An Rhein und Ruhr. Konzepte wie „Kurve kriegen“ tragen offenbar Früchte. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert „langen Atem im Kampf gegen Jugendkriminalität“.
Jugendkriminalität. jedenfalls die von der Polizei erfasste, geht in Nordrhein-Westfalen weiter zurück. Im Jahr 2019 hatten es die Beamten mit insgesamt 98.678 Tatverdächtigen unter 21 Jahren zu tun - 0,7% weniger als im Vorjahr. Im Zehn-Jahresvergleich liegt der Rückgang sogar bei etwas mehr als einem Viertel (25,5%), wie aus einem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamtes hervorgeht.
Besonders erfreulich: Auch die Zahl der jugendlichen „Intensivtäter“, die binnen eines Jahres mit fünf oder mehr Straftaten auffallen, geht zurück. Vor zehn Jahren noch hatte es die Polizei in NRW mit 7414 Mehrfach-Tatverdächtigen bis 21 Jahren zu tun. 2019 hingegen waren es 5280, 402 weniger als im Vorjahr. Darunter sind allerdings auch 358 Kinder ab acht Jahren.
Enge Zusammenarbeit mit Justiz und Jugendämtern
„Die enge Zusammenarbeit von Polizei, Justiz und Jugendämter zahlt sich hier aus“, meinte Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), auf Nachfrage der Redaktion (4. Oktober 2020). Zudem zeige sich jetzt der Erfolg von
präventiven Konzepte wie „Kurve kriegen“
. Die Initiative hat jugendliche Mehrfachtäter im Blick und war in NRW im Jahr 2011 gestartet.
„Der Schlüssel zum Erfolg liegt hier in der Konsequenz, der besonderen Ansprache und der intensiven Betreuung“, so der GdP-Vize. Bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität gelte es, einen „langen Atem zu haben“. Maatz wies daraufhin, dass die absoluten Zahlen immer noch hoch seien. Die Gesellschaft müsse ein fundamentales Interesse daran haben,
jungen Leuten Perspektiven abseits von Kriminalität
aufzuzeigen. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, forderte der Gewerkschafter. Dafür sei entsprechendes Personal nötig.
„Jugendliche konsumieren sogar schon Kokain“
Als jugendtypische Delikte gelten Straftaten wie Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigungen, Drogendelikte oder das Erschleichen von Leistungen. Bei fast allen diesen Delikten ging laut LKA-Lagebild die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren zurück. Lediglich bei Raub (+6,5%) und Körperverletzungen (+0.3%) gab es im Vergleich zu 2018 Steigerungen.
Im Zehn-Jahres-Vergleich hingegen gibt es ein deutliches Plus bei Drogendelikten; die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger stieg hier um mehr als 22%. Es gibt nicht nur um Cannabis oder Amphetamine: „Jugendliche konsumieren sogar schon Kokain“, berichtete GdP-Vize Maas.
Die von der Polizei in NRW erfasste Drogenkriminalität hat insgesamt zugenommen
, wie ein weiteres Lagebild des Landeskriminalamtes erst kürzlich deutlich gemacht hatte.