Eisenach/Arnstadt. Johann Sebastian Bach ist als Thomas-Kantor in Leipzig berühmt geworden, sein Sohn Phillip Emanuel als Musikdirektor in Hamburg. Aber die Bachs stammen eigentlich aus Thüringen. Zwischen Eisenach und Weimar haben sie etliche Spuren hinterlassen - ein Streifzug durch ihre Lebens- und Wirkungsstätten.

Bei Johann Sebastian Bach denken alle an Leipzig. Aber die Bachfamilie stammte aus Thüringen, ihr Stammhaus steht in Wechmar südöstlich von Gotha. Und auch der große Komponist selbst ist Thüringer: In Eisenach, der Stadt unterhalb der Wartburg, kam er zur Welt. In Arnstadt hat er seine wilden Jahre verbracht, in Dornheim geheiratet, in Weimar war er etliche Jahre Konzertmeister.

Eisenach: Ina Conrad steht vor dem Martin-Luther-Gymnasium. In Teilen des Gebäudes war schon seit dem 16. Jahrhundert eine Lateinschule unterbracht. "Johann Sebastian Bach hat hier Rhetorik und Grammatik gelernt", erzählt die Stadtführerin. "Er war ein ziemlich guter Schüler, fehlte aber oft." Das Haus seines Onkels Johann Christoph Bach ist nur ein paar Meter entfernt.

In der nahen Georgenkirche ist der kleine Johann Sebastian 1685 getauft worden. Das Bachdenkmal, das die Eisenacher 1850 zum 100. Todestag aufgestellt haben, steht zwar vor einem Fachwerkgebäude, das damals als sein Geburtshaus galt. Aber das hat sich inzwischen als falsch erwiesen: "Hier haben Bachs Eltern nie gewohnt." Egal: Einen Besuch lohnt das Bachhaus unbedingt, schon wegen des tollen Museums, das dort untergekommen ist.

Arnstädter wollten einen verlässlichen Organisten

Arnstadt: Ach, Arnstadt - Johann Sebastians Erinnerungen an die älteste Stadt Thüringens waren zeitlebens nicht die besten. Der junge Musiker kam 1703 mit 18 Jahren hierher, eigentlich nur, um die neue Orgel in der Neuen Kirche zu prüfen, die heute Bachkirche heißt. Aber dann blieb er gleich als Organist. In Arnstadt hat das junge Genie seine wilden Jahre verbracht und immer wieder Ärger bekommen.

Familie Bach in Thüringen

Auf der Wartburg konzertierten schon die Minnesänger - in Eisenach unterhalb der Burg ist Johann Sebastian Bach zur Welt gekommen.
Auf der Wartburg konzertierten schon die Minnesänger - in Eisenach unterhalb der Burg ist Johann Sebastian Bach zur Welt gekommen. © Eisenach.info
Das Bachhaus in Eisenach ist gar nicht das Geburtshaus von Johann Sebastian - das Museum darin lohnt aber trotzdem einen Besuch.
Das Bachhaus in Eisenach ist gar nicht das Geburtshaus von Johann Sebastian - das Museum darin lohnt aber trotzdem einen Besuch. © Eisenach.info
Vor dem Rathaus von Arnstadt - Stefan Buchtzik zeigt Besuchern, wo Johann Sebastian Bach in seinen wilden Jahren gelebt hat.
Vor dem Rathaus von Arnstadt - Stefan Buchtzik zeigt Besuchern, wo Johann Sebastian Bach in seinen wilden Jahren gelebt hat. © dpa
Bachs Traukirche - die Hochzeitsgesellschaft kam damals zu Fuß aus Arnstadt nach Dornheim.
Bachs Traukirche - die Hochzeitsgesellschaft kam damals zu Fuß aus Arnstadt nach Dornheim. © dpa
Die Bartholomäus-Kirche in Dornheim ist heute bei Brautpaaren ausgesprochen beliebt - viele wollen es machen wie Johann Sebastian und seine Maria Barbara, die sich hier das Ja-Wort gegeben haben.
Die Bartholomäus-Kirche in Dornheim ist heute bei Brautpaaren ausgesprochen beliebt - viele wollen es machen wie Johann Sebastian und seine Maria Barbara, die sich hier das Ja-Wort gegeben haben. © dpa
Das Altarbild stammt von 1430 - in der kleinen Dorfkirche von Dornheim hat Johann Sebastian Bach geheiratet.
Das Altarbild stammt von 1430 - in der kleinen Dorfkirche von Dornheim hat Johann Sebastian Bach geheiratet. © dpa
Lauschiges Plätzchen - in der Stadtkirche St. Peter und Paul hat Johann Sebastian Bach oft die Orgel gespielt - bis er Weimar schließlich doch verlassen hat.
Lauschiges Plätzchen - in der Stadtkirche St. Peter und Paul hat Johann Sebastian Bach oft die Orgel gespielt - bis er Weimar schließlich doch verlassen hat. © Weimar GmbH
In Weimar erinnert ein Denkmal an die Zeit des Komponisten in der Stadt - Bach war hier einige Jahre Organist und Konzertmeister.
In Weimar erinnert ein Denkmal an die Zeit des Komponisten in der Stadt - Bach war hier einige Jahre Organist und Konzertmeister. © Weimar GmbH
Von dem Haus, in dem die Bachfamilie in Weimar gewohnt hat, ist nichts mehr übrig - hinter der Mauer mit der Gedenktafel erstreckt sich ein Parkplatz.
Von dem Haus, in dem die Bachfamilie in Weimar gewohnt hat, ist nichts mehr übrig - hinter der Mauer mit der Gedenktafel erstreckt sich ein Parkplatz. © dpa
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Mal spielte er die Orgel eine Spur zu avantgardistisch, mal zu lang, mal zu kurz, mal nahm er eine fremde Jungfer mit auf die Empore, mal prügelte er sich mit einem Chorknaben. Und schon gab es wieder Stress mit dem Arbeitgeber, schließlich wollten die Arnstädter schlicht und ergreifend einen verlässlichen Organisten, der keine Mätzchen machte.

Einen Abstecher wert ist das Schlossmuseum, nicht nur wegen der wertvollen Brüsseler Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert und der Sammlung mit Meißner Porzellan. Es gibt auch eine sehenswerte Ausstellung zur Bachfamilie, unter anderem mit Instrumenten wie Waldhorn und Langtrompete und dem Notenschrank aus der Bachkirche samt Notenblättern.

Bach, Herder und Cranach in der Stadtkirche

Dornheim: Die Bartholomäus-Kirche in Dornheim hat schon was. Der Kirchenbau geht auf das 12. Jahrhundert zurück, die Einrichtung ist hell und schlicht. Das Altarbild stammt von 1430. Besucher kommen aber vor allem, weil Johann Sebastian Bach vor dem Altar gekniet und hier geheiratet hat. Und das wollen heute viele andere auch. "Wir haben unheimlich viele Hochzeiten und Taufen", sagt Siegfried Neumann vom Freundeskreis zur Erhaltung der Traukirche. "Katholisch, evangelisch, baptistisch, orthodox - geht alles", sagt Neumann.

Weimar: Bach kam zum ersten Mal 1703 nach Weimar, aber nur für ein Zwischenspiel. Als junger Mann war er dann von 1708 bis 1717 Organist und Konzertmeister hier. Sechs seiner Kinder wurden in Weimar geboren. Die Kapelle im Schloss, in der er gespielt hat, ist nicht mehr erhalten. Genauso wenig wie sein Haus nicht weit vom Markt. Wo es stand, erstreckt sich heute der Parkplatz neben dem Fünf-Sterne-Hotel "Elephant". Immerhin erinnert nur ein paar Meter weiter eine Bach-Büste an den Komponisten.

Johann Sebastian Bach selbst kam in Eisenach zur Welt, verbrachte seine wilden Jahre in Arnstadt, heiratete in Dornheim und komponierte bereits viel in Weimar.
Johann Sebastian Bach selbst kam in Eisenach zur Welt, verbrachte seine wilden Jahre in Arnstadt, heiratete in Dornheim und komponierte bereits viel in Weimar. © dpa-infografik

In der Stadtkirche St. Peter und Paul hat Johann Gottfried Herder gepredigt und Bach regelmäßig die Orgel gespielt. Das Altargemälde ist von Lucas Cranach dem Älteren. Vier Bach-Kinder sind hier getauft worden, auch Carl Philipp Emanuel, der am 8. März dieses Jahres seinen 300. Geburtstag gefeiert hätte und an den nicht nur Weimar in diesem Jahr oft erinnert. Herder ist in der Kirche begraben worden - Bach nicht, der Musiker zog 1717 weiter nach Köthen. Aber das liegt schon nicht mehr in Thüringen und ist eine andere Geschichte. (dpa)