Essen. Einen Schlägertrupp soll eine Reiterhof-Chefin in Marl losgeschickt haben, um ihren Schmied zu erpressen. Jetzt steht sie vor Gericht
Mit Reiterhofidylle hat es nichts gemein, was seit Montag vor dem Landgericht Essen verhandelt wird. Mit brutaler Gewalt durch den angeheuerten Schlägertrupp einer Kölner Kampfsportschule soll eine Reiterhofbesitzerin ihrem Hufschmied und früheren Freund übel zugesetzt haben. Es ging angeblich um 10.000 Euro.
Die 35 Jahre alte Fiona M. besitzt in der Nähe der holländischen Grenze einen Reitstall. Als dort eingebrochen wurde, verdächtigte sie ihren früheren Freund, den Hufschmied. Sie zeigte an, dass ein Sattel, ein Pferd und ein Hund mit Welpen gestohlen worden seien. Vom späteren Opfer soll sie deshalb 10.000 Euro gefordert haben. Er habe das abgelehnt, heißt es in der Anklage, weil er nicht der Täter sei.
Unter einem Vorwand zum Bauernhof gelockt
Unter einem Vorwand soll sie ihn deshalb am 5. September 2021 zu einem leerstehenden Bauernhof nach Marl gelockt haben. Zuvor habe sie Kontakt zu dem Solinger Bernd H. aufgenommen, einem weiteren Freund. Der 57-Jährige, so heißt es, sollte ihr helfen, die Forderung durchzusetzen. Dabei war offenbar nicht an einen zivilrechtlichen Weg gedacht worden.
Der Solinger soll wiederum den 53 Jahre alten Leiter einer Kölner Kampfsportschule eingeschaltet haben, der zwei kräftige Bekannte, 22 und 36 Jahre alt, beauftragte, den Hufschmied durch körperliche Gewalt zu zwingen, ein Schuldanerkenntnis zu unterschreiben.
Dem Opfer Zahn ausgeschlagen
Davon ahnte das Opfer natürlich nichts, als es den Hof betrat. Laut Anklage nahmen die beiden Kampfsportler, die mit Messer, Pistole und Pfefferspray bewaffnet waren, ihn in Empfang. Sofort sollen sie mit Schlagstöcken auf den Mann eingeschlagen haben. Fiona M. soll zugesehen haben, wie sie ihn blutig schlugen und er einen Zahn verlor. Einer der Metallschlagstöcke soll sogar zerbrochen sein.
Schließlich, so heißt es weiter, fesselten sie ihn unter weiteren Schlägen und zwangen ihn, den "Schuldschein" zu unterschreiben. Falls er sich weigerte, hätten sie ihm alle Knochen brechen wollen.
Gezielt auf die linke Hand geschlagen
Danach musste er laut Anklage Fragen beantworten, etwa, wer das Pferd gestohlen habe. Verneinte er seine Täterschaft, gab es Schläge. Sie sollen die an Folter erinnernde Tortur erst beendet haben, als er sich selbst als Täter bezichtigte. Danach hätten sie dem Linkshänder aber noch gezielt auf die linke Hand geschlagen, damit er seinen Beruf als Hufschmied nicht mehr ausüben könne. 2400 Euro sollen sie ihm zudem aus dem Portemonnaie gestohlen haben.
Zum Prozessauftakt kam es nur zur Anklageverlesung. Im Ermittlungsverfahren hatten einige der fünf Angeklagten Angaben gemacht und die Anklagevorwürfe zum Teil bestätigt.
Opfer wollte Geld zurück
Der Hufschmied hatte angegeben, dass er Fiona M. im Vorfeld mal 9500 Euro geliehen und für sie gebürgt habe. Das Geld habe sie sehr zögernd und nur zum Teil zurückgezahlt. Die Beziehung zu ihr sei deshalb zu Ende gegangen. Als er sie zur schnelleren Rückzahlung aufgefordert habe, soll sie ihn nach seinen Worten wegen Beleidigung angezeigt haben.
Am Tattag sei er nach Marl gefahren, weil sie ihm versprochen habe, ihm dort die Schulden zurückzuzahlen. Die VII. Strafkammer hat sieben weitere Prozesstage angesetzt, um den Fall aufzuklären.