Frankfurt/Main. Die Sommerferien in den einzelnen Bundesländern liegen in diesem Jahr geballter als sonst. Reiseveranstalter warnen deshalb bereits jetzt davor, dass Urlauber bei Flügen und Hotelzimmern leer ausgehen könnten. Experten sehen darin jedoch nur reine Panikmache.

Die Sommerferien der Bundesländer überlappen sich 2014 so stark wie selten zuvor. Reiseveranstalter warnen vor knappen Flugtickets und Hotelbetten, wenn mehr Menschen gleichzeitig in den Urlaub wollen als sonst - und das zur wichtigsten Reisezeit des Jahres. "Wer spät bucht, könnte leer ausgehen", warnt Europas größter Reisekonzern Tui. Doch Experten halten solche Warnungen für übertrieben - ebenso wie Ängste vor einer Preisexplosion.

Die Fakten sprechen erst einmal für sich. Anders als in anderen Jahren sind in allen deutschen Bundesländern dieses Mal drei Wochen lang gleichzeitig Ferien. Vom ersten bis zum letzten Sommerferientag sind es nur 71 Tage, in früheren Jahren waren es schon mal um die 90. Doch Fluggesellschaften haben nicht mehr Flugzeuge, die Hotels an Mittelmeer und Nordsee nicht mehr Betten zur Verfügung als sonst.

Alles nur Geschäfts-Strategie?

Dass Familien, Lehrer und andere, die von den Schulferien abhängig sind, miteinander um die vorhandenen Plätze ringen müssen, scheint daher nicht weit hergeholt. Zudem haben Reiseveranstalter wie Tui, Thomas Cook/Neckermann, DER Touristik, FTI und Alltours schon seit Wochen große Teile ihrer Sommerangebote verkauft. Bei Tui und Thomas Cook waren Mitte März schon etwa die Hälfte der Sommerreisen ausgebucht, Alltours meldete gar mehr als 60 Prozent - nicht zuletzt dank hoher Frühbucherrabatte.

"Urlauber sollten nicht auf viele Schnäppchen und Last-Minute-Angebote hoffen, da das Hotelangebot aufgrund der Frühbucherwelle bereits stark eingeschränkt ist", sagte Alltours-Geschäftsführer Dieter Zümpel. Doch Reiseveranstalter haben naturgemäß ein Interesse daran, Urlauber zum schnellen Buchen zu drängen. Am liebsten wecken sie dabei noch deren Verständnis für höhere Preise.

Nicht jeder nimmt das Flugzeug

Die Verkaufszahlen der Reiseveranstalter zeigen allerdings nur einen Teil der Realität. Seit Jahren kaufen die Großen der Branche immer weniger Betten und Flugtickets fest ein, die sie notfalls kurz vor Toresschluss zu Schnäppchenpreisen verramschen müssen. Stattdessen basteln sie oft erst, wenn der Kunde buchen will, aus tagesaktuellen Hotel- und Flugangeboten neue Pauschalreisen zusammen. So entstehen kurzfristig immer wieder neue Angebote, die vorher gar nicht auf dem Markt waren - zumal manche ausländische Fluglinie wie die spanische Vueling ihre Flüge von und nach Deutschland ausgebaut hat.

Bei vielen jungen Reiseveranstalter wie JT Touristik ist dieses Modell sogar der Kern ihres Geschäfts. Zugleich macht es das Internet den Kunden immer einfacher, sich eine Reise mit Flug und Hotel selbst zusammenzustellen. Außerdem nimmt nicht jeder das Flugzeug: Viele Deutsche machen ohnehin Urlaub im eigenen Land, kommen mit Auto oder Bahn ans Ziel.

Professor Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hält die Warnung vor einem knappen Urlaubsangebot daher weitgehend für Panikmache. "Man bekommt vielleicht nicht die Unterkunft, die man haben wollte. Aber dass man wegen der Schulferienregelung gar keine Unterkunft im gewünschten Zielgebiet findet, halte ich für ausgeschlossen", sagt der Experte. In Wirklichkeit gebe es überhaupt kein Kapazitätsproblem.

Urlaub könnte trotzdem teurer sein

Die FUR hat dazu das Urlaubsreiseverhalten in den Jahren 2002 und 2003 analysiert, als sich die Sommerferien erst über 89, dann nur noch über 77 Tage erstreckten. "Trotzdem wuchs der Anteil der Sommerreisen, die in den Monaten Juli und August stattfanden, lediglich von 60,4 auf 60,8 Prozent", sagt Lohmann.

Dass Urlaub in den Ferien in diesem Jahr teurer wird, ist dem Experten zufolge zwar nicht ausgeschlossen. Schließlich meldeten auch Tui und Thomas Cook zuletzt gestiegene Buchungspreise. Lohmann zufolge ist jedoch nur rund jeder dritte Sommerurlauber von den Schulferien abhängig. Wenn viele andere Reisewillige schon mit Blick aufs Portemonnaie auf andere Zeiten ausweichen, dürfte der zusätzliche Touristenansturm in den Ferien tatsächlich nur einen Hauch in der Statistik ausmachen. Deshalb zu Hause bleiben muss dann jedenfalls niemand. (dpa)