Recklinghausen. Am Freitag haben die Impfzentren wieder begonnen, Astrazeneca einzusetzen. Skeptiker trifft man kaum: „Nur so kann ich Papa und Mama schützen.“

Montag war „doof“, Donnerstag gar „Scheiße“, aber jetzt wird ja alles gut. Entschlossenen Schrittes strebt Nicole Schnabel dem Eingang des Impfzentrums in Recklinghausen entgegen, trägt den gelben Impfpass in der rechten Hand und Erleichterung im Gesicht, soweit man das erkennen kann. „Nur so kann ich Papa schützen, nur so kann ich Mama schützen“, sagt die Arzthelferin aus Lünen.

Drei Tage hoffen und bangen hat sie hinter sich zwischen dem Aussetzen von Astrazeneca am Montag und der Wiederzulassung am Donnerstagabend. „Ich bin in der Gynäkologie, da sind Schwangere, die nicht geimpft werden können“, sagt Nicole Schnabel: „Und ein Schnelltestzentrum sind wir auch.“ Im Laufe des Tages werde das ganze Praxisteam geimpft. Und schwupps - ist sie drin.

„Wäre ich nicht im medizinischen Bereich, wäre ich vielleicht skeptischer“

Wie in vielen Impfzentren in Nordrhein-Westfalen, haben auch hier in Recklinghausen die Impfungen mit Astrazeneca am Freitag wieder begonnen. In einer umzäunten, weißen Zeltlandschaft; vom großen Parkplatz gegenüber kommen ständig Menschen her, überwiegend Ältere, die Biontech bekommen; aber nach und nach halt auch etliche, die erkennbar keine 80 sind, sondern deutlich jünger. Generation Astrazeneca.

In den Impfzentren im Ruhrgebiet geht es nach dem Aussetzer jetzt auch mit Astrazeneca wieder weiter.
In den Impfzentren im Ruhrgebiet geht es nach dem Aussetzer jetzt auch mit Astrazeneca wieder weiter. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Für Anja Czarnowski aus Marl ging die Überlegung, sich jetzt impfen zu lassen, „ein bisschen hin und her. Aber der Nutzen ist höher als das Risiko.“ Ein bisschen skeptisch ist sie schon, sagt Czarnowski, aber die Arbeit in einem Sanitätshaus sei ihr eher zugute gekommen: „Wäre ich nicht im medizinischen Bereich, wäre ich vielleicht skeptischer.“

Die Stimmung unter den Leuten ist ausgesprochen gelöst, logisch, sie sind entspannt, logisch, sie erzählen gern - Skeptiker oder diejenigen, die jetzt absehen von ihrer Impfung, wird man am Impfzentrum auch kaum treffen. Und en passant fällt auf, wie weiblich Gesundheits- und Erziehungsberufe sind: Außer den Wachleuten ist kein einziger Mann in Sicht, der unter 80 wäre, kein einziger.

„Ich habe nicht die Zeit, da zu sitzen und zu gucken, ob etwas zwickt“

Die nächste, die kommt, ist die Arzthelferin Nadine Jansen. „Man hat ein Restrisiko, aber das gibt es bei jedem Medikament und der Pille auch.“ Sie kennt sich, weiß, dass sie Impfreaktionen entwickelt bei jeder Grippe-Schutzimpfung. „Ich hoffe, dass es nicht so kommt, dass es mir morgen gut geht.“ Noch in der Nacht habe sie überlegt, erzählt die Frau aus Marl, „und dann bin ich losgefahren“.

Gisela Mehne hat es ja schon hinter sich, die Mitarbeiterin einer Kita in Herten: „Donnerstag letzter Woche“. Jetzt steht sie am Zaun des Impfzentrums und wartet, dass ihre Mutter wieder heraus kommt. Nebenwirkungen bei ihr, der Tochter? „Nein, gar nicht.“ Sie sei, sagt Mehne, „eh der Typ, der weiterarbeitet. Ich habe nicht die Zeit, da zu sitzen und zu gucken, ob etwas zwickt.“ Und das ist ja eigentlich nie verkehrt.