Berlin. . In Skandinavien können sich Urlauber am wenigsten leisten, in Bulgarien oder Ungarn ist die Kaufkraft eines Euro besonders hoch. Kurz vor den Sommerferien haben die europäischen Statistiker in den beliebtesten Urlaubsländern untersucht, was das Geld der Reisenden wirklich wert ist.

Kurz vor den Sommerferien haben die europäischen Statistiker wie in jedem Jahr die Kaufkraft des Euro in verschiedenen Ländern untersucht. Es stellt sich wieder einmal heraus, dass Reisende in manchen Ferienregionen viel billiger leben können als in Deutschland. Anderswo bekommen Touristen dagegen weniger Waren oder teurere Dienstleistungen als zuhause.

Besonders günstig sind die mittel- und osteuropäischen Länder. In Ungarn erhalten Besucher für 100 „deutsche“ Euro einen Gegenwert von 167 Euro, in Bulgarien sogar von 191 Euro. Auch Polen mit 138 Euro, Tschechien mit 160 Euro und die Slowakei mit 137 Euro bieten Reisenden aus Deutschland viel mehr für ihr Geld.

In der Türkei gibt es für 100 Euro einen Gegenwert von 137 Euro

In den europäischen Mittelmeerländern ist das Preisniveau sehr unterschiedlich. In der Türkei ist der Aufenthalt günstig. Dort gibt es für 100 Euro einen Gegenwert von 137 Euro. In Griechenland sind es 111 Euro und in Kroatien noch gute 129 Euro. An spanischen Zielorten ist das Leben immer noch günstiger als hierzulande. Die Statistiker haben hier einen Gegenwert von 107 Euro für 100 „deutsche“ Euro errechnet.

In den beliebten Urlaubsregionen Frankreichs und Italiens müssen die Urlauber für dieselben Leistungen dagegen tiefer in die Tasche greifen. 100 Euro sind in Frankreich nur 91 Euro wert, in Italien 92 Euro. Günstiger ist es weiter im tiefen Südwesten. In Portugal beträgt der Wert 120 Euro.

Wo das Essen deutlich mehr kostet

Deutlich teurer als hierzulande ist das Essen im Restaurant oder der Hotelaufenthalt in den nördlichen Ländern. In Dänemark wird das Reisen mit einem Gegenwert von nur 69 Euro in diesem Jahr ziemlich kostspielig. Auch in Schweden gibt es nur Leistungen für 75 Euro zurück. Fahrten nach Holland oder England sind mit je 88 Euro Gegenwert auch mit deutlich höheren Kosten verbunden als beim Urlaub daheim. Für die Alpenregionen gilt dasselbe. In der Schweiz bekommen Besucher nur Waren für 69 Euro beim Einkauf, in Österreich für 92 Euro.

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„Der starke Euro macht Überseereisen günstiger“, stellen die Statistiker fest. In den USA erhalten deutsche Touristen für 100 Euro einen Gegenwert von 108 Euro, in Mexiko sogar von 150 Euro. Auch der Trip nach Australien ist in diesem Jahr deutlich günstiger geworden. Das liegt an einem starken Wertverlust des australischen Dollars, der binnen Jahresfrist 18 Prozent gegenüber dem Euro einbüßte. Allerdings ist das Leben in Australien trotzdem immer noch viel teurer als bei uns. Der Gegenwert beträgt nur 75 Euro.

Diese Berechnungen basieren auf einer Auswertung des Österreichischen Statistikamtes. Im Gegensatz zur deutschen Behörde in Wiesbaden wurden dort die von der EU erhobenen Preise für rund 4500 Waren und Dienstleistungen noch einmal nach touristisch wichtigen Ausgabeposten gewichtet. Besonders hoch bewertet wurden zum Beispiel die Preise für eine Hotelübernachtung in einem Vier-Sterne-Haus, eine Portion Spaghetti Bolognese im Restaurant, den Liter Mineralwasser im Supermarkt oder das Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr.

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International erheben die europäische Statistikbehörde Eurostat und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OECD) die Daten und ermitteln die so genannten Kaufkraftparitäten (KKP). Damit werden die Preise in verschiedenen Ländern zueinander ins Verhältnis gesetzt. Die KKP sagen zum Beispiel aus, wie viele paar Schuhe man in Deutschland für 500 Euro erwerben kann und wie viele man in Japan dafür kaufen könnte.

Tatsächliche Kosten hängen vom Verhalten der Urlauber ab

Über die tatsächliche Kaufkraft für den einzelnen Touristen in einem anderen Land sagt die Grundstatistik nur bedingt etwas aus. Denn hier fließen alle möglichen Konsumgüter und Dienstleistungen in die Berechnung ein, die ein normaler Tourist gar nicht benötigt. Aussagekräftiger ist daher die Auswertung der Österreicher, weil die für Reisen wichtigen Ausgabeposten höher gewichtet werden als zum Beispiel die Baupreise im Zielgebiet. In den Medien werden in der Regel nur die Zahlen von Eurostat und der OECD angegeben, die ein weniger genaues Bild vermitteln. Außerdem hängen die tatsächliche Kosten im Urlaub auch stark vom individuellen Konsumverhalten ab. Wer also in der teuersten Ecke Roms wohnt und isst, wird weniger für seinen Euro erhalten als im Landesdurchschnitt.