Timmendorfer Strand. Lebensgefahr am Binnenmeer: In der Ostsee sind in den vergangenen Tagen aufgrund starker Winde bereits mehrere Menschen ertrunken. Um die Sicherheit weiter gewährleisten zu können hat die DLRG ein strenges Badeverbot verhängt. Doch wird dies von vielen Urlaubern noch ignoriert. Leichtsinn pur.
Blauer Himmel, Sonnenschein, die Luft ist angenehme 24 Grad warm, das Wasser 20 Grad. Ideales Badewetter - wenn da nicht die roten Flaggen wären, die am Timmendorfer Strand und anderen Badeorten über den Wachtürmen der DLRG flattern. Denn seit Tagen peitscht starker Ostwind das Meer gegen die Strand, macht die sonst so sanfte Ostsee zur gefährlichen Falle. "Was machen wir denn jetzt. Tasche auspacken oder umkehren", fragt ein Feriengast aus Magdeburg seine Frau und seinen Sohn. "Wir sind ja eigentlich an die Ostsee gekommen, um im Meer zu baden. Aber gegen die Natur kann man nichts machen", meint seine Frau.
Während die Familie aus Sachsen-Anhalt noch unschlüssig aufs Wasser blickt, tummeln sich andere Badegäste unbekümmert in den gegen den Strand tosenden Wellen. "Wir kennen uns hier aus, wir sind aus der Gegend", sagen zwei ältere Frauen, die eben aus den Fluten kommen. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen habe der Wind jetzt etwas nachgelassen, deshalb habe sie es gewagt, ins Wasser zu gehen, sagt eine der beiden.
Gefahr geht von Strömung aus
"Das Argument, dass man sich hier auskenne, kriegen wir häufig zu hören", sagt Philipp Knaack, der mit mit drei Kollegen in der DLRG-Hauptwache am Timmendorfer Strand sitzt und das Meer nicht aus den Augen lässt. Immer wieder sprechen sie Menschen an, holen sie aus dem Wasser zurück. "Doch anstatt den guten Rat anzunehmen, beschimpfen sie uns noch, und zwar Jugendliche ebenso wie Rentner", sagt Knaack. Die Gefahr gehe weniger von den Wellen aus, sondern von der Strömung, die Badenden die Beine wegziehe. "Außerdem ändert sich durch die Strömung auch die Lage von Sandbänken, was wiederum die Strömungsverhältnisse verändert", erläutert er.
Wie tückisch die Ostsee derzeit ist, belegen die Zahlen. Allein in Timmendorfer Strand, dem bei Urlaubern wie Tagesausflüglern gleichermaßen beliebten Ostseebad, musste die DLRG am Montag zehnmal ausrücken, um Badende vor dem Ertrinken zu retten. Für einen 62-jährigen Mann kam dabei am Montag jede Hilfe zu spät. Und im Nachbarort Scharbeutz kam am Dienstag (22. Juli) ein älterer Mann ums Leben.
Seit Montag zusätzliche Flaggen
Seit Montag warnen daher zusätzlich zu den roten Flaggen in Timmendorfer Strand auch Hinweistafeln an der Wasserlinie. "Nicht Baden. Gefährliche Strömung. Lebensgefahr", steht darauf. "Die habe ich gar nicht gesehen, auch die rote Flagge ist mir nicht aufgefallen", sagt der 24-Jährige Florian Schmidt. Der junge Mann aus Hamburg, der mit einer Gruppe für einen Tag an den Strand gekommen ist, kommt gerade aus dem Wasser. "Ich bin auch nicht weit rausgeschwommen, aber ab jetzt werde ich wohl vorsichtiger sein", sagt er nachdenklich.
Auf Nummer Sicher gehen möchte auch Michael Kau aus Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Er fragt bei der DLRG nach, was die rote Flagge zu bedeuten habe. Als er hört, dass die absolutes Badeverbot signalisiert, reagiert er verständnisvoll. "Meine beiden Jungs können zwar schwimmen, aber bei dem Wind ist das wirklich gefährlich", sagt er und verspricht, auch andere Badegäste und deren Kinder zu informieren.
Nicht überall sind die Badegäste so einsichtig. In Ahlbeck auf der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern musste am Wochenende die Polizei einschreiten, weil ein Gast die Rettungsschwimmer wegen des Badeverbotes beschimpfte. An den Stränden von Usedom und Rügen ist das Badeverbot inzwischen aufgehoben worden. Statt der roten weht dort nur noch die gelbe Flagge.(dpa)