Essen. Wenn Eltern zusammen mit ihren Kindern verreisen, kann es ziemlich teuer werden. Deshalb locken Airlines häufig mit Billigfliegern. Doch wer denkt, dabei einen günstigen Familienurlaub zu ergattern, der täuscht sich. Mit zahlreichen teuren Extragebühren sind Reisen nicht gerade familienfreundlich.

Von wegen Billigflieger. Werbepreise von 50 Euro und weniger locken zwar immer mehr Familien, die Familienkutsche in der Garage zu lassen und mit dem Flugzeug in die Ferien zu starten. Aber wer dann tatsächlich Ernst macht und mit den Kindern losfliegen will, der muss mit zahlreichen teuren Extragebühren rechnen.

Das beginnt schon bei den Ticketpreisen: Kinder bis zwei Jahre reisten früher meist gratis, weil sie sowieso auf dem Schoß der Eltern sitzen. Heute verlangen Air Berlin, Condor und Lufthansa durchgängig zehn Prozent des Flugpreises, Tuifly und Germanwings berechnen pauschal 15 Euro pro Europastrecke, ebenso der Billigflieger Easyjet. Bei Ryanair sind es 20 Euro – Zuschläge und Gebühren gehen extra.

Richtig teuer wird es dann für Kinder über zwei bis unter zwölf Jahren. Da verlangen Air Berlin und Condor je 75 Prozent des vollen Preises, Lufthansa 50 bis 75 Prozent und Germanwings 67 Prozent. Die angelsächsischen Billigflieger fordern von jedem, der einen Sitzplatz in Anspruch nimmt, ohnehin den vollen Flugpreis – Lufthansa bei ihren 99-Euro-Schnäppchen übrigens ebenso wie Air Berlin im günstigen Justfly-Tarif und die deutsche Tuifly.

Auch sonst ist der Trend in der Fliegerei nicht gerade familienfreundlich. In den vergangenen Jahren haben die Fluggesellschaften systematisch früher übliche Dienstleistungen abgeschafft.

Was selbstverständlich war, kostet jetzt

Mehr noch: Manches wird jetzt für teilweise beachtliche Aufpreise als Extra angeboten. Beispiel Sitzplatzreservierung: Die ist für Familien wichtig, schließlich wollen Eltern und Kinder beieinander sitzen. Früher war das selbstverständlich, heute kostet es zusätzlich – und zwar pro Person: Condor berechnet zehn bis 30 Euro pro Person und Strecke, das macht für eine vierköpfige Familie hin und zurück immerhin 80 bis 240 Euro extra. Familien mit Kleinkindern können spezielle Sitzplätze und Körbe für Babys bis sechs Monate immerhin noch vorab kostenlos mitbuchen.

Air Berlin verlangt für den fixen Sitzplatz zwölf bis 17 Euro pro Person, im günstigen Justfly-Tarif gibt es gar keine reservierten Plätze mehr. Nur Familien mit Baby dürfen bis 48 Stunden vor Abflug kostenlos reservieren. Tuifly begnügt sich mit zwölf bis 15 Euro pro Sitzplatzreservierung. Familien mit Kleinkindern bis acht Kilogramm können telefonisch und kostenlos im Servicecenter Plätze in der ersten Reihe reservieren.

Auch Lufthansa hat kürzlich die Sitzplatzreservierung als Gewinnbringer entdeckt und verlangt neuerdings zehn bis 25 Euro pro Sitzplatz und Strecke. Wer bei Easyjet einen Sitzplatz vorab reservieren will, der zahlt bis zu 15 Euro pro Sitz und Strecke. Bei Ryanair sind es zehn bis 15 Euro.

Beim Freigepäck für Kleinkinder erlauben diesen Sommer nur noch Lufthansa, Air Berlin und Condor 20 Kilogramm. Im Justfly-Tarif von Air Berlin gibt es allerdings wie für die Erwachsenen keinerlei Freigepäck. Buggys, Autokindersitze und Kinderreisebetten werden ohne Aufpreis mitgenommen.

Lufthansa hat bislang noch ein Herz fürs Freigepäck von Babys: 23 Kilogramm sind erlaubt. Germanwings hält es dagegen bei den Kids wie bei Erwachsenen.

Essen wie in einer teuren Imbissbude

Das heißt, pro Gepäckstück sind fünf bis zehn Euro fällig. Easyjet und Ryanair gestehen Kleinkindern keinerlei Freigepäck zu.

Tuifly schließlich unterscheidet feinsinnig zwischen Pure- und Perfect-Tarif: Kinder unter zwei Jahren haben im Pure-Tarif keinen Anspruch auf Freigepäck. Im Perfect-Tarif erhalten Kleinkinder 20 Kilogramm Freigepäck, das Handgepäck wird dabei allerdings mitgerechnet. Ob der Pauschalreiseflug übrigens unter Pure oder Perfect läuft, weiß oft nicht mal das Reisebüro.

Essen an Bord war früher eine Selbstverständlichkeit. Jetzt fühlt man sich wie in einer (teuren) Imbissbude: Condor verlangt für ein Kindermenü neuerdings acht bis 15 Euro. Bei Air Berlin gibt es Chicken Nuggets für 6,50 Euro. Tuifly berechnet für Kartoffelsalat und Frikadelle knapp sieben Euro. Bei den Billigfliegern heißt es, das gleiche Sandwich wie die Erwachsenen zu essen oder zu hungern. Lufthansa bietet immerhin kostenlose Kindermenüs (bis elf Jahre), die müssen aber vorbestellt werden.

Für die Kleinsten gab es im Flugzeug traditionell einen Babybrei. Bis auf Air Berlin und Lufthansa haben auch das alle großen Ferienflieger abgeschafft – bei Condor gibt es den Babybrei immerhin noch auf der Langstrecke. Besonders peinlich: Gemeinsam mit dem Babybrei eingespart haben Tuifly & Co. schon vor Jahren auch die Babywindeln. Das kann in die Hose gehen!