Warnemünde. Die Reederei MSC positioniert sich in der neuen Saison strategisch günstig mit dem neuen Heimathafen Warnemünde. Im Interview spricht Geschäftsführer Michael Zengerle über den deutschen und internationalen Kreuzfahrtmarkt, Trinkgeld an Bord und anstehende Investitionen in neue Angebote.

Aller guten Dinge sind drei. Erst Hamburg, dann Kiel, nun Warnemünde. Die italienisch-schweizerische Reederei MSC Kreuzfahrten hat die Sommersaison an den drei wichtigsten deutschen Kreuzfahrthäfen gestartet. Das Seebad bei Rostock wird erstmals als durchgängiger Heimathafen für die einwöchigen Ostsee- und Nordland-Kreuzfahrten von MSC genutzt. Wir sprachen mit Geschäftsführer Michael Zengerle.

Herr Zengerle, die Zentrale ihres Wettbewerbers Aida Cruises ist in Sichtweite. Welche symbolische Bedeutung hat für Sie die neue Präsenz während des Sommers mit der MSC Poesia in Warnemünde?

Michael Zengerle: Wir sind nicht hier, um Aida zu ärgern, sondern weil wir uns mit diesem Heimathafen neues Potenzial im deutschen Markt erschließen möchten. Gerade die Urlauber aus den neuen Bundesländern beginnen ihre Reise gerne ab Warnemünde. Und unser Plan geht auf. Denn die 18 Reisen sind sehr gut gebucht. Daher wissen wir schon heute, dass wir auch im kommenden Sommer wieder Kreuzfahrten ab Warnemünde anbieten werden – und zwar mit unserer MSC Sinfonia.

Aida bereitet inzwischen ganzjährige Abfahrten ab Deutschland vor. Auch für Ihre Reederei ein vorstellbares Szenario?

Zengerle: Wir finden es gut, dass Aida als hiesiger Marktführer und rein deutscher Anbieter diese Entwicklung vorantreibt. Doch für uns ist das noch ein längerer Weg. Wir haben ja schließlich auch internationale Gäste an Bord. Diese von einer Winterreise ab Deutschland zu überzeugen, ist nicht so leicht. Rein von der Hardware wären unsere Schiffe dafür aber schon heute geeignet.

Inzwischen liegt der deutsche Gästeanteil Ihrer Abfahrten ab Deutschland bei über 50 Prozent. Wie verändert sich dadurch das Bordleben?

Zengerle: Wir sind weiter ein internationales und kein rein deutsches Schiff. Aber auf den Abfahrten ab Hamburg, Kiel oder Warnemünde bieten wir selbstverständlich alles, was den deutschen Gäste wichtig ist und was sie mögen.

Das besonders bei deutschen Gästen unbeliebte Serviceentgelt pro Tag an Bord haben Sie gestrichen. Allerdings nur auf Druck der Verbraucherschützer, die dagegen geklagt hatten.

Zengerle: Juristisch gesehen halten wir an unserer Position fest, dass die Serviceentgelte zulässig sind. Und die Idee, über eine Abgabe alle Crewmitglieder gleichmäßig an der Zufriedenheit der Gäste teilhaben zu lassen, finden wir weiter fair und richtig. Doch im Sinne der Kunden-Transparenz haben wir uns entschieden, dass wir das System umstellen. Auch künftig wird das Trinkgeld für die Crew wie bisher auf dem Bordkonto aufgeführt. Allerdings können die Gäste jederzeit und ohne Begründung die Rezeption darüber informieren, dass keine Verrechnung erfolgen soll.

Ihre Reederei ist im vergangenen Jahrzehnt enorm gewachsen. Die nächsten Neubauten stehen für die Jahre 2017 und 2019 an. Ist diese Verschnaufpause in Ihrem Sinne?

Zengerle: Wir haben in den vergangenen elf Jahren zwölf neue Schiffe in Dienst gestellt und elf Millionen Gäste an Bord begrüßt. Nun möchten wir die Erweiterung der Flotte in Ruhe vorbereiten. Es sind zwar nur zwei Schiffe geplant, doch durch deren Größe mit bis zu 5700 Passagieren erhöht sich unsere Gesamtkapazität um ein ganzes Drittel. Außerdem lehnen wir uns in der Zwischenzeit ja auch nicht zurück.

Sondern?

Zengerle: Wir werden in Kürze unsere vier Schiffe der Lirica-Klasse um jeweils 200 Kabinen erweitern. Dazu werden die Schiffe in der Mitte komplett auseinander geschnitten und bekommen ein neues Modul eingesetzt. Insgesamt ist das ein Investment von 200 Millionen Euro. Wir gewinnen dadurch aber nicht nur neue Kabinen, sondern machen die Schiffe auch insgesamt attraktiver, da gleichzeitig neue Unterhaltungsbereiche und ein neuer Wasserpark entstehen.