Duisburg/Essen/Köln. Teenager aus Duisburg sind mit Tempo 200 über die Autobahn gerast und vor der Polizei geflohen. Wie die Polizei mit jungen Intensivtätern umgeht.
Mit ihrer Flucht vor der Polizei haben sechs Teenager aus Duisburg für Schlagzeilen gesorgt. Mit Tempo 200 ist die Bande, nachdem sie in der Kölner Innenstadt in eine Gravis-Filiale eingebrochen ist, über die Autobahn vor der Polizei geflüchtet. In Gärten im Essener Stadtteil Kettwig fand ihre wilde Flucht durch die Nacht für fünf Mitglieder des Sextetts ein Ende. Am Montag gab die Kölner Staatsanwaltschaft bekannt, dass die 12- bis 14-Jährigen Rumänen bereits mehrfach im Ruhrgebiet mit der Polizei in Kontakt gekommen sind. Doch welche Möglichkeiten gibt es für Polizei und Familien in solchen Fällen, die kriminellen Karrieren doch noch zu stoppen?
„Oft sind die Eltern überfordert“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums angesprochen auf die Schlagzeilen vom Wochenende. In Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden hat das Land NRW deshalb die Initiative „Kurve kriegen“ aufgesetzt. Die Macher werben mit Zahlen für sich: 40 Prozent der Teilnehmer an dem zweijährigen Programm werden nach Angaben des Innenministeriums nicht mehr straffällig, 75 Prozent begehen keine Gewalttaten mehr.
Auch interessant
Klau-Kids waren nicht im Programm „Kurve kriegen“
Allerdings: Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig. Die Polizei stellt den Kindern und Eltern den Inhalt und die Ziele vor. Die meisten würden danach einwilligen, so der Sprecher des Ministeriums. Die fünf Teenager aus Duisburg sind oder waren keine Teilnehmer an „Kurve kriegen“, das bestätigte das Innenministerium auf Anfrage. „Die 12-Jährigen wären grundsätzlich noch Kandidaten, die 14-Jährigen sind für das Programm schon zu alt“, erklärt der Ministeriumssprecher.
Lassen sich junge Straftäter auf das Programm ein, arbeiten Experten zwei Jahre mit ihnen in einem individuellen Programm. Während bei einigen an einem geregelten Tagesablauf und der Teilnahme am Unterricht gearbeitet wird, nehmen andere am Anti-Aggressionstraining teil. Auch Erziehungskurse für Eltern gehören zum Angebot.
Zuständigkeit der Ermittlungen könnte wechseln
Zurück zur Flucht der fünf jungen Duisburger: Weitere Details über die Vorfälle aus der Nacht von Samstag sind noch nicht bekannt. So wird zum Beispiel weiter nach dem sechsten Insassen des Fluchtwagens, einem BMW 3er gesucht. Ob er sogar der Fahrer des Autos war, ist weiterhin unklar. Nach übereinstimmenden Angaben der Kölner und Duisburger Polizei gibt es jedoch die Möglichkeit, dass die Zuständigkeit der Ermittlungen den Rhein hinunter wandern könnten. Gerade in Fällen mit jungen Tätern werde oft vom Tatort-Prinzip abgewichen.
Die Duisburger Polizei hat im Jahr 2018 3691 Tatverdächtige unter 21 Jahren ermittelt. Insgesamt hat diese Altersgruppe 7237 Straftaten begangen.