran gearbeitet, das Flüsschen, das den Dreck des Ruhrgebiets seit 1850 von Ost nach West trug, sauber zu kriegen. Ende 2021 soll kein Tröpfchen Schmutzwasser mehr in die Emscher fließen, es wird versteckt in einem 51 Kilometer langen Kanal und mehr als 400 Kilometer langen Rohren. Klares Wasser statt Europas größter Kloake! Es ist nicht weniger als eine Wiederbelebung, ein blaues Wunder. Mit dem Pumpwerk Oberhausen wird im Sommer das Herzstück des Jahrhundertprojekts eingeweiht.

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Emscher Umbau Serie Logo © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Lebensgefährlich, hässlich und stinkt: Das ist die „Köttelbecke“. Bald wird man sagen dürfen: war. Vorbei, dass die Abwässer von Millionen Menschen oberirdisch auch durch Wohnviertel flossen, was einst nicht anders ging, weil die Senkungen des Bergbaus Rohre schlicht zerrissen hätten. Der reißende braune Schlamm zieht aus den Betonwannen um tief unter die Erde. Dafür ist der Abwasserkanal Emscher (AKE) zwischen Dortmund und Dinslaken fertig gebaut und im Osten bis Bottrop auch bereits in Betrieb. Zuflüsse wie der Nettebach in Dortmund, der Hellbach in Recklinghausen oder der Ostbach in Herne sind schon angeschlossen.

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. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Ab Sommer 2022 wird die saubere Emscher durch die neue Aue in den Rhein fließen

Fehlt noch das letzte Stück: In Oberhausen muss das Dreckwasser ein letztes Mal angehoben und in den neuen Kanal umgeleitet werden. Danach können auch die letzten der 35 Zu- und Nebenflüsse in die dann saubere Emscher fließen. Zusammen mit Regenwasser und solchem, dass eigens gereinigt wurde. Für fast 5,5 Milliarden Euro hat die Emschergenossenschaft für dieses Ziel seit 1992 Klärwerke ge- und umgebaut, den AKE verlegt, Pumpwerke errichtet, Bachläufe renaturiert und in Bottrop die weltweit größte Anlage für solarthermische Klärschlammtrocknung entwickelt, die im Juli eingeweiht wird – das alles immer im Wettlauf mit den aktuellen Entwicklungen im Kampf gegen den Klimawandel. Finanziert haben zu 20 Prozent das Land NRW und die EU, zu 80 Prozent die Mitglieder der Emschergenossenschaft: Bergbaugesellschaften und Industrieunternehmen, vor allem aber die Emscher-Kommunen über die Abwassergebühren.

Ein Generationenprojekt, das trotzdem noch lange nicht abgeschlossen ist: Bis weit ins Jahr 2022 wird es dauern, bis die Emscher wirklich durch ihre neue naturnahe Aue bei Dinslaken in den Rhein fließen kann, auch danach warten noch viele weitere Projekte an ihrem Ufer. Das Jahr 2021 aber wird ein Meilenstein: „Mit dem Erreichen der Abwasserfreiheit“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft Uli Paetzel gern, „werden wir den Menschen ihren Fluss zurückgeben.“