München. Sowohl Ägypten als auch Griechenland blieben von politischen Krisen nicht verschont. Nun scheinen sich beide Länder wieder erholt zu haben, beide Urlaubsregionen standen in diesem Sommer bei den Urlaubern hoch im Kurs. FTI-Chef Dietmar Gunz spricht im Interview über die positive Entwicklung.
Ägypten und Griechenland waren im Sommer bei Badeurlaubern besonders beliebt - die politischen Krisen scheinen vergessen zu sein. In beiden Ländern dürfte sich die positive Entwicklung fortsetzen, sagte FTI-Chef Dietmar Gunz im Interview.
Welche Ziele waren im Sommer besonders gefragt?
Dietmar Gunz: Das war neben der Türkei überraschenderweise Ägypten. Auch Griechenland lief sehr gut. Es gab eigentlich keine richtigen Verlierer, aber Ägypten und Griechenland sind die großer Gewinner.
Ist die Krise in Ägypten endgültig vorbei?
Gunz: Ja, schon länger. Bald könnten sogar die Betten knapp werden, weil sich der russische Markt Richtung Türkei und Ägypten entwickelt. Das hat unter anderem mit der Rubelabwertung zu tun. Ägypten ist außerdem nicht mehr in den Medien, die Touristen haben wieder Vertrauen. Wir haben im Sommer ein normales Programm gehabt, vor allem seit Juni.
Wird die Entwicklung in Ägypten 2015 so weitergehen?
Gunz: Wir stocken im November die Kapazitäten auf. Ab Mitte Dezember fliegen wir wieder nonstop nach Luxor. Und wir bringen als einziger Veranstalter eine eigene Broschüre für Nilkreuzfahrten heraus. In den guten Zeiten hatten wir 60.000 Gäste auf dem Nil. Ich denke, dass die monatlichen Zahlen in Kürze wieder daran anschließen können. Aber der Nil braucht noch ein wenig Zeit.
Wie wirkt sich das auf andere Ziele wie die Kanaren aus?
Gunz: Wir müssen davon ausgehen, dass ein paar ausgeliehene Gäste an die Kanaren in Ägypten fehlen werden. Aber die einzige Alternative zu Ägypten ist in dieser Jahreszeit Ägypten: inhaltlich, kulturell und vom Preis-Leistungs-Verhältnis her. Die Kunden, die vergangenen Winter gesagt haben 'Da muss ich nicht hin', die werden jetzt wiederkommen.
Warum ist Griechenland wieder so stark?
Gunz: Weil es vorher schwach war. Griechenland hatte eine Delle. Es war das gleiche wie in Kairo: Es gab Proteste und hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Für den Kunden hat sich das nicht mehr nach Urlaub angefühlt. Das ist vorbei. Dieses Jahr hat Griechenland davon profitiert, dass weniger russische Gäste gekommen sind. Dadurch sind mehr Betten freigeworden. Griechenland hatte eine sehr lange Saison, bis in den November hinein.
Sie setzen an der türkischen Ägäis auf kleine, privat geführte Hotels? Haben die Urlauber keine Lust mehr auf riesige Bettenbunker?
Gunz: Es gibt eine Menge erfahrener Urlauber, die zehn Mal in einem großen Hotel waren, mit tollem Zimmer und gutem Buffet. Die wünschen sich etwas Kleines, Persönliches. Es ist ein Liebhaberprodukt für Wiederholer. Wie kann man das Produkt familienbetriebenes Hotel so entwickeln, dass es zeitgemäß ist und trotzdem seinen Charakter behält? Mit diesem Thema setzen wir uns ganz intensiv auseinander, seit längerer Zeit auch schon in Griechenland. (dpa)