In den letzten Jahren hat der Reise-Riese Tui Marktanteile abgeben müssen. Das lag vor allem an den vielen Billigreise-Anbietern, die der Branchen-Größe Kunden abspenstig machten. Das will die Tui nun ändern und greift auf dem Pauschalreisemarkt an - mit easyjet und vielleicht sogar Ryanair.
Die Tui kann auch billig. Mit großem Aufwand will Deutschlands größter Anbieter von Ferienreisen unter Beweis stellen, dass er auch das Geschäft mit den kleinen Preisen beherrscht. So sollen endlich Marktanteile zurückgewonnen werden, die man zuletzt an die Konkurrenz hatte abtreten müssen. Diese Aufgabe kommt ab sofort der Hausmarke 1-2-fly zu. Über 6000 Hotels sind dort gelistet, die sich zu einer günstigen Pauschalreise paketieren lassen. „Eine Woche im Drei-Sterne-Hotel auf Mallorca mit Flug und HP bieten wir schon ab 251 Euro an“, berichtet Oliver Dörschuk, Touristikchef der Tui Deutschland.
Wichtig ist ihm dabei, dass es keinerlei Überschneidungen zwischen dem Premium-Angebot der Muttermarke Tui und dem Billiganbieter 1-2-fly geben wird. „Hier wird konsequent getrennt“, so Dörschuk. Bei der Wahl der 1-2-fly-Flugpartner ist auch die Kombination mit Billigflügen von easyjet vorgesehen. Eine Zusammenarbeit mit Ryanair ist aktuell nicht geplant. Für Gespräche sei man aber offen, betont die Tui.
Neuer Veranstalter
Auf günstige Preise im Winter setzt auch die Veranstaltergruppe DER Touristik. Sie gründet mit Travelix gleich einen neuen Veranstalter. Gleichzeitig wird der bisherige Günstigveranstalter Tjaereborg, einstmals der viertgrößte Reiseveranstalter des Landes, eingestellt. Schon seit Jahren war die 1973 gegründete Marke kaum noch gepflegt worden, entsprechend gingen die Teilnehmerzahlen immer weiter zurück – ein echtes Trauerspiel. Auch Travelix soll zunächst ohne Marketingaktionen auskommen. Aus Kostengründen wird noch nicht einmal ein Katalog gedruckt. „Die Preise von Travelix sind so aktuell und scharf kalkuliert, dass sie bei Erscheinen eines Kataloges schon überholt wären“, verteidigt Sören Hartmann, Geschäftsführer der DER Touristik, den radikalen Schritt.
Frühbucher sparen bei Fernreisen
Die Billigoffensive von Tui und DER Touristik richten sich nicht zuletzt gegen die erfolgreiche Arbeit von Alltours Flugreisen. Der Reiseanbieter aus Duisburg hatte in den vergangenen Jahren das Thema günstige Reisen konsequent besetzt und ein erfolgreiches Wachstum hingelegt. Interessanterweise warnt nun ausgerechnet Firmenchef Willi Verhuven davor, einen allzu harten Wettbewerb über den Preis zu führen. „Ich glaube nicht, dass der deutsche Reisemarkt noch groß wachsen kann. Es gibt weder mehr Einwohner, noch haben die Verbraucher ein höheres Einkommen zur Verfügung. Wir sollten jetzt nicht den Fehler wie die Kreuzfahrtbranche machen und die Reisen zu stark über den Preis zu verkaufen“, so Verhuven. Alltours werde daher für die kommende Wintersaison die Preise nicht weiter senken.
Insgesamt bleiben die Preise bei Alltours im Durchschnitt jedoch stabil. Weiter erhöht wird der Anteil an eigenen und exklusiven Hotels. Die zur Alltours Unternehmensgruppe gehörende Hotelkette allsun Hotels wächst auf nun 22 Hotels. Als neues Zielgebiet wird Marokko mit den Zielen Agadir und Marrakesch gelistet.