Jena. Große Namen prägen das Stadtbild Jenas. Friedrich Schiller gab der Universität seinen Namen und lernte in der Stadt Goethe kennen. Das Ernst-Abbe-Denkmal - entworfen von Henry van der Velde - wirkt wie ein Tempel. Und in der alten Schott-Villa sehen Besucher Historisches und High-Tech-Glas.
Im Jahr 1789 stand Jena Kopf: Mehr als 500 Studenten, etwa die Hälfte der damals Immatrikulierten, zogen durch die Innenstadt. Sie wollten die Antrittsvorlesung von Friedrich Schiller an der Universität Jena hören. Weil der ursprünglich dafür vorgesehene Raum für die Massen viel zu klein war, ging es in einen größeren Hörsaal. In Erinnerung an dieses Ereignis feiert die Friedrich-Schiller-Universität jedes Jahr den Schillertag.
"Dass der Dichter der Freiheit und Namensgeber der Universität hier lange Zeit auch als Professor wirkte, wissen nur wenige", sagt die Stadtführerin Birgit Gudziol. Auch Johann Wolfgang von Goethe kam gern und oft in die Studentenstadt. Hier schloss er 1794 Freundschaft mit Schiller.
Kaum Hinweise auf Schillers Einfluss
In Schillers Gartenhaus, das heute ein Museum ist, wird die literarische Verwandtschaft und persönliche Freundschaft der beiden Dichterfürsten sichtbar. Über einen alten Steintisch im Garten soll Goethe 1827 zu seinem Vertrauten Johann Peter Eckermann gesagt haben: Dort hätten er und Schiller oft gesessen und "manches gute und große Wort miteinander" gewechselt.
"Neben dem Gartenhaus gibt es im Hauptgebäude der Uni eine Büste Schillers", erklärt Gudziol. Und im Stadtteil Weinigenjena können Touristen die Kirche besuchen, in der er 1790 Charlotte von Lengefeld heiratete. "Ansonsten fehlen in der Stadt markante Hinweise darauf, dass Schiller in seinem sogenannten Jenaer Jahrzehnt maßgeblichen Einfluss auf das geistige Leben seiner Zeit ausübte."
Trio mit Erfolgsgeschichte
Nicht zu übersehen sind dagegen die einzigartigen Industriebauten im Zentrum der Stadt. Drei Männer standen hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts an der Wiege der feinmechanisch-optischen Industrie: Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott. "Eigentlich wollte Zeiss in Weimar investieren, erhielt aber dort keine Genehmigung", erklärt Gudziol. "In Jena dagegen fand er die Rahmenbedingungen, die er brauchte, um Forschung und Entwicklung in Gang zu bringen."
Zunächst versuchte Zeiss, nur durch Probieren Lösungen zu finden. Aber zusammen mit Abbe und Schott entstand später ein unschlagbares Team mit einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. 1886 wurde bereits das zehntausendste Mikroskop angefertigt. Es ging als Geschenk an den Bakteriologen Robert Koch.
Museum mit Tempelästhetik
Im Optischen Museum erleben Besucher die Entwicklungsgeschichten optischer Instrumente wie Fernrohr, Mikroskop, Kamera oder Brille. "Schauen Sie sich auch das Ernst-Abbe-Denkmal vor dem Museum an", empfiehlt die Stadtführerin. Das wie ein Tempel wirkende Bauwerk ist frisch renoviert. Entworfen hat es der belgische Künstler Henry van der Velde.
Auf den Spuren der Erfinder sollten Touristen auch das Schott-Glasmuseum und die Schott-Villa besuchen. Neben der Firmengeschichte stehen High-Tech-Materialien von heute im Fokus. Am Ende eines Tagesausflugs durch Jena lohnt ein Besuch in der beliebten Kneipenmeile Wagnergasse. In den gemütlichen Gaststätten ist Zeit für einen Plausch über Optik und Dichtkunst - oder einfach für ein kühles Getränk. (dpa)